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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
Autoren: Torsten Fink
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Sahif.«
    »I ch weiß«, presste er hervor. Ela musste ihn immer noch stützen, denn er war schwach, und in seinem Leib, der sich mit aller Kraft gegen das tückische Gift des Marghul wehrte, wütete ein Fieber. Sie hatte es nicht ausgesprochen, aber es war offensichtlich, dass Ela Angst davor hatte, auf der Ebene die Nacht verbringen zu müssen. »D u musst dich nicht fürchten. Die Toten werden über uns wachen«, fügte er hinzu.
    »U nd wer schützt uns vor ihnen? Ich meine, es wird Nacht, das ist doch die Zeit der Geister«, flüsterte sie.
    Das war eine Frage, die Sahif sich selbst stellte, denn jetzt, da sich der immerrote Himmel verdüsterte, schienen ihm die bleichen Schemen deutlicher hervorzutreten. Oder täuschte ihn das Fieber? Bildete er sich diese Geister vielleicht nur ein? Nein, sie waren da, und sie wollten etwas von ihm, verlangten, dass er sie von dieser Ebene führte, und er hatte immer noch keine Ahnung, wie er das anstellen sollte.
    »D er Alte Lenn«, murmelte er.
    »W as?«
    »D er verrückte Alte, den wir auf der Mauer getroffen haben. Vielleicht weiß er, wie wir den Bann aufheben können, der die Toten auf der Insel festhält.«
    »M einst du?«
    »E r ist schon ewig hier. Er steckt diese Rutenbündel in die Mauer. Er muss etwas wissen.«
    »D u kennst ihn von früher?«
    »U nd schon damals war er verrückt«, bestätigte Sahif.
    »W ie… ich meine, wie war es, als du hier auf der Insel warst?«
    »N icht viel anders als heute«, wich er aus. Er wollte nicht über die Zeit in der Festung sprechen. Die harte Ausbildung, die endlosen Übungen, die Strafen und Prüfungen, der ewige Wettstreit mit den anderen Schülern– das alles wollte er hinter sich lassen. »E s hat sich nicht viel geändert«, behauptete er. »N ur, dass damals weder Scholaren noch Westgarther die Ruhe der Ebene störten. Da waren es nur die Massarti, die Wächter, die Schatten und die Toten, die ich früher nicht bemerkt habe. Und die ich nun befreien will.«
    »W äre das denn wirklich klug?«, fragte Ela flüsternd.
    Ein gehauchtes Stöhnen drang an Sahifs Ohr. »S ie können dich hören, Ela Grams, auch wenn du flüsterst.«
    Ela schluckte und schwieg.
    »S ie wollen nur ihren Frieden, und ich werde dafür sorgen, dass sie ihn bekommen, gleich, was es kostet.«
    Ihr müsst weiter, hauchte es aus der Dunkelheit.
    Sahif reckte den Kopf. Ein unangenehmes Kribbeln lief über seine Haut. Auch Ela schien etwas zu spüren, denn sie sah sich misstrauisch um.
    Der Totengräber kommt.
    »L os, hier können wir nicht bleiben«, sagte Sahif und erhob sich, so schnell es sein geschwächter Körper zuließ. »E iner der Wächter ist in der Nähe.«
    Ela stellte keine Fragen. Sie half ihm die Kuppe hinab, und sie hasteten weiter, immer in Richtung der hohen Mauer, die in der Ferne auf sie wartete.
    ***
    Jamade lief erst wieder langsamer, als sie das unheilvolle Plateau lange hinter sich gelassen hatte. Die Nacht war hereingebrochen, und der Himmel hatte sich zu einem fast schwarzen Rot verfärbt. Kein Mond und kein einziger Stern spendete von dort oben Trost, und Jamade fluchte über die Dunkelheit, die ihr das Vorankommen erschwerte. Der Weg führte weiter an der Steilküste entlang und forderte ihre volle Aufmerksamkeit, was sie daran hinderte nachzudenken.
    Sie blieb stehen. Sie durfte nicht planlos voranstürmen, gerade weil Sahif hinter ihr her war. Meister Iwar hatte es gesagt, er war älter und erfahrener als sie, im Kampf überlegen. Sie hatte gesehen, wie schnell er war– und das, obwohl er sein Gedächtnis verloren hatte. Wie würde es jetzt sein, wenn er nicht mehr nur mit seinen Instinkten kämpfte? Nein, Meister Iwar hatte Recht, sie musste ihm aus dem Weg gehen. Es entsprach ohnehin der Lehre der Bruderschaft, Kämpfe mit ungewissem Ausgang zu vermeiden.
    Sie lächelte– Meister Iwar wollte einen Wettkampf? Er würde ihn bekommen. Sie war vielleicht nicht so stark und schnell wie Sahif, aber sie hatte ihre eigenen Methoden und Möglichkeiten. Sahif würde versuchen, sie aufzuhalten, aber dazu musste er sie erst einmal erwischen. Sie würde ihm so viele Steine in den Weg legen, wie sie nur konnte.
    Sie kletterte über den nächsten Grat und sah endlich den halb eingefallenen Turm, in dem sie übernachtet hatten, bevor sie in die Ebene hinabgestiegen waren. Ein Licht brannte im oberen Stockwerk, vermutlich war also jemand dort oben. Die entscheidende Frage war: Wie würden die Westgarther zu Sahif stehen, nach dem
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