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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Autoren: Torsten Fink
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Weg und fragte: » Was soll das werden, Hauptmann? «
    Vil reckte sich, aber er konnte das Gesicht des Mannes in der Dunkelheit nicht erkennen.
    » Sie hat darauf bestanden, Herr. «
    » Seid Ihr toll, Mann? Hört Ihr das? Die Menge will Blut sehen. Das Blut eines Verräters. Aber was, glaubt Ihr, wird geschehen, wenn sie diese Frau mit ihren Kindern da draußen sehen? Wir wollen doch nicht, dass falsches Mitleid irgendwelche Zweifel an der Gerechtigkeit des Urteils weckt, oder? «
    Der Offizier wurde verlegen und gab keine Antwort.
    » Habe ich mich klar ausgedrückt? « , fragte der Mann in der Tür.
    » Es ist meine Entscheidung, und es ist mein Recht. Mein Mann ist ein Ritter der Großen Versammlung. Ich habe das Recht, dieses Verbrechen, das Ihr begehen wollt, zu bezeugen! «
    » Ah, die Rechte der Alten Häuser und Geschlechter « , erwiderte der Unbekannte in der Pforte gelassen. » Ich habe viel gehört von dem altehrwürdigen, nun aber beinahe verschwundenen Hause Gremm, und ich finde es wirklich bedauerlich, dass Euer Mann sich dieses Hauses und der Halle der Versammlung als so unwürdig erwies. Aber Ihr solltet Euren berühmten stahlharten Sinn vielleicht doch beugen, Doma Rohana, schon Euren Kindern zuliebe. «
    » Geht mir aus dem Weg « , zischte Rohana Merson, » oder wollt Ihr dieses alte Recht der Familien auch noch mit Füßen treten? «
    Der Schatten in der Pforte zuckte mit den Schultern. » Wenn Ihr mich so fragt, Doma Rohana, nein, das will ich nicht. Ich kenne diese Rechte, doch leider ist Euer Mann mit dem Urteil aus der Versammlung entfernt worden, und alle Privilegien der Halle sind erloschen. Doch selbst wenn es nicht so wäre, würde ich es verhindern, zum Wohle unserer Stadt, das mir sehr am Herzen liegt. «
    Endlich erkannte Vil die Stimme. Es war der Kammerherr Ajeler, der sie im Kerker erwartet hatte, vor kurzem noch ein Freund seines Vaters.
    » Ich bin nicht Euer Feind, Doma Rohana, und ich wage viel, wenn ich mein Angebot erneuere. Ein Schiff liegt im Hafen, es wird noch heute nach Süden segeln. Ihr könntet an Bord gehen, mit Euren Kindern, und in einer unserer Kolonien dort unten ein neues Leben beginnen. Warum wollt Ihr es nicht annehmen? «
    Rohana Merson schüttelte den Kopf. » Das würde Euch so gefallen, Kämmerer, uns abzuschieben in die Ferne, um es den Wilden oder dem Sumpffieber zu überlassen, Euer ungeheuerliches Werk zu vollenden. Nein, wir bleiben in Xelidor, als Erinnerung an das, was heute geschieht, als Stachel in Eurem Fleisch! Schon bald wird man einsehen, wie Unrecht man uns tat. Dann werden wir zurückkehren und zusehen, wie Eure Untat Euch einholt. «
    » Ihr seid zu stolz, Doma Rohana, genau wie Euer Mann. Aber Ihr täuscht Euch; man wird Euch vergessen, schneller als Ihr glaubt, wie noch jeden, der die Halde betrat. Aber gut, wenn Ihr Euch nicht helfen lassen wollt, so kann ich nichts mehr für Euch tun. Doch ganz gewiss werde ich nicht zulassen, dass die Menge Euch und Eure armen Kinder noch einmal zu Gesicht bekommt. « Der Mann trat zur Seite. » Wenn Ihr Euch das antun wollt, so könnt Ihr Euch das Geschehen von dieser Kammer aus anhören, so wie die Gladiatoren der längst vergangenen Zeit wohl zuhörten, als sich ihre Kameraden da draußen abschlachteten. Hauptmann, Ihr seid mir dafür verantwortlich, dass die Verurteilten in dieser Kammer bleiben. Und lasst nicht zu, dass sie ihre Gesichter da oben hinter den Gittern zeigen. Und danach bringt sie ohne weitere Verzögerung zur Halde, bevor die Menge sich in die Straßen ergießt. Bringt sie hinunter und übergebt sie dem Vergessen. «
    » Jawohl, Herr « , erwiderte der Hauptmann und salutierte.
    Vil sah zu den schmalen, vergitterten Fenstern auf, die er nicht erreichen konnte. Er sollte seinen Vater nicht noch einmal sehen dürfen?
    » Haltung, Viltor! « , flüsterte ihm seine Mutter zu. Er beobachtete sie, wie sie schön und bleich in der Kammer stand und auf das Unvermeidliche wartete.
    Die Nachmittagssonne warf durch die Gitter ein eigenartiges Muster auf die alten Mauern. Er hörte das Gebrüll der Menge, die den Namen seines Vaters verfluchte wegen der Verbrechen, die er angeblich begangen hatte.
    Niemand in der Kammer sagte etwas, die Soldaten wirkten übellaunig, vielleicht weil sie nicht zusehen konnten. Und dann herrschte draußen plötzlich atemloses Schweigen, in dem laut die schweren Schritte eines einzelnen Mannes dröhnten.
    » Hörst du das? Das ist der Henker « , flüsterte eine
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