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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Autoren: Torsten Fink
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wahr ich eine Gremm bin. Noch haben wir Freunde in der Stadt, mächtige Familien. Du wirst es sehen, Viltor. «
    Vil dachte an das gespenstische Fest zurück, als sie allein an der Tafel gesessen hatten. Nein, viele Freunde konnten sie in dieser Stadt nicht mehr haben.
    Später am Tag brachten die Wachen ihnen Essen, Suppe, Brot und Decken für die Nacht, mehr geschah am ersten Tag nicht. Am zweiten Tag verlangte Rohana Merson ein Gespräch mit den Anklägern, dann mit einem Hohen Rat, einem Richter und später mit dem Befehlshaber der Festung, sie verlangte ihre sofortige Freilassung und Auskunft über das Schicksal ihres Mannes, doch keiner dieser Bitten wurde entsprochen.
    Am dritten und vierten Tag war es nicht anders. Sie lagen im Stroh, warteten, aßen und redeten nicht viel. Vil versuchte noch einmal, mit seiner Mutter über den Vater zu sprechen, und darüber, was wohl mit ihm und mit ihnen geschehen würde, aber sie gab ihm keine Antwort. Er erkannte jedoch, dass sich unter ihrer harten Unnachgiebigkeit allmählich auch Sorgen in sie hineinfraßen.
    Vil übernahm es, sich um Faras und Tiuri zu kümmern, aber das war nicht schwer. Sie zankten nicht einmal mehr miteinander. Worum auch? Das Essen war so furchtbar, dass es sich nicht lohnte, darum zu streiten. Es gab nichts zu tun, und Vil versuchte, die Zeit zu verdösen.
    Am achten Tag wurde Rohana Merson von einem Wächter der Grauen Wacht abgeholt.
    » Wo bringt Ihr uns hin, Hauptmann? « , fragte sie und stellte sich schützend vor ihre Kinder.
    » Die Kinder? Nirgends, Doma. Es ist das Gericht. Es will Eure Aussage hören. «
    » Das Gericht? «
    » Es wird nicht lange dauern. Ihr seid bald wieder hier. «
    » Werde ich meinen Mann sehen? «
    » Vielleicht, Doma, ich weiß es nicht. «
    » Aber ich kehre hierher zurück? «
    Der Hauptmann zuckte mit den Schultern. » Nach allem, was ich weiß, ja, Doma, doch ich weiß nicht, was das Gericht entscheiden wird. «
    Vil und seine Geschwister verbrachten bange Stunden allein in ihrem Kerker, und Faras, der in den vergangenen Tagen erstaunlich tapfer gewesen war, weinte nun doch wieder.
    » Memme « , murmelte Vil wütend, vor allem auf sich selbst, weil ihm auch zum Heulen zumute war, und er war froh, dass Tiuri seinen kleinen Bruder tröstete.
    Dann kehrte die Mutter zurück. Sie wollte nichts über das Gericht sagen, aber sie hatte gerötete Augen, als hätte auch sie geweint, etwas, das Vil sich bis zu diesem Tag nicht hatte vorstellen können. Er sah ihr an, dass ihr im Gericht etwas Schreckliches widerfahren sein musste, noch schrecklicher als all das, was in den letzten Tagen geschehen war.
    Kurz entschlossen ging er zur niedrigen Pforte und rief nach der Wache.
    » Was wollt Ihr? « , wurde er mürrisch gefragt.
    » Ich will wissen, wann wir endlich hier herauskommen! «
    Die Wache schüttelte den Kopf. » Früher, als Euch lieb sein wird, junger Herr. «
    Und dann, und das machte ihm noch mehr Angst, kam die böse Ahnung, dass dieses Furchtbare, das seine Mutter so erschüttert hatte, erst noch geschehen würde. Und nur ein Wunder würde sie noch retten.

Esrahil Gremm schrieb einen Brief. Das hieß, eigentlich starrte er nur auf die Schreibfeder in seiner Hand. Sie hatte sich seit Minuten nicht bewegt, und das Pergament, das sie beschreiben sollte, war noch beinahe leer. Die Anrede, er war über die Anrede nicht hinausgekommen!
    Er stöhnte. Die Anspannung drückte ihm die Luft ab. Schließlich hielt er es nicht mehr aus: Er legte die Feder aus der Hand, stand auf, verließ die enge Schreibstube, lief durch den kurzen Flur zur Vordertür und trat hinaus, um Atem zu schöpfen.
    Der Stundenturm des Viertels ließ seine blecherne Glocke erklingen.
    Gremm hätte ihn nicht gebraucht, um zu wissen, was die Stunde geschlagen hatte. Die frische Frühlingsbrise, die vom Meer den Silbersteig heraufzog, half nicht. Die schweren Wolken, die über seinem Gemüt hingen, konnte kein Wind der Welt vertreiben.
    Sein Blick glitt gedankenverloren durch die Gasse. Sie war beinahe menschenleer, ungewöhnlich für diese Tageszeit, aber er kannte den Grund nur zu gut. Er lauschte. Nein, der Wind war gnädig, er kam von der See und ließ Gremm den Lärm nicht hören, der ganz gewiss über der Arena aufstieg.
    Stattdessen hörte er jetzt die hastigen Schritte von Abar Brasus, die den Silbersteig heraufeilten. Er war Kauffahrer, so wie Gremm, und sein Haus lag nur einen Steinwurf entfernt.
    Gremm zog in Erwägung, ins Haus
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