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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Autoren: Torsten Fink
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könnt. Man nennt ihn den Eisenkönig. Unter seinem Schutz seid Ihr so sicher, wie man es in der Halde nur sein kann. «
    Er öffnete das zweiflügelige Gittertor. Jenseits davon stand der kräftige Mann, den Vil zuvor schon gesehen hatte. Aus der Nähe wirkte er noch feister. Seine fleischigen Arme waren dicht behaart, während sein Kopf beinahe kahl war. » Semer Geffai, zu Euren Diensten « , stellte er sich vor.
    Es sollte wohl freundlich klingen, aber Vil konnte keine Freundlichkeit in diesem Mann erkennen. Seine Mutter nickte dem Mann höflich zu, aber er sah ihr an, dass es sie viel Überwindung kostete. » Rohana Merson mit ihren Kindern Viltor, Tiuri und Faras. «
    » Wenn Ihr mir folgen wollt, Doma Rohana, ich denke, für ein lediglich kleines Entgelt kann ich Euch die beste Unterkunft besorgen, die Ihr hier unten bekommen könnt « , rief der Eisenkönig und ging voraus. » Achtet auf den Weg, ich fürchte, er ist voller Unrat. «
    » Aber ich habe derzeit kein Geld, Menher Geffai. Wir durften nicht mehr mitnehmen, als wir an unseren Körpern trugen. «
    » Natürlich nicht, Doma, das ist mir bewusst. Aber ich sehe da zum Beispiel Eure Handschuhe aus bestem Leder. Schöne Stücke, die Ihr hier unten aber nicht brauchen werdet. Sie wären eine gute Anzahlung auf die Miete für Euer neues Heim. «
    Jetzt sah Vil etwas Lauerndes im Gesicht von Semer Geffai. Er sah auch, wie sehr seine Mutter mit sich rang. Schließlich aber zog sie rasch ihre Handschuhe aus und hielt sie dem Mann hin, der sie mit einer übertriebenen Verbeugung entgegennahm. » Hier entlang bitte, hier entlang. Es ist nicht weit, aber achtet auf den Weg. «
    Viltor spürte ein Zupfen an seinem Hemd. Es war seine kleine Schwester. » Was ist das für ein Ort? « , fragte sie leise.
    Semer Geffai hatte sie gehört. Er wandte sich ihr zu und sagte: » Dies, Kind, ist einer der ältesten Teile unserer schönen Stadt. Vor vielen hundert Jahren grub man hier nach Eisen – und fand diese Höhle. Ihr Boden, so heißt es, war eine einzige, viele Ellen starke Erzader, an der man Jahre zu graben hatte. Aber heute gibt es kein Eisen mehr, nur noch uns. «
    » Es gefällt mir hier nicht « , meinte Faras.
    Rohana Merson wandte sich an ihre Kinder und lächelte ihnen auf eine Art zu, die sie ermutigen sollte, aber Vil seltsam traurig machte. » Keine Angst, Kinder. Wir haben Freunde in der Stadt, die uns helfen werden. Schon bald wird dieser Albtraum vorüber sein. «
    » Aber Papa ist tot « , stellte Tiuri ernst fest.
    Rohana Mersons Gesicht erstarrte. » Das ist wahr, mein Kind, aber seine Mörder werden bald dafür bezahlen. Wir werden sie das büßen lassen. Habt ihr das verstanden? Es ist ein Unrecht geschehen, eurem Vater, uns. Aber niemand tut einer Gremm oder einem Merson unrecht, ohne dafür zu büßen. Und jetzt kommt, reißt euch zusammen! Gönnen wir unseren Gegnern nicht das Vergnügen, uns verzweifelt oder niedergeschlagen zu sehen. Sehen wir uns lieber unser neues Heim an. Auch wenn es nur für wenige Tage ein Zuhause sein wird. «

Esrahil Gremm saß immer noch an seinem Brief. Es gab vieles, was er besser konnte als Briefe verfassen, er war ein Mann der Zahlen, nicht der Buchstaben. Sein Schreiber hätte sich wohl besser auf wohlklingende Schmeicheleien verstanden, aber den hatte er schon lange nach Hause geschickt. Mit einer gewissen Bitterkeit dachte Gremm daran, dass der Mann den freien Nachmittag wohl genutzt hatte, um sich die Hinrichtung anzusehen. Aber diese Angelegenheit war auf jeden Fall zu heikel, um einen Schreiber einzubeziehen.
    Gremm hielt inne und betrachtete die schwarze Tinte, die auf dem Pergament trocknete. Hätte es sich hier um einen Vertrag gehandelt, ja, da wäre er in seinem Element gewesen, hätte Kosten und Nutzen aufgelistet, eine satte Spanne Gewinn kalkuliert, um sie zur Not im zähen Ringen dahinschmelzen zu lassen und am Ende doch seinen Schnitt zu machen. Aber hier ging es nicht um das Geschäft, es ging um die Familie, und es ging um Gnade.
    Er hielt wieder inne und starrte in die flackernde Kerze. Er hatte in den vielen Stunden, die er sich hier in seinem kleinen Arbeitszimmer verkrochen hatte, lediglich eine weitschweifige Einleitung verfasst, voller höflicher Ehrerbietung gegenüber dem Archonten, der Versammlung und dem Hohen Rat, etwa so, wie es der Schreiber immer tat, wenn er wichtigen Geschäftspartnern schrieb, aber damit kam er jetzt, da es zur Hauptsache ging, nicht weiter.
    Er schüttelte
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