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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Taten!«
    Er lauschte den Schmerzens- und Verzweiflungsschreien in der Stadt. Für ihn waren sie wie, das Luststöhnen einer Frau. Rund um ihn züngelten Flammen von Wohnhäusern und Tempeln himmelwärts, und schwarzer dichter Rauch streckte sich den Sternen entgegen, um sie zu verhüllen. Leichen lagen ringsum in ihren Rüstungen, haufenweise: die letzten Verteidiger der Stadt. Frauen schrillten, Kinder wimmerten. Die Feuer loderten, und Du-jums finstere Soldaten trieben ihr Unwesen in den Straßen.
    »Mein Wille geschieht!« knurrte er in die Nacht hinaus. »Du-jums Wille!«
    Er hatte gelitten. Nun sorgte er dafür, dass andere litten! Er hatte gehungert und gedürstet. Nun würde er andere hungern und dürsten lassen! Ihm war Gewalt angetan worden. Nun sollten andere Feuer und Stahl spüren. Rache war süß! Zwar hatte er sich für die Narben auf Stirn, Rücken, Wangen und Hals gerächt, aber dadurch war sein Rachedurst erst richtig gewachsen.
    Doch mehr als nach Rache strebte er nach Macht, nach großen Taten, nach Eroberung. Kleine Leute träumen, doch sie wissen, dass es Träume bleiben. Große Männer träumen und machen ihre Träume zur Wirklichkeit, zu ihrer Zukunft.
    Du-jum genoss diesen Gedanken an seine große Zukunft. Seine Rüstung war nicht blutig. Er trug ein Schwert, doch nur zur Zier. Seine Gefährlichkeit lag in weniger greifbaren Waffen. Seine gelbglühenden Augen verrieten die Zauberkräfte in seinen Nerven und Adern, in seinem ganzen Ich. Sein dunkles Gewand, sein Schwert und der eiserne Harnisch, sie alle wiesen bedeutende Zauberrunen auf, und sein Schädel war so kahl geschoren wie der eines stygischen Priesters. Von einer geflochtenen Goldkette um seinen Hals baumelte ein geschnitzter, hässlicher Vogel, und die langen Finger seiner Rechten umklammerten ein langes Zepter aus grünem, geschliffenem Stein. Es war ein Schlangenzepter, mit Ornamenten und Glyphen verziert, der in einem juwelenbesteckten Schlangenschädel mit klaffendem Rachen, spitzen Fängen und vorgeschnellter Zunge endete.
    Der Vogel gehörte Du-jum, er war das Zeichen Urmus, des Geiergottes, den Du-jum verehrte. Das Zepter hatte er gestohlen.
    Die Schreie verstummten allmählich, und während Du-jum wartete, begannen auch die Feuer niederzubrennen. Er sammelte seine Soldaten, die nicht auf Streife waren, um sich. Alle trugen sein Zeichen auf der Stirn – ein tiefes V, das er selbst ihnen mit langen Fingernägeln eingeritzt hatte.
    Nun, da das Warten zu Ende war, drehte Du-jum sich um und hob die Arme. Er stand vor dem Portal eines alten, lange missachteten Bauwerks aus dunklem Stein, in einem Viertel der Stadt, in dem seit langer Zeit nur noch Dirnen, Zuhälter, Diebe und Mörder hausten. Früher einmal war. das Gebäude ein Tempel gewesen, seit Jahren diente es nun jedoch gleichermaßen als Huren- und Schlafhaus sowie als Schenke.
    »Die Gottesschänder im Innern wurden zusammengetrieben und getötet!« donnerte Du-jum. »Nun lasst ihr Blut aus ihren Kadavern strömen im Namen Urmus, des Geiers, auf dass seine Altäre endlich wieder zu trinken bekommen!«
    Seine gelben Augen funkelten zu den Gesimsen empor, wo unbeachtet von den Generationen Thesradern gewaltige Steingeier kauerten und mit weitausgebreiteten Schwingen über die Stadt spähten, die dereinst, vor langer, langer Zeit, von den Priestern und Zauberern des Geiers beherrscht worden war.
    Erneut hob Du-jum die langen Arme und ballte die Fäuste. Seine Soldaten verstummten, während aus der Stadt immer noch Stöhnen zu hören war.
    »Urmu!« rief er, und seine Stimme dröhnte wie ein Messinggong. »Urmu! Kadulu imest!«
    Seine Soldaten begannen zu schwitzen und zu murmeln, doch beruhigten sie sich wieder.
    »Urmu! Erwache zu neuem Leben! Deine Macht ist wiederhergestellt! Die Stadt vergießt Blut für dich, o Urmu! Ich habe sie für dich erobert! Wieder soll der Tag der Finsternis gehören, o Urmu!«
    Senkrecht blies der Wind vom Himmel herab. Der bisher von Wolken verhangene Vollmond leuchtete plötzlich ungehindert. Der Wind hob zu heulen an. Die Fackeln flackerten, und die Umhänge der Soldaten flatterten wild.
    Du-jums weiter schwarzer, Umhang wickelte sich um dessen Körper.
    »Urmu! Kidesh kidera! Erheb dich, Geier! Erhebt euch, Schwingen der Finsternis! Erschau mit deinem weit reichenden Blick den Teppich aus Blut, der für dich ausgebreitet ist. Das Beuteopfer wird dir vor den Schnabel gelegt. Deine Magie lebt wieder, o Urmu!«
    Der Wind peitschte herab. Das
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