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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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ein dringend benötigtes Omen der Hoffnung. Er würde es nicht missachten oder daran zweifeln, nicht jetzt. Denn nun war ihm klar, wie viel er in den vergangenen neun Monaten durch Sorglosigkeit, ja Dummheit, übersehen hatte, wo doch ein offenes Auge, ein scharfes Ohr, ein bisschen Überlegung ihn vor der drohenden Zukunft hätte warnen können.
    Verärgert schüttelte er den Kopf, stand auf und streckte sich. Er war entsetzlich müde, erschöpft, aber seine unruhigen Gedanken vertrieben den Schlaf. Leise ging er zur Roten Sonja und blickte gedankenverloren auf sie hinunter. Er murmelte ein kurzes Gebet zu den Göttern und bat sie, dass ihr Kommen Gutes bedeute und er ihr Zeichen verstehen würde.
    Neben Sonja lagen zwei Verwundete. Auch zu ihnen ging Omeron. Er kniete sich zwischen sie, legte vorsichtig die Hand auf ihre Stirn und fühlte nach ihrem Puls. Der des einen war schwach, der andere hatte keinen mehr.
    Noch einer seiner Leute weniger! Ein weiteres Leben, das Du-jum und Yarise ihm schuldeten. Ischtar und Eliel! Seine eigene Frau!
    »Bringt sie mir, ihr Götter!« murmelte er. »Bringt sie mir und lasst mich sie erdrosseln, ganz langsam. Lasst diese verzweifelten Männer sie in Stücke reißen, lasst sie sterben und bringt sie ins Leben zurück, damit sie einen Tod für jeden erleidet, der ihretwegen sterben musste. Ihre Opfer! Ja, auch meine Opfer. Denn ich bin kaum weniger schuldig!«
    Von seinem Gewissen gequält, ging er weiter, vorbei an den Verwundeten, bis er zu einem Posten kam. Der Mann salutierte. Omeron flüsterte ihm kurz etwas zu. Der Soldat verstand nicht.
    »Geh schon!« drängte Omeron. »Ruh dich aus! Ich kann nicht schlafen. Ich halte Wache für dich.«
    Der Mann zögerte. »Ich bin in Ordnung›Lord. Wirklich …«
    »Keiner von uns ist in Ordnung. Also sieh zu, dass du ein bisschen Schlaf kriegst. Heute Nacht passiert nichts mehr. Es wird überhaupt nichts geschehen, bis … bis wir selbst etwas unternehmen!«
    »Wie … Ihr wollt, Lord Omeron.«
    Salutierend, dann gähnend schritt der Soldat davon. Omeron wandte sich von ihm ab und blickte hinunter auf die gespenstischen Lichter von Thesrad.
    Hinter ihm keuchte der Soldat erschrocken auf.
    Sofort wirbelte Omeron herum. »Was ist los?«
    Der Mann deutete auf den dichten Wald an einer Seite, auf Dickicht und Unterholz, zum Teil hinter Felsen verborgen und ganz von der Nacht eingehüllt.
    Leise schritt Omeron auf den Soldaten zu und legte schweigengemahnend einen Finger auf die Lippen.
    Der Mann zitterte vor Anspannung. Er zog sein Kurzschwert und deutete damit auf den dunklen Wald. Omeron legte eine Hand auf des Soldaten Schulter und spähte in die gewiesene Richtung. »Was?« wisperte er. – »Ein Geräusch. Etwas.«
    »Bist du sicher?«
    Lange Augenblicke der Stille, der Dunkelheit und des Stöhnens und Schnarchens Schlafender. Niemand sonst schien etwas bemerkt zu haben. Schleier schoben sich vor Omerons Augen, weil er so angestrengt spähte. Er hatte das Gefühl, nicht einmal mehr sicher zu sein, ob er überhaupt noch lebte, geschweige denn, dass er etwas gehört …
    »Horcht!« zischte der Soldat.
    Omeron machte einen leisen Schritt vorwärts. Ja, zweifellos bewegte, sich etwas im Wald, und es verursachte ein schwaches Geräusch.
    »Indra!« hauchte der Posten. Seine Stimme verriet die Angst. »Es ist Du-jum!«
    »Nein.«
    »Es ist Du-jum, mein Lord. Bestimmt ist es er!«
    »Nein!« Omerons gedämpfte Stimme klang streng.
    Ein Posten in der Nähe, der sie beobachtet hatte, kam nun auf sie zu. Omeron bedeutete ihm, leise zu sein, und ging, vorsichtig über Schlafende steigend, ein Stück weiter.
    »Etwas!« flüsterte der erste Posten dem zweiten zu.
    Omeron blieb stehen und zog sein Schwert.
    Der Mond brach durch eine Wolkenbank und warf seinen hellen Silberschein über das Lager, doch das Licht drang nicht durch das dichte Dickicht. Omeron schlich weiter.
    Wieder das Geräusch – ein ganz leises Rascheln. In Gedanken bewunderte Omeron die scharfen Ohren des Soldaten.
    Die beiden Wachen durchquerten das Lager, nahezu auf ihres Lords Fersen, bis die drei nebeneinander anhielten und versuchten, das Dickicht mit den Blicken zu durchdringen.
    Wieder das Geräusch!
    »Du-jum!« schrie der erste Posten gellend und sprang plötzlich vorwärts.
    Omeron brüllte den Mann an und rannte hinter ihm her, ohne die Augen vom Wald zu nehmen. Der Soldat, der mit erhobenem Schwert dahinsauste, stolperte über einen schlafenden Kameraden und fiel
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