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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Du-jum war ein wahrhaft großer Zauberer mit langer Erfahrung; und Yarise – einst Tochter eines Herrschers über ein Reich, das es nicht mehr gab; dann eine Dirne in einem stygischen Freudenhaus; danach Gefangene im Harem eines turanischen Statthalters; und nun seit sieben Jahren die Gemahlin von Fürst Omeron – hielt sich selbst für zauberbegabt und hatte versucht, sich in Magie zu üben, sogar mit ein bisschen Erfolg.
    Sie erinnerte sich an den Abend vor neun Monaten, als Omeron den Kelch zu einem Toast auf Du-jums Zauberkunststücke erhoben hatte. In diesem Moment hatte sie dem schwarzen Zauberer in die Augen geblickt, und er in ihre, und die beiden Sucher nach dem Überirdischen hatten einander ein wortloses Versprechen gegeben.
    Yarise klatschte in die Hände. Eine junge blonde Maid, die einzige Leibmagd in der Kemenate, eilte herbei und setzte Yarise wie verlangt das Krönchen auf.
    »Ich bin schön, nicht wahr?« fragte Yarise.
    »Wunderschön, meine Lady.«
    »Heute ist ein großer Tag, der in die Geschichte eingehen wird, Endi. Ist dir das klar?«
    »Ja, meine Lady.«
    »Du zitterst ja!«
    Neue Schreie, etwas entfernt, drangen durch das Fenster. Endi bebte am ganzen Leib.
    »Fürchtest du dich vor dem Gemetzel?« Yarise drehte sich um und blickte tief in die Augen ihrer Leibmagd. Endi schwieg, aber ihr Blick verriet alles.
    Yarise lächelte nachsichtig. »Du brauchst dich nicht zu fürchten, Kind. Ich bin deine Herrin und werde dich beschützen. Du hast wahrhaftig Glück, Mädchen, denn du wirst Dienerin und Leibmagd einer neuen Generation von mächtigen Zauberern und Herrschern werden. Freust du dich nicht darüber?«
    »J-ja … J-ja – na-natürlich«, stammelte Endi.
    »Freust du dich wirklich?«
    »Ich … ich tue alles, Euch zu dienen, meine Lady. Das wisst Ihr.«
    »Du-jum wird bald hier sein. Komm näher, Endi.«
    »Meine Lady?«
    »Küss mich, Endi. Bin ich nicht schön? Mein Kuss wird dich schützen. Komm her!«
    Unsicher, noch mehr zitternd, trat Endi einen Schritt näher. Yarise legte die Hände auf des Mädchens Schultern und lächelte strahlend. »Küss mich«, wisperte sie. »Ich werde dich beschützen.«
    Vorsichtig legte Endi den Kopf ein wenig zurück, beugte sich vor, schloss die Augen und öffnete ganz leicht die Lippen. Auf Stirn und Wangen glitzerte Schweiß.
    Sie spürte die Lippen ihrer Herrin auf ihren und ihren anhaltenden Druck. Der Duft von Yarises Parfüm und Badeöl stieg ihr in die Nase …
    Gerade als der sanfte Kuss hätte enden sollen, gerade als Endi begann, das Gesicht zurückzuziehen, stieß Yarise ihre Fingernägel tief in die Schultern des Mädchens, zog sie grob näher, fasste Endis Unterlippe mit den Zähnen und biss zu.
    Hustend und schreiend warf das Mädchen sich zurück. Sie hatte die Augen vor Schrecken weit aufgerissen.
    Wieder lächelte Yarise strahlend und leckte die weißen Zähne. Ein roter Tropfen schimmerte auf ihrer Unterlippe.
    Schmerz pulsierte in Endis Mund. Heftig rieb sie über die Lippen, dann starrte sie zuerst auf das Blut an ihrer Hand, danach auf ihre Herrin, und wieder zurück zu ihren Fingern … Sie wimmerte leise.
    »Ein Blutkuss«, gurrte Yarise. »Ich habe dein Blut gekostet, Kind. Das ist starke Magie. Nun bist du geschützt.«
    Endi begann zu weinen. Der Schmerz war heftig und pulsierend. Sie wäre gern weggelaufen, aber die Zucht langer Jahre hielt sie, wo sie stand: eine misshandelte Dienerin, die unterwürfig auf weitere Befehle ihrer Herrin wartete.
    Yarises Ton wurde weich, ihre Augen sanfter. »Geh jetzt, Endi. Wasch dich. Du bist nun geschützt.«
    Endi hustete, schüttelte flüchtig den Kopf und rannte, ihr Schluchzen unterdrückend, aus dem Gemach.
    Yarise kehrte zu dem Spiegel zurück und betrachtete sich erneut im Licht der Öllampen. Mit der Fingerspitze rieb sie den Blutstropfen in die Lippen, dass sie dunkler und feucht wurden und sehr rot, was ihre Schönheit noch erhöhte.
     
    Von seinen Soldaten beschützt, dunkelhäutigen Söldnern, Ausgestoßenen, Taugenichtsen in Rüstung – stand Du-jum wie ein glitzernder Schatten in der feuererhellten Düsternis. Er war groß, muskulös und hatte weiße, von Hass brennende Augen. Von Stirn, Wangen und Hals hoben sich Narben ab, Narben aus jenen längstvergangenen Tagen, als er weder Hexer, noch Feldherr, noch Eroberer war, sondern Sklave, der sich der Willkür eines anderen hatte beugen müssen.
    »Heute beugt die Welt sich meinen Befehlen!« murmelte er. »Meinen
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