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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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in den Bergen entdecken können.«
    Sie wandte sich wieder der Suppe zu. Doch einen Augenblick später wurde ihr übel, und ihr Kopf drohte zu zerspringen. Die Schale auf ihrem Schoß kippte um, und die Suppe schwappte auf den Boden.
    »Sadhur!«
    »Tarim und Erlik!« fluchte Sonja kraftlos. »Lasst mich noch einen Augenblick ausruhen, dann geht es schon wieder. Ich bin …«
    »Ihr seid immer noch zu schwach, Rote Sonja. Kämpft nicht dagegen an, dadurch wird es bloß schlimmer. Nach einer durchgeschlafenen Nacht werdet Ihr Euch kräftiger fühlen.«
    »Aber, ich …«
    »Verdammt! Bleibt liegen und strengt Euch nicht an!«
    Hilfloser Ärger stieg bei Omerons Ton in ihr auf. Er benahm sich fast wie ein Vater, der sein krankes Kind zu Bett bringt. Aber sie konnte sich diesen Ton nicht verbieten. Sie spürte, wie Omeron und Sadhur sie hochhoben und näher zu einem Feuer trugen. Sie lag schlaff ausgestreckt, fühlte die Wärme der Flammen im Gesicht und am Körper und hörte Fetzen der gedämpften Gespräche im Lager.
    Jemand warf eine Decke über sie und schob sie ihr unter die Beine, Hüften, Schultern und den Hals. Danach hob man ihren Kopf auf eine zusammengerollte Decke oder einen Umhang, der als Kissen diente.
    Als sie in fiebrigen Schlaf fiel, träumte sie von einem brennenden Bauernhaus, und Omeron wurde zu ihrem Vater, der sie beschützte, als er und sie als junge Frau aus dieser Feuersbrunst flohen. Danach schlief sie traumlos weiter.
    Omeron und Sadhur setzten sich ans Feuer neben die kleine Gruppe von Offizieren, die mit ihnen entkommen waren.
    »Was meint Ihr?« fragte einer seinen Herrn.
    »Eine Söldnerin.« Omeron blickte auf die Schlafende. »Vielleicht lässt sie sich anwerben.«
    »Um gegen Du-jum zu kämpfen? Können wir ihr denn genug bezahlen, dass sie bereit ist, durch Zauberei zu sterben?«
    »Vielleicht wäre das nicht ihre erste Begegnung mit Zauberei.« Omerons Blick blieb nachdenklich – abschätzend, bewundernd – auf der Frau in seiner Obhut ruhen, der schönen Söldnerin.
    »Vielleicht ist ihre Ankunft hier ein gutes Omen.«
    Späher riefen vom Hang aus ins Lager: »Immer noch brennen Feuer in der Stadt!«
    Langsam wich die Dämmerung der Nacht.
    Omeron klatschte auf sein Knie, stand auf, setzte sich wieder.
    »Beruhigt Euch«, sagte Sadhur. »Wir werden die Stadt zurückerobern.«
    »Er martert mein Volk!« stöhnte Omeron laut.
    Einige Männer, die an anderen Feuern lagerten, schauten zu ihm. Alle waren erschöpft, viele verwundet, einige krank. Und alle fühlten sich mit ihrem Herrscher, ihrem Feldherrn, verbunden, der mit ihnen aus ihrer Stadt, ihrem Zuhause vertrieben worden war.
    Omeron grub die Absätze in den trockenen Boden des Hangs und starrte ins Lagerfeuer. Wie konnte er die Stadt aus der Gewalt der Magie zurückgewinnen?
    Magie, ja. Aber ließ nicht auch Magie sich bekämpfen? Es war nicht nur Du-jum, der kushitische Hexer, gegen den Omeron und seine Männer kämpfen mussten. So blutig und hart das auch war, damit hatten sie gerechnet.
    Aber Du-jum, Zauberer oder nicht, hätte nie in Thesrad Einlass gefunden, hätte nicht ein Verräter ihm geholfen, ein sehr einflussreicher – Omerons Gattin Yarise.
    Omerons Hände verkrampften sich, und im Feuerschein vertieften die Schatten sich auf seinem Gesicht. Yarise, seine eigene Frau, hatte dem Hexer die Tür geöffnet. Yarise, seine Frau, die er von ganzem Herzen geliebt hatte, in die er nach sieben Jahren Ehe noch so verliebt gewesen war wie am ersten Tag. Yarise mit dem starken Willen, dem heftigen Gemüt, die jedoch trotzdem liebevoll, verständnisvoll und ihm ergeben zumindest geschienen hatte.
    Yarise, Tochter eines verstorbenen Statthalters von Iranistand, in schweren Zeiten groß geworden, eine Verbannte, hungrig nach Macht und Aufregung. Warum hatte sie es getan? Um ihm, Omeron zu schaden? Er konnte es immer noch nicht glauben. Vor neun Monaten war Du-jum auf angeblicher Pilgerschaft nach Thesrad gekommen. Er hatte mit seinen Zauberkunststücken die Höflinge unterhalten, und Yarise war davon fasziniert gewesen.
    Das hatte Omeron natürlich bemerkt, aber er hatte gar nicht an die Möglichkeit gedacht, dass auch der Hexer selbst sie interessierte. Wie in allem, war er auch hier großzügig und nachsichtig gewesen. Doch Großzügigkeit und Nachsicht kann man sich nur bei jenen leisten, die wesensgleich sind. Yarise hatte beides ausgenutzt und eine engere Verbindung zu dem kushitischen Hexer geknüpft. Verbittert erkannte
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