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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit
Autoren: Aimée Carter
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Manche Namen kamen mir bekannt vor, aber nichts hätte mich auf die überwältigenden Massen vorbereiten können, deren Leben Ava berührt hatte. In jenen drei Tagen der Trauer war der Thronsaal immer voll, und auch wenn niemand hysterisch wurde, legte sich der Schleier des Kummers mit jedem neuen Gesicht schwerer über uns.
    Ein blond gelockter Junge hielt Wache neben dem Sarg, ohne je ein Wort zu sagen. Dylan gesellte sich zu ihm, saß steif an seiner Seite, ohne ihn zu berühren, aber in seiner Gegenwart schien der Junge sich etwas zu entspannen.
    „Eros“, flüsterte Henry mir zu, während wir vom Korridor aus zusahen. „Ihr ältester Sohn.“
    Mir verschwamm die Sicht und ich musste mich kurz zurückziehen. Ich wusste, wie tief Ava das Leben der anderen Ratsmitglieder berührt hatte, aber der Anblick der Pfade, die sie in ihrem langen Leben geschlagen hatte, der Familie, die sie im Verlauf der Jahrtausende gegründet hatte … Das riss nur von Neuem die Wunde in meinem Inneren auf, von der ich sicher war, dass sie niemals ganz verheilen würde.
    Am dritten Tag kroch die Dämmerung über die sternenübersäte Decke. Walter rief uns alle zusammen, und gemeinsam mit den anderen Göttern bildeten wir einen Kreis und sahen zu, wie in dem Glassarg ein Licht erstrahlte und immer heller wurde. Zu guter Letzt, als der Sonnenaufgang die letzten Spuren der Nacht verdrängte, verschwand auch der Sarg.
    Während der Rest der auf der Erde lebenden Götter verschwand, blieb Eros an Dylans Seite. Die Throne materialisierten sich wieder – in einem Kreis um den Fleck herum, wo bis eben noch Avas Reflexion geruht hatte – und wir alle nahmen unsere Plätze ein. Sanft drückte ich Milo an mich und versuchte die leeren Sitze zu beiden Seiten von Walter zu ignorieren. Nicholas, mitgenommen, aber langsam genesend, legte stumm die Hand auf die Armlehne des Muschelthrons, der Ava gehört hatte. Als er sich die Tränen von den Wangen wischte, wandte ich den Blick ab.
    „Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter“, durchbrach Walters Stimme die Stille. „Auch wenn wir unseren Verlust auf ewig betrauern werden, ist nun die Zeit gekommen, zu akzeptieren, dass ihre Plätze im Rat nicht leer bleiben können.“
    Ich wusste kaum etwas darüber, was die anderen Götter taten, wenn sie nicht gerade Titanen bekriegten, und fragend sah ich zu meiner Mutter hinüber. Ein Ersatz für Calliope machte Sinn – so wie Henry nicht allein die Unterwelt regieren konnte, musste dasselbe für Walter gelten. Aber was war mit Avas Platz?
    Sie tätschelte mir die Hand. Alles zu seiner Zeit .
    „Die Wahl meiner Königin werde ich in die Hand nehmen“, erklärte Walter. „In der Zwischenzeit bitte ich Diana, mich bei den Pflichten zu unterstützen, die eine solche Position mit sich bringt.“
    Bevor ich protestieren konnte, nickte meine Mutter. „Natürlich. Was immer du brauchst.“
    Grimmig nickte Walter. „Danke. Was Avas Position angeht, so werden wir von Neuem die Welt durchkämmen müssen, um jemanden zu finden, der ihrer Nachfolge würdig ist. Das wird keine leichte Aufgabe sein. Ava war …“ Er hielt inne und ich starrte auf den Fleck in der Mitte des Kreises. „Sie war unersetzlich. Da können wir uns nichts vormachen, aber wir müssen weitermachen. Kate.“
    Augenblicklich war ich hellwach und meine Mutter drückte meine Hand etwas fester. „Ja?“
    „Ich halte es für angemessen, dass du Avas Platz einnimmst. Zumindest zeitweilig“, fügte er hinzu, als ich schon den Mund aufmachte, um zu protestieren. „Bis wir jemanden finden, der in der Lage ist, ihre Rolle auszufüllen.“
    „Was ist mit ihren Pflichten in der Unterwelt?“, wandte Henry ein, bevor ich meine Stimme wiederfand. „Ich brauche sie an meiner Seite, gerade jetzt, da mein Reich so lange ohne Herrscher war.“
    „Ich verlange keinen großen Einsatz von ihr“, beruhigte ihn Walter. „Nur genug, dass wir nicht untergehen, bis wir eine neue Göttin gefunden haben. Kate kann sich in den Sommermonaten darum kümmern, wenn sie sowieso nicht in der Unterwelt ist.“
    Ich biss mir auf die Unterlippe. „Ich hatte vor, den Sommer über in der Unterwelt zu bleiben. Ich will Milo nicht allein lassen.“ Genauso wenig wie Henry, aber das war nicht die Art von Einwand, die Walter nachvollziehen könnte.
    „Für dich wäre es keine große Herausforderung, dich darauf zu konzentrieren, uns in der Übergangszeit bei Avas Pflichten zu unterstützen“, beharrte Walter. „Von
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