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Der Palast

Der Palast

Titel: Der Palast
Autoren: Rowland
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verzerrtes Gesicht vor Wut glühte.
    »Sie ist meine Gemahlin«, schrie Hirata. »Ihr müsst sie loslassen!«
     
    »Als du dich in diesen widerlichen Hoshina verliebt hast, dachte ich, Vater würde die Affäre beenden, wenn er davon erfahren würde«, sagte der Drachenkönig zu Reiko. »Ich glaubte, dank seiner Beziehungen würde er es schaffen, Hoshina aus der Stadt zu verjagen.«
    Die Kerzen flackerten, und der süße, widerliche Geruch der Weihrauchstäbchen schwebte durch den Raum. Vor dem Gemach wurde die Schlacht fortgesetzt, während Sano, Reiko und die Ermittler der Beichte des Drachenkönigs lauschten.
    »Es war ein heißer Sommertag«, fuhr der Drachenkönig fort. »Du warst nicht zu Hause. Vater hielt sich in seiner Schreibstube auf. Als ich ihm von deiner Affäre erzählte, bedankte er sich nur kurz bei mir und schickte mich hinaus. Ich wartete den ganzen Tag, dass er etwas unternehmen würde. Als du in der Abenddämmerung nach Hause zurückgekehrt bist, hörte ich, wie er dich zu einer Bootsfahrt einlud. Ich dachte, er würde dich wegen deiner Affäre mit Hoshina zur Rede stellen. Ich wollte wissen, was geschah. Daher folgte ich euch zu Fuß, als du und Vater in deiner Sänfte zum Biwa-See ritten.
    Es wurde dunkel, und auf der Straße zum See war viel Verkehr. Ihr habt mich beide nicht bemerkt.« Der Mund des Drachenkönigs verzog sich zu einem bitteren Lächeln. »Aber Vater hat nie auf mich geachtet. Er zog seine älteren Söhne mir vor. Mich hielt er für einen einfältigen Schwächling. Und du dachtest die ganze Zeit nur an Hoshina.
    Nachdem wir den See erreicht hatten, ruderte Vater mit dir hinaus. Ich mietete mir ein Boot am Kai und folgte euch. Das Feuerwerk erhellte den Nachthimmel. Ein Stück von euch entfernt hielt ich. Ich sah die helle Laterne auf eurem Boot und euch beide unter dem Baldachin sitzen. Auf meinem Boot war keine Laterne. Deshalb wusstest du nicht, dass ich in eurer Nähe war.«
    »Niemand wusste es«, sagte Sano leise, und Reiko sah, dass er erstaunt die Augenbrauen hob. »In den offiziellen Berichten wurde kein Zeuge erwähnt.«
    »Dann sagte Vater zu dir, dass er dir auf die Schliche gekommen sei«, fuhr der Drachenkönig mit seiner Beichte fort. »Du hast alles abgestritten. Vater sagte, er wisse von deinen heimlichen Treffen mit Hoshina. Du hast ihn zu überzeugen versucht, dass Hoshina dir nichts bedeutet. Ich aber wusste es besser. Und Vater auch.« Anemones Lügen entlockten dem Drachenkönig ein hämisches Grinsen. »Obwohl du sagtest, dass du Vater liebst und ihn um Verzeihung gebeten hast, konntest du ihn nicht beschwichtigen. Er schrie: ›Für deinen Betrug wirst du büßen!‹ Und dann warf er dich in den See.«
    Ein Ausdruck des Entsetzens erschien auf dem Gesicht des Drachenkönigs. »Ich schwöre, dass ich nicht im Traum damit gerechnet hatte, dass Vater dir etwas zuleide tun würde, Anemone.« Er streckte Reiko flehend die Hand entgegen. »Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich ihm niemals etwas von deiner Affäre gesagt. Bitte, glaube mir!«
    Reiko konnte es nicht fassen. Durch den Verrat seiner Mutter hatte er sie buchstäblich ans Messer geliefert. Er trug ebenso große Schuld an Anemones Ermordung wie Hoshina.
    »Ich sah, wie du im Wasser um dich schlugst«, sagte der Drachenkönig. »Ich habe deine Hilfeschreie gehört. Ich sah Vater in dem Boot davonrudern. Ich war wie gelähmt und konnte mich nicht rühren.« Erstarrt und mit ausdruckslosem Blick saß er da – wie vielleicht in jener Nacht. »Ich hockte einfach nur da, während du um dein Leben gekämpft hast. Dann sah ich, dass Vater sein Boot anhielt und anfing zu weinen.«
    Reiko sah die Szene im Geiste vor Augen. Sano und die Ermittler starrten den Drachenkönig gebannt an.
    »Er zog sein Kurzschwert. Ich wusste, dass er seppuku begehen würde. Und ich war die einzige Person, die Vater am Selbstmord oder dich am Ertrinken hätte hindern können. Ich atmete tief ein und wollte seinen Namen rufen. Ich ruderte auf dich zu.«
    Der Drachenkönig deutete seine Anstrengungen an. »Dann aber musste ich daran denken, dass Vater nie mit mir sprach und immer nur an mir herummäkelte. Ich erinnerte mich, dass du mich zurückgewiesen hattest. Meine Liebe zu dir und mein kindliches Mitleid für meinen Vater verwandelten sich in Hass. Plötzlich erschienen mir dein und Vaters Tod die gerechte Strafe für euch zu sein, weil ihr mich so schlecht behandelt habt.« Rachsüchtiger Hass funkelte in den Augen des
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