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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: James Aitcheson
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vorzeitige Rückkehr vor Tagesanbruch, ohne etwas vom Feind gesehen zu haben, hätten wir seine Befehle missachtet und unsere Pflicht ihm gegenüber vernachlässigt.
    Ich biss die Zähne zusammen, und wir ritten schweigend weiter. Seit meinem vierzehnten Lebensjahr stand ich in Roberts Diensten, er war damals wenig älter war als ich jetzt, und in dieser Zeit hatte ich ihn als edelmütigen Herrn kennengelernt, der seine Männer gut behandelte und sie auch großzügig belohnte, oft indem er ihnen Silber, Waffen oder sogar Pferde schenkte. Tatsächlich hatte ich Rollo, mein Schlachtross, von ihm bekommen: ein kräftiges Reittier von gleichmäßiger Gemütsart, das mir während mehrerer Feldzüge und vieler Schlachten beigestanden hatte. Darüber hinaus schenkte Lord Robert seinen altgedienten und treuesten Gefolgsleuten Land, und ich wäre als einer der Männer, die seine Conrois in die Schlacht geführt und ihm bei mehr als einer Gelegenheit das Leben gerettet hatten, bald einer von jenen. Ich war geduldig, das gebot die Pflicht, und dankbar für alles, was er mir gegeben hatte, und ich hatte in all den Jahren selten Grund, mich über ihn zu ärgern. Aber als ich mir nun vorstellte, wie er mit den übrigen Lords in der Festung beim offenen Feuer in der Met-Halle saß, während wir hier im …
    Ich wurde vom Geräusch läutender Glocken gen Osten aus meinen Gedanken gerissen.
    »Was ist das?«, fragte Eudo.
    Das Geläut hatte keine Form, keinen Rhythmus; es war eher ein Zusammenprall verschiedener Töne und kam von der anderen Seite des Flusses aus der Richtung der Stadt. Ich runzelte die Stirn, weil mein erster Gedanke war, dass einige betrunkene Männer Gefallen daran gefunden hatten, die Kirche zu schänden. Und dann hörte es so plötzlich auf, wie es begonnen hatte.
    Ich zog die Zügel an, und Rollo blieb langsam stehen. Er wieherte, und sein Atem bildete Wolken in der eisigen Luft. Die Nacht war still, und alles, was ich hören konnte, war das sanfte Klopfen von Regentropfen auf dem Erdboden und das Pfeifen und Knistern der Zweige, als der Wind in Böen zu wehen begann. Aber dann begann das Schlagen der Glocken wieder: ein langes, dumpfes Läuten, das von den Hügeln in der Ferne widerzuhallen schien.
    Mein Magen verkrampfte sich vor Übelkeit. Ich hatte solche Glocken schon gehört.
    »Wir müssen in die Stadt zurück«, sagte ich. Ich machte eine Kehrtwendung mit meinem Pferd, und dann rief ich, weil ich mir nicht sicher war, ob mich die anderen gehört hatten: »Wir müssen zurück!«
    Ich grub meine Fersen in Rollos Weichen. Er bäumte sich auf; ich beugte mich vor, als er mit den Vorderhufen auf der Erde landete, und wir preschten hügelaufwärts den Weg zurück, den wir gekommen waren. Hufe schlugen donnernd auf den Boden. Ich trieb ihn an, damit er schneller wurde, und schaute nicht nach hinten, um zu sehen, ob die anderen folgten. Der Regen peitschte härter nieder, drang durch meinen Kettenpanzer und klatschte mir die Tunika und die Brouche gegen die Haut. Bäume flogen auf beiden Seiten an mir vorbei, und ich schaute immer noch nach Osten in Richtung des Flusses und versuchte, durch sie hindurch die Landzunge und Dunholm zu erblicken, aber durch die Masse der Baustämme und Zweige konnte ich nichts erkennen.
    Ein Kriegshorn ertönte über den Hügeln: zwei scharfe Stöße, die die Nachtluft durchdrangen. Ein Signal zum Sammeln.
    Plötzlich fiel das Gelände steil ab, und ich raste den Berg hinunter auf den Fluss zu. Ich näherte mich dem Waldrand; die drei steinernen Bögen der Brücke kamen in Sicht. Der Wind, der von Norden her durchs Land fegte, zupfte an meinem Umhang, und ebendieser Wind trug auch einen schwachen Trommelschlag mit sich: das Geräusch, das entsteht, wenn einhundert Lanzenschäfte gegen einhundert Schilde geschlagen werden. Ein Geräusch, das ich nur zu gut kannte. Ich hatte es zum ersten Mal in Hæstinges gehört, als ich am Fuß des Hügels gestanden und zu all den Tausenden Engländern hochgeschaut hatte, die mit ihren Schilden und ihren Waffen oben auf seiner Kuppe aufgereiht standen, jeder von ihnen bereit, unseren Angriff bergauf abzuwehren, jeder von ihnen uns spöttisch herausfordernd, doch zu kommen und den Tod von ihren Schwertern zu empfangen.
    Es war das Geräusch des Schlachtendonners, das einschüchtern sollte, und genau das tat es immer noch, auch nach den vielen im Kampf verbrachten Jahren. Mein Herz pochte im Einklang mit dem Trommeln.
    Denn Lord Robert hatte recht
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