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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: James Aitcheson
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konnte die Narbe unter seinem Auge gerade noch sehen, die er seit Hæstinges trug, und ich erkannte ihn sofort.
    »Wace!«, rief ich in der Hoffnung, seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber bei dem Lärm, den die Schwerter machten, wenn sie auf Schilde und Kettenpanzer einschlugen, konnte er mich nicht hören. Ich hob mein Schwert hoch. »Mit mir«, sagte ich zu den letzten meiner Männer. »Kommt mit mir!«
    Außer Lord Robert selber kannte ich wenige Männer, die so geschickt mit einem Schwert umgehen konnten wie Wace. Er stand sogar noch länger in Roberts Diensten als ich, hatte in den gleichen Schlachten gekämpft und war wie ich Anführer eines vollen Conrois mit seinem ritterlichen Gefolge. Abgesehen davon, dass jetzt nur sechs oder sieben Männer bei ihm waren. Drei waren Ritter, denn sie trugen Kettenpanzer und Helme. Einer hatte seinen Schild verloren und kämpfte mit je einem Speer in seinen beiden Händen, ein anderer mit zwei Schwertern. Sie wurden zu einem engen Kreis zusammengepresst, während die Engländer sie von allen Seiten bedrängten.
    »Los! Los!«
    Northumbrier flohen vor mir, und mein Schwert fühlte sich leicht an in meiner Hand, während ich damit wieder und wieder und wieder zuschlug. Ich wusste nicht mehr, wie viele ihm zum Opfer gefallen waren, weil ich nur die sehen konnte, die vor mir waren, und ich wusste, ich musste zu Wace durchkommen. Er stieß dem Mann vor ihm seinen Speer unter dem Schild hindurch in den Unterleib, aber sobald dieser Mann zu Boden gefallen war, trat der nächste über die Leiche, um die Lücke zu füllen, nach Blut dürstend. Auf der anderen Seite nutzte der Normanne mit den zwei Schwertern seinen Vorteil und verließ den Kreis gegen die Warnungen seiner Gefährten, ließ Schläge auf die Schilde vor ihm herabregnen und traf sie dabei so hart, dass das Leder vom Holz abfiel. Er bahnte sich einen Weg durch ihre Mauer, indem er nach links und rechts Hiebe austeilte, und mehrere von ihnen starben, bis ein Speer seine Brust durchdrang.
    Wace schaute auf und sah mich. Er rief etwas, das ich nicht hören konnte, aber das spielte keine Rolle, weil der Feind unter mir war, und meine Klinge sang vor Freude in der Schlacht und funkelte im Schein der Fackeln, während sie traf und wieder traf. Und ich wurde an das Ende des Tages in Hæstinges erinnert, als die letzten Engländer versuchten, uns abzuwehren, obwohl die Schlacht zu diesem Zeitpunkt bereits gewonnen war, und der Mann, den sie König nannten, tot auf dem Schlachtfeld lag. Ich musste daran denken, wie wir sie verfolgt hatten, als sie das Getümmel flohen, und plötzlich war ich wieder dort, ritt die Engländer nieder und verlor mich an den Willen meines Schwerts, folgte mit dem Arm seiner Bahn, ließ es ihnen die Kehle aufschlitzen.
    »Für Lord Robert!«, schrie ich. »Für Lord Robert!«
    Ich schaute mich nach dem nächsten Feind um, den ich töten konnte, aber sie liefen zurück zu ihren Reihen, wo Hunderte mehr, wie es schien, langsam vorrückten und dabei »Ut! Ut! Ut!« riefen.
    Wace blieb stehen und atmete schwer, während die drei Männer, die von seiner Gruppe übrig geblieben waren, sich um ihn scharten. Der Schaft seines Speers war gebrochen – die Spitze steckte fest in der Brust eines der vielen toten Northumbrier, die auf dem Boden vor ihm verstreut lagen. Das Fähnchen war blutgetränkt und hing in Fetzen herunter. Er schaute mit einem halb verhängten Auge zu mir hoch. Derselbe Schlag in Hæstinges, dem er seine Narbe verdankte, hatte sein Auge beschädigt, und obwohl er fast genauso gut sehen konnte wie zuvor, hatte er es seitdem nie mehr ganz aufmachen können.
    »Du hast dir aber Zeit gelassen«, sagte er, was exakt die Art Bemerkung war, die ich von ihm erwartet hatte. Seine Stimme war wie seine Klinge: schneidend und scharf.
    »Wir müssen uns auf den Rückweg machen«, sagte ich zu ihm, ohne darauf einzugehen, wie wenig dankbar er sich zeigte. »Wir müssen zurück zur Festung.«
    Ich musterte die Männer meines Conrois – sie starrten den dicht gedrängten Reihen englischer Speere entgegen, die auf sie zuhielten. Einige von ihnen waren schon im Begriff, sich umzudrehen, aufzugeben, auf dem Weg zurückzureiten, den wir gekommen waren.
    Ich steckte mein Schwert in die Scheide, zeigte mit der Hand auf den Felsvorsprung und die Palisade, die ihren Kamm umgab. »Rückzug!«
    Mehrere Pferde hatten ihre Reiter verloren und hatten sich zum Ufer des Flusses davongemacht. Wace und seine Männer waren
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