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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt
Autoren: Sarah Rees Brennan
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ausstoßen konnte, mit der Macht eines Gebetes.
    Alan fing Lydie ein, als sie an ihm vorbeikam, drehte mit der freien Hand ihr Gesicht zu sich und redete schnell und beruhigend auf sie ein, tröstete sie und erlaubte ihr nicht hinzusehen.
    Es war niemand da, der Sin trösten konnte, und sie musste hinsehen.
    Der Dämon schien seinen Erfolg zu registrieren, sein Körper erwachte in Sins Armen zum Leben und Mamas Mund verzog sich langsam zu einem grausamen Lächeln.
    Mama war nur noch eine Hülle, in der ein Dämon hauste, sie selbst war gefangen in ihrem eigenen Kopf. So etwas konnte geschehen, wenn ein normaler Mensch von Dämonen träumte und ihnen ein Fenster öffnete oder wenn ein Tänzer in einem Beschwörungskreis stürzte.
    Von weit her hörte Sin, wie Merris denen, die Bescheid wussten, was mit einer besessenen Person zu geschehen hatte, Befehle gab, um den dämonenverseuchten Körper ins Haus des Mezentius zu bringen, wo er gefangen gehalten wurde, bis der Körper von innen heraus verfaulte und starb. Ihre Mutter war immer noch dort drin, hilflos, dem Dämon unterworfen.
    Â»Mama«, sagte Sin, die in höchster Not ihre Stimme wieder fand und verzweifelt hervorstieß: »Mama, ich komme mit dir. Hab keine Angst, ich komme mit, ich bleibe bei dir, Mama. Ich liebe dich!«
    Ihre Stimme erhob sich zu einem hohen, kindlichen Heulen, doch sie konnte es sich im Augenblick nicht leisten, kindlich zu sein. Als die Marktleute kamen, um ihre Mutter zu holen, sprang sie auf und wandte sich an Merris Cromwell.
    Â»Du kannst auf keinen Fall ins Haus des Mezentius kommen«, erklärte ihr Merris. »Du bist viel zu wertvoll, um dich in Gefahr zu bringen.«
    Sin war Merris immer mit Respekt und Furcht begegnet. Sie hatte gewusst, dass ihre Mutter wahrscheinlich eines Tages den Markt von ihr übernehmen würde, denn sie war eine Davies und die beste Tänzerin, die sie hatten. Sie hatte es ihrer Mutter überlassen, mit Merris zu reden.
    Doch jetzt war ihre Mutter so gut wie tot. Und das bedeutete, dass sie nun die beste Tänzerin des Marktes war und die Nächste in der Reihe, Leiterin des Marktes zu werden.
    Â»Meine Mutter ist da drin«, erklärte Sin. »Ich bleibe bei ihr. Und wenn du mich nicht lässt, werde ich den Markt verlassen.«
    Es war verrückt, so etwas zu sagen. Was sollte sie denn tun, wenn sie den Markt verließ, vor allem jetzt, wo Mama weg war und Toby und Lydie nur noch sie hatten? Sie konnte doch nichts außer tanzen. Sie würde eine der Tänzerinnen werden, die außerhalb des Marktes allein für die Dämonen tanzten und die normalerweise innerhalb eines Jahres starben.
    Es war verrückt, so etwas zu sagen, aber sie meinte es ernst.
    Â»Du lässt mich zum Haus des Mezentius gehen oder du kannst dir eine neue Erbin suchen. Ich werde meine Mutter nicht allein sterben lassen!«
    Merris ließ sie gehen. Sin versprach Trish und Carl alle Trinkgelder der nächsten Saison, einfach alles, wenn sie sich um Lydie und Toby kümmerten, bis sie zurück war. Toby schlief, aber Lydie weinte, und Sin war Alan sehr dankbar, dass er sie noch hielt. Er sah sie erschrocken und mitleidig an. Aber Sin würde nicht vor den Augen von Alan Ryves weinen.
    Erst im Haus des Mezentius weinte sie. Über drei albtraumhafte Wochen blieb sie bei ihrer besessenen Mutter, weinte, blutete, schrie und blieb, bis ihre Mutter starb. Dann kehrte sie zum Markt zurück, immer noch fähig zu tanzen.
    Das war ein Segen. Es gab sonst niemanden, der den Markt dereinst übernehmen könnte, und niemand, der sich um Lydie und Toby kümmerte.
    Sin brauchte niemand anderen. Sie konnte es schaffen, so wie sie tanzen konnte. Es war egal, wie schwer es war. Das Einzige, was zählte, war, dass sie nie ins Straucheln kam.
    Sie strauchelte nicht und sie stürzte nicht ein einziges Mal in dem Jahr, das vergangen war und in dem sie herausfanden, dass Nick Ryves ein Dämon war, der in ein Kind gepflanzt und unter Menschen aufgezogen worden war. Nicht, als sie erkannte, dass Alan der größte Verräter war, den man sich vorstellen konnte, weil er einen Dämon seiner eigenen Art vorzog. Nicht, als die Bedrohung durch die Magier so groß wurde und als Merris so krank wurde, dass sie einen Handel mit dem Dämon und dem Verräter schließen mussten.
    Und auch nicht, als Alan Ryves, der Junge, den Sin nie hatte ausstehen können,
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