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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt
Autoren: Sarah Rees Brennan
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hatten nicht viel Zeit. Bald würde jemand nachsehen kommen, was der Lärm bedeutete.
    Sin wartete, bis sie das Klicken der Knochen auf der Treppe hörte, einmal, zweimal, dreimal.
    Dann trat Alan vor, zielte und schoss. Der menschliche Schädel auf der Gestalt zersprang in Staub und Splitter.
    Dieses Geräusch würde mit Sicherheit jemanden anlocken. Und das Ding kam immer noch auf sie zu.
    Sin sprang, dicht an die Wand gepresst, die Treppe hinauf. Nach ein paar Stufen stieß sie sich ab und sprang den Knochenhaufen an.
    Ihr Messer fand das Band, das den Fuchsschädel mit dem Pferdebein verband. Als sie es durchschnitt, fiel der Arm der Gestalt ab.
    Sie packte das Ding und kletterte daran hinauf, nutzte die Knochen als Haltegriffe, und schnitt die Bänder durch, die dort ansetzten, wo ungefähr die Knie waren.
    Es konnte immer noch nach ihr schlagen, es war wie ein rasselnder Wirbel aus Knochen, wie ein wildgewordenes, hungriges Mobile über einer Wiege. Knochensplitter trafen sie ins Gesicht. Sie stieß mit dem Messer in das Gewirr.
    Die Kreatur brach in einem Haufen von Knochen und Knoten zusammen. Im gleichen Augenblick hörte Sin jemanden die Treppe hinuntereilen.
    Sie sprang auf und senkte den Kopf, um die Schnitte in ihrem Gesicht zu verbergen. Als sie vorsichtig wieder aufsah, war sie gleichzeitig verärgert und erleichtert, dass es nur Nick war.
    Er stand kampfbereit mit einem kurzen Schwert in der Hand vor dem kaputten Fenster und sah seinen Bruder an.
    Â»Sag bloß nicht, ich hätte den ganzen Spaß verpasst.«
    Â»Das nächste Mal heben wir dir etwas auf«, grinste Alan.
    Dann hörten sie, wie sich unten in der Halle eine Tür öffnete. Sin steckte das Messer wieder in die Scheide und auch Alan und Nick verbargen ihre Waffen. Miss Popplewell kam auf sie zu. Alan gab eine recht überzeugende Vorstellung von Schreck und Hilflosigkeit. Nick sah ein wenig mörderisch drein, aber das war sozusagen sein Standardausdruck.
    Â»Was zum Teufel ist hier los?«, wollte Miss Popplewell wissen.
    Â»Genau das würde ich auch gerne wissen«, entgegnete Alan. »Passiert so etwas häufiger? Irgendjemand hat diesen ekelhaften Haufen durch das Fenster geworfen – dabei hätten wir ernsthaft verletzt werden können!«
    Der aufsteigende Ärger in Alans Stimme war gut gespielt, musste Sin zugeben. Verdammt gut.
    Nur für den Fall, dass Miss Popplewells Blick auf die Schnitte in ihren Wangen oder auf Mr. Groß, Dunkel und Mörderisch fiel, beschloss Sin, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem sie das Gesicht mit den Händen bedeckte und in leisem Flüstern hervorstieß: »Es war so… so laut…!«
    Â»Schon gut«, beruhigte sie Alan und klopfte ihr sanft auf den Rücken.
    Â»Ich wusste nicht, was los ist!«, fuhr Sin fort. Sie zuckte mit den Schultern, war aber der Meinung, dass es übertrieben war, wenn sie anfing zu schluchzen.
    Â»Ist so etwas schon einmal passiert?«, fragte Alan empört.
    Â»Nein!«, rief Miss Popplewell gequält und nicht im Mindesten misstrauisch. »Cynthia, vielleicht solltest du lieber zur Krankenschwester gehen. Mach dir keine Gedanken um den Französischunterricht.«
    Â»Danke«, erwiderte Sin kläglich.
    Zum ersten Mal machte Nick den Mund auf.
    Â»Kann ich auch zur Krankenschwester?«
    Miss Popplewell sah ihn an und fällte nach einem kurzen Blick ihre Entscheidung. »Nein.«
    Â»Ich bin auch traumatisiert«, behauptete Nick völlig tonlos.
    Â»Er ist ein zartes Pflänzchen«, ergänzte Alan leise.
    Sin machte sich gehorsam auf den Weg zur Krankenschwester, für den Fall, dass die beiden das ganze Kartenhaus über sich zum Einsturz brachten. Dabei achtete sie darauf, die Schultern ein wenig traurig hängen zu lassen, falls ihr Miss Popplewell nachsah. Der Schlüssel zu einer guten Vorstellung lag in den Details.
    Schnell warf sie noch einen letzten Blick zurück, sah Alan an und lächelte leise. Mit einem fast unmerklichen Zucken seines Mundwinkels antwortete er ihr.
    An diesem Abend stürzte Sin in den Wohnwagen, den Merris als Büro nutzte, wenn sie mit dem Markt reiste. Merris sah von einem Tablett auf ihrem Tisch auf. Ihre Augen waren tiefschwarz. Auf dem Stuhl ihr gegenüber saß jemand, der vor Sin gekommen war.
    Nichts davon trug dazu bei, Sins Laune zu bessern.
    Â»Ich wurde heute angegriffen«, verkündete Sin,
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