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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Magiermal, das Gerald uns allen gegeben hat, damit wir die Macht untereinander teilen können. Wir haben jetzt zwei Dämonen, die bereit sind, ihre Macht mit uns zu teilen. Nick wird sie mir geben und ich werde sie euch allen geben. Es wird weniger Macht sein als zuvor, aber sie wird ausreichen. Und das Töten wird aufhören.«
    Sin prägte sich die Gesichter der Magier ein, die bei dem Gedanken an ein Ende des Tötens nicht erleichtert aussahen und die über den bevorstehenden Machtverlust sogar kurz erbost zu sein schienen. Es war immer gut zu wissen, wer der Meinung war, keinen guten Deal gemacht zu haben.
    Â»Und was die angeht, die gegangen sind …«, begann Mae.
    Â»Oder die, die vielleicht ihre Meinung ändern wollen«, warf Sin fröhlich ein und sah in alle Gesichter, die sie sich eben eingeprägt hatte.
    Â»Ihr alle tragt das Magiermal, das Gerald euch gegeben hat«, erklärte Mae. »Es ist die Verbindung zwischen allen Magiern des Zirkels. Und jetzt ist es auch die Verbindung zwischen euch und den Dämonen. Nick hat in den Kreisen der Magier einen Handel mit Anzu geschlossen. Ihr alle habt es gesehen. Wenn Geralds Körper verfault und stirbt, wird Nick ihm einen anderen Magier geben. Und wieder einen. Jeder Magier des Zirkels, der weiterhin Menschen an Dämonen verfüttert, wird seinerseits zu gegebener Zeit an unsere Dämonen verfüttert. Und jeder Magier, der bereits fort ist, der mit Geralds neuem Mal zu einem anderen Zirkel geht, wird neue Verbindungen für uns schaffen, sodass am Ende jeder Magier in England, der weiter tötet, besessen werden wird.«
    So schloss sich der Kreis, und das Mal, auf dessen Entwicklung Gerald so stolz gewesen war, wurde gegen die Magier selbst eingesetzt, denen somit das gleiche Schicksal drohte, das sie bereitwillig unschuldigen Opfern zugedacht hatten.
    Nur bedeutete das jetzt im Grunde, dass der Markt Menschen an Dämonen verfütterte. Und egal, wie schuldig diese Menschen waren, es war dennoch schrecklich.
    Sin hatte kaum Zeit, darüber nachzudenken, was für Schuld sie damit auf sich lud, denn im nächsten Moment kam Anzu auf sie zu.
    Sie erinnerte sich an ihr Versprechen.
    Geralds Körper begann sich bereits zu verändern. Anzu passte den Menschen seinem eigenen Geschmack an und wie ein Waldbrand überzog eine schreckliche Schönheit das Gesicht und färbte das Haar golden.
    Er stand vor Sin, schweigend und geduldig, wie ein Dämon zu sein hatte. Erst als er die Hand ausstreckte, sie am Arm berührte und mit dem Kopf zur Tür zeigte, wusste sie, dass er gehen wollte.
    Sin trat auf ihn zu und achtete darauf, von den anderen entfernt zu stehen. Wenn er einen Wutanfall bekam, sollte sich dieser ausschließlich auf sie richten.
    Â»Ich werde nicht mit dir gehen«, erklärte sie sanft. »Ich hatte nie vor, mit dir zu gehen. Als ich das gesagt habe, habe ich gelogen. So etwas tun Menschen.«
    Sie schloss die Augen und senkte den Kopf.
    Wenn er wollte, könnte er sie jetzt töten. Sie weigerte sich, ihre Angst zu zeigen, und machte sich auf alles gefasst. Sie kannte das Risiko, das sie eingegangen war, indem sie sich zu einem Einsatz im Spiel des Dämonen machte.
    Sie hatte nie die Absicht gehabt, zu gehen. Sie war nicht käuflich.
    Sie wartete lange, bis die Berührung endlich kam. Sie spürte sie leicht an ihrem Bauch.
    Der Schmerz ihrer Wunde löste sich unter seinen Fingern auf.
    Sin hob den Kopf. Anzus Gesicht war jetzt fast völlig verändert, golden und ruhig wie ein Gesicht in einer Glasmalerei.
    Er tötete sie nicht.
    Stattdessen nickte er langsam und wandte sich ab. Seine Hand schwebte einen Augenblick über der ihren, ohne sie wirklich zu berühren. Vielleicht sollte das die Dämonenversion eines Abschieds sein.
    Sie fragte sich, ob er tat, was er versprochen hatte, nette Dinge für sie zu tun, damit sie ihn liebte, ob er ihr zugehört hatte, als sie über Liebe gesprochen hatte oder ob er etwas von Nick gelernt hatte.
    Da er nicht sprechen konnte, würde sie es nie erfahren.
    Bevor er ging, sah er Nick an. Nick begegnete seinem Blick gelassen, seinem Freund aus einem anderen Leben, seinem Feind in diesem.
    Die Dämonen würden ihren Handel einhalten.
    Anzu ging hinaus. Die Magier und die Marktleute wichen schaudernd vor ihm zurück, vereint in ihrem Entsetzen, während er sich schweigend auf den Weg machte.
    Sie hatten gewonnen.
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