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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt
Autoren: Sarah Rees Brennan
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den Kreis, in dem Anzu stand.
    Â»Ich werde alles haben!«
    Anzus Hände schossen beide über den Kreis wie Adler, die sich auf ihre Beute stürzen. Finger mit Klauen an den Enden gruben sich in Geralds Fleisch, und schattenhafte Flügelspitzen wölbten sich stürmisch herab, um ihn zu umschlingen.
    Geralds Augen wandelten sich von Blau zu Weiß, strahlendem Weiß, grellem Sonnenweiß, mehr Macht als irgendjemand ertragen konnte. Er lachte.
    Und dann schien das Licht zu verlöschen.
    Es wurde von Weiß zu Grau, bis selbst die Asche des Lichts verschwunden war und Dunkelheit Geralds Augen erfüllte, als hätte jemand Schatten in ihm vergossen und ihn für immer beschmutzt.
    Vom Feuer blieb nichts als Rauch und Dunkelheit.
    Wie eine drohende schwarze Gestalt stand Nick im Kreis. Jamie trat an seine Seite, seine Augen leuchteten in der Dunkelheit wie eisiges weißes Feuer.
    Sin und Mae traten hinzu und bedeuteten den Marktleuten, sich zu ihnen zu stellen.
    Â»Bei einem Magier bedeutet ein Dämonenmal genau das gleiche wie bei jedem anderen«, erklärte Jamie. Er sprach leise, aber deutlich für jeden vernehmbar. »Es bedeutet, dass man getötet, kontrolliert oder besessen werden kann. Nick hat mir Macht gegeben, weil er es so wollte. Er tat, was ich sagte, weil er es so wollte. Und er gehorchte Geralds Befehlen, weil es zu Maes Plan gehörte.«
    Die Magier zogen sich bereits von Gerald zurück wie eine zurückweichende Flut, als wäre ihnen klar geworden, wie weit er sich von menschlicher Gesellschaft und menschlichem Trost entfernt hatte.
    Es spielte keine Rolle mehr, ob er je Liebe oder Trauer verspürt hatte. Er hatte vor allem nach Macht gestrebt und er hatte seine Belohnung bekommen.
    Laura, die grauhaarige Magierin, Geralds rechte Hand, weinte, das Gesicht in den Händen und mit zuckenden Schultern. Sin hatte Mütter gesehen, die so um ihre Kinder weinten.
    Anzu drehte Geralds Körper langsam um, sein Gesicht ohne jede Regung, dann sah er dorthin, wo Gerald im letzten Augenblick seines Lebens hingesehen hatte, zu Jamie.
    Der Mund, der einst Gerald gehört hatte, verzog sich an den Mundwinkeln. Dann zog sich Anzu einen verzierten Ring vom Finger und warf ihn Jamie zu.
    Jamie fing ihn auf. Mae nahm ihn ihm ab und steckte ihn auf den Finger seiner einen Hand, wo er glänzte wie die Tränen, die ihm aus den magiehellen Augen übers Gesicht liefen.
    Â»Wer von euch will sich mir ergeben?«, fragte Jamie die ihn umgebenden Magier ruhig. »Wer von euch will sich dem Markt anschließen?«
    Laura schoss auf ihn zu.
    Â»Nie, du kleines Monster!«, schrie sie mit erhobener Hand.
    Nick fing ihre Hand über ihrem Kopf ein und zwang sie herunter. Von Entsetzen geschüttelt sah ihm Laura in die schwarzen Augen.
    Die Magier hatten noch nie gesehen, dass einer der ihren besessen war. Es musste schon einmal passiert sein, vor langer Zeit, und daher hatten sie gelernt, so vorsichtig zu sein, dass die Angst aus ihrem Gedächtnis verschwunden war und sie Jamie sogar geglaubt hatten, dass er durch sein Mal einen Dämonen kontrollieren konnte.
    Selbst Sin hatte es geglaubt.
    Sie konnte es Gerald nicht verdenken, dass er es auch geglaubt hatte.
    Laura riss ihre Hand von Nick los und rannte blindlings aus dem Raum. Niemand hielt sie auf.
    Jamie sah sich um. »Will sich irgendjemand mir ergeben?«, fragte er immer noch ruhig.
    Helen vom Zirkel des Aventurin, die Schwertschwingerin, die Mörderin seiner Mutter, trat vor und senkte den blonden Kopf.
    Â»Ich will es«, sagte sie, »wenn du mich willst.«
    Mit einer schmerzlichen Anstrengung lächelte Jamie sie an. »Ich will.«
    Helen kam über die Glasscherben und die Reste der beiden Beschwörungskreise auf ihn zu und kniete vor ihm nieder. Er legte die Hand auf ihr silbernes Haar.
    Â»Kreis meines Kreises. Du gehörst zu mir«, sagte er.
    Helen erhob sich und stellte sich hinter ihren Anführer. Jamie ließ seinen Blick über alle Gesichter im Raum schweifen und blieb leicht fragend bei Seb hängen.
    Errötend sagte Seb: »Ich habe schon immer zu dir gehört.«
    Ein paar andere Magier traten ebenfalls vor. Einige zogen sich zurück und schlüpften aus der Tür. Auch sie versuchte niemand aufzuhalten.
    Â»Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen«, erklärte Jamie, als der letzte verbliebene Magier ihm die Treue schwor. »Ich trage das
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