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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schlachtfeld aufgewachsen, und er sah einfach, ob eine Schlacht gut oder schlecht lief. Diese hier lief gut.
    »Fünfzehn Jahre?«, wiederholte er noch einmal und erschrak selbst ein wenig, wie belegt seine Stimme klang. Sein Verstand weigerte sich noch immer, diesen Unsinn zu glauben, aber tief in sich spürte er auch, dass es die reine Wahrheit war.
    Außerdem musste er Muxlux nur ins Gesicht sehen, um das zu erkennen.
    »Plus minus ein paar Monate«, gestand Muxlux mit einem fast wehmütig anmutenden Lächeln. »Es hat eine Weile gedauert, bis ich angefangen habe, einen Kalender zu führen.«
    »Einen Kalender?«, mischte sich Samuel ein. Wenn es überhaupt möglich war, so wirkte er noch verdatterter als Groxmox.
    »Warum nicht?«, sagte Muxlux amüsiert. »Ihr macht das doch auch.«
    »Ja, schon, aber wir sind auch … also ich meine, wir sind …«
    »Ja?«, erkundigte sich Muxlux. In seinem verheerten Gesicht zu lesen war beinahe unmöglich, aber Groxmox meinte dennoch ein amüsiertes Funkeln ganz tief in seinen Augen zu erkennen.
    »Also ich meine, wir und … also schließlich …« Samuel geriet endgültig ins Stammeln, und Muxlux sah noch eine Weile mit gänzlich unverhohlener Schadenfreude zu, wie er sich wand, dann lachte er gutmütig und versetzte dem Halbling einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter, allerdings sehr vorsichtig, und mit nur einem Finger. Trotzdem ächzte Samuel und kämpfte einen Moment lang um sein Gleichgewicht. »Der ist schon witzig, der Kleine«, gluckste er. »Ich kann verstehen, dass du ihn behalten hast.«
    »He!«, beschwerte sich Samuel.
    Muxlux feixte nur noch breiter und setzte zu einer Antwort an, doch in diesem Moment drängte sich ein Ork durch die Menge, der einen kleinen und ziemlich übel zugerichteten Körper auf den Armen trug. Erst als er ihn Muxlux vor die Füße warf, erkannte ihn Groxmox.
    »Meister Frank!«, rief Samuel aus. Er wollte sich zu dem Zauberer hinunterbeugen, doch Muxlux machte eine kaum sichtbare Bewegung mit den Fingern, und einer der Orks riss Samuel derb zurück.
    »Gehört der auch zu dir?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Groxmox.
    »Aber er ist zusammen mit ihnen aufgetaucht«, grollte der Ork, der den Leichnam des Zauberers gebracht hatte. »Er hat ihn getragen. Hab’s genau gesehen.« Er gestikulierte auf den Bereich brodelnder Finsternis, der noch immer ein gutes Stück hinter ihnen in der Luft schwebte, als wäre die Welt an dieser Stelle aus irgendeinem Grund nicht ganz fertig gestellt worden. »Da sind sie hergekommen. Genau wie die anderen.«
    »Ist das wahr?«, erkundigte sich Muxlux. Groxmox war, als wäre eine ganze Menge von seiner bisherigen Freundlichkeit plötzlich verschwunden.
    »Ja«, antwortete er. »Aber sie gehören nicht zu uns. Samuel und ich sind vor ihnen geflohen.«
    »Das ist Meister Frank«, sagte Samuel. »Er ist ein mächtiger Zauberer.« Trotz allem schien er noch immer einen gehörigen Respekt vor Frank zu haben; das hörte Groxmox seiner Stimme an, und es konnte auch Muxlux nicht verborgen bleiben. Der Orkgeneral sah noch einmal ein bisschen weniger freundlich aus.
    Aber er behielt alles für sich, was ihm dazu auf der Zunge lag, ließ sich vor dem toten Magier in die Hocke sinken und betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Ein Zauberer?«, sagte er und versetzte dem Toten einen ganz sachten Stubs, der ihn auf den Rücken rollen ließ. »Ich glaube nicht an Zauberei. Meiner Erfahrung nach gibt es so etwas wie Magie nicht. Wohl aber eine Menge Dinge, die einem so vorkommen können, weil man ihre wahre Natur nicht versteht.«
    Der vermeintliche Tote öffnete die Augen, wimmerte leise und starrte mit trübem Blick zu Muxlux hoch. »Ein philosophierender Ork«, flüsterte er. »Dass ich das noch erleben darf.«
    »He!«, rief Muxlux aus. »Es spricht!«
    Und er lebt, dachte Gruxmux überrascht. So übel zugerichtet, wie Franks Körper war, hätte er das niemals für möglich gehalten. Aber es würde auch nicht mehr lange so bleiben. Der Zauberer starb, das war überdeutlich.
    »Du behauptest also, ein Zauberer zu sein«, sagte Muxlux.
    »Ich bin ein … Wissenschaftler, du dämliches, Konstrukt«, stöhnte Frank. »Aber was dich angeht, läuft es wohl auf dasselbe hinaus.«
    »Vermutlich«, gestand Muxlux ungerührt. »Oder ist da ein großer Unterschied zwischen einem toten Zauberer und einem toten Wissenschaftler?«
    Frank antwortete gar nicht darauf – vielleicht konnte er es auch nicht mehr – und Muxlux
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