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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
Autoren: Catherine Bruton
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Kreativität aus und stellt Gott weiß was mit unseren Gehirnzellen an.
    Ich glaube aber nicht, dass das der einzige Grund ist. Ich vermute, es hat ebenfalls mit dem 11. September zu tun – ich weiß noch, wie sie das Autoradio angestellt hat und sie Nachrichten abspielten, die die Opfer für ihre Familien auf den Anrufbeantworter gesprochen hatten. Danach hat sie nie wieder ein Radio eingeschaltet.
    Wenn andere Kinder in der Schule mich danach fragen, sage ich nur, es kommt davon, dass sie Malerin ist. Künstler dürfen schließlich ein bisschen verschroben sein, oder? Das erklärt auch, warum meine Mum ständig Dinge vergisst, zum Beispiel zuElternabenden zu gehen oder Einverständniserklärungen zu unterschreiben. Und warum sie so dünn ist.
    Mein Freund Lukas hat mir sein altes Handy angeboten. Er glaubt zu wissen, wie man sein Guthaben aufladen kann, ohne zu bezahlen. Fast hätte ich Ja gesagt, aber ich wusste, dass es Mum nur aufgeregt hätte, also habe ich es abgelehnt. Jetzt wünschte ich allerdings, ich hätte sein Angebot angenommen. Denn wenn ich ein Handy hätte, dann hätte er mir vielleicht eine SMS geschickt, um zu erfahren, warum ich nicht mehr in die Schule komme, und wann ich wieder da bin. Und wenn Mum ein Handy hätte, könnte ich ihr eine SMS schicken. Aber sie hat kein Handy, und ich weiß, dass sie nicht anrufen wird. Deshalb weiß ich nicht einmal, wo sie ist.
    Und das ist ganz schön blöd.

15. Juli
    Als es an der Tür klingelt, weiß ich, dass es Priti ist, denn ich habe schon gemerkt, dass sonst nie jemand zu Besuch kommt. Und tatsächlich, als Oma aufmacht, steht Priti vor der Tür, nur hat sie diesmal den Ehrenmörder im Schlepptau. Er trägt ein langes weißes Gewand wie ein Kleid über seiner Hose und einen kleinen Hut auf dem Kopf.
    »Guten Morgen, Mrs. Evans«, sagt er. »Mein Name ist Shakeel Muhammed. Ich bin der älteste Sohn Ihrer Nachbarn.«
    »Hallo, Shakeel. Schön, Sie kennenzulernen«, sagt Oma.
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«, erwidert Shakeel.
    »Hallo, Mrs. Evans!«, sagt Priti mit einer Miene, die sie garantiert nur für Erwachsene aufsetzt.
    »Hallo, Priti«, sagt Oma. »Ich muss schon sagen, du siehst heute wirklich sehr hübsch aus.«
    Priti grinst mich an. Sie hat eine neue Frisur – einen einzelnen Pferdeschwanz hoch auf dem Kopf, zusammengehalten von schwammigen pinkfarbenen Dingern, die sie aussehen lassen, als könnte sie jeden Moment in die Luft steigen.
    »Mrs. Evans, ich nehme Priti mit zum Kiosk, damit sie ihr Taschengeld ausgeben kann«, sagt Shakeel. »Sie hat sich gefragt, ob Ben vielleicht mitkommen möchte.«
    Priti grinst Oma an.
    »Das ist sehr freundlich«, sagt Oma und lächelt zurück.
    Oma gibt mir ein Pfund dafür, dass mein Zimmer aufgeräumt ist – obwohl ich noch gar keine Zeit hatte, es unordentlich zu machen –, und zu dritt gehen wir zur Promenade.
    Zur Pfauen-Promenade – so nennt Oma die kleine Zeile von Geschäften in der Nähe, weil sie auf der „Pfauenstraße“, der Peacock Street, stehen – sind es zu Fuß fünf Minuten. Dort mündet die letzte der stillen Sackgassen des Wohngebiets auf die belebte Hauptstraße. Hinter der Promenade sind Reihenhäuser (voller Orientalen, sagt Opa), und dahinter beginnt die Stadt mit ihren Wohnblöcken und Einkaufszentren und belebten Straßen. Meine Großeltern gehen heute nicht mehr so oft in die Stadt.
    »Zu flott für uns, das alles«, sagt Oma.
    »In jeder Hinsicht«, sagt Opa.
    Wir sind kaum aus der Sackgasse raus, als Priti mich nach vorn zieht und flüstert: »Ich muss vorlaufen und Zara warnen. Kannst du hinfallen und dir das Knie wehtun oder so was? Damit ich ein bisschen Zeit gewinne?«
    Das ist eigentlich gar keine Frage – oder gar eine Bitte –, denn ehe ich antworten kann, schießt sie schon die Straße hinunter und kommt dabei der Bordsteinkante gefährlich nahe.
    »Langsam, Fräulein!«, ruft Shakeel ihr hinterher. Er wendet sich mir zu: »Warum hat sie es denn so eilig?«
    »Ich glaube, sie hat jemanden gesehen, den sie kennt«, antworte ich, bücke mich und tue so, als müsste ich mir einen Schuh zubinden. Ich spüre, wie ich rot werde. Ich bin kein sehr guter Lügner.
    »Mädchen, was?« Shakeel lacht. »Meine Schwester ist echt ein bisschen verrückt. Kein Mann wird so eine Verrückte wollen! Wie gut, dass sie wenigstens Verstand hat, sonst müssten wir jemanden bezahlen, damit er sie uns abnimmt.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob er einen Witz macht, deshalb
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