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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
Autoren: Catherine Bruton
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will sich auf ihn stürzen, aber Shakeel zieht ihn zurück. Diesmal muss er mehr Kraft aufwenden. »Lass sie«, sagt er. Er spricht direkt in Miks Gesicht. »Um mit Gesindel fertigzuwerden, gibt es bessere Mittel als deine Fäuste.«
    Doch als sein Bruder ihn wegzieht, schaue ich in Miks Gesicht – zusammengebissene Zähne, gefurchte Stirn, und ihm schießen die Zeichentrickdolche aus den Augen – und bin mir sicher, dass es für ihn noch nicht vorbei ist. Noch lange nicht.
    Irgendwie überredet Priti Shakeel, uns noch unsere Süßigkeiten kaufen zu lassen, trotz der sich anbahnenden Rassenunruhen auf der Promenade, aber danach müssen wir sofort nach Hause. Zara ist sauer auf ihn, aber Mik ist noch viel wütender. Während ich ihn beobachte, wie er mit Zara vor uns hergeht, habe ich das deutliche Gefühl, dass es Mik nicht besonders gefällt, seinem älteren Bruder gehorchen zu müssen.
    Priti und ich bleiben zurück und futtern unsere Süßigkeiten.
    »Das war echt cool dahinten, oder?« Priti saugt ein zischelndes Stückchen Erdbeerbrauseschlange durch die Zähne.
    »Wo ich herkomme, gibt es so was nicht.«
    »Nein?« Sie sieht mich neugierig an. »Gibt es denn keine Muslime, wo du wohnst?«
    »Was hat das denn damit zu tun?«, frage ich.
    »Bin mir nicht sicher«, sagt sie und saugt das letzte Stück Brauseschlange ein. »Aber gibt es da welche?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Die Leute mögen Muslime nicht besonders.« Sie versucht sich mit der Zungenspitze ein paar verirrte rosa Zuckerkrümel von der Nase zu lecken. »Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass dein Nine-Eleven da besonders hilfreich war.«
    »Das war nicht mein Nine-Eleven«, erwidere ich.
    »Du weißt aber, was ich meine. Und Kopftücher mögen die Leute auch nicht.« Sie streckt wieder die Zunge raus und kommt den Zuckerkörnchen diesmal verlockend nahe.
    »Warum trägst du keins?«
    »Weil ich damit aussehen würde wie eine graue Maus.« Sie kraust die Nase, um den rosa Zucker näher an ihren Mund zu bringen. »Zara hält sich für ›emanzipiert‹, aber im Grunde heißt das nur, dass sie glaubt, sie ist zu cool für ein Kopftuch.«
    Priti streckt die Zunge ein letztes Mal heraus, ohne Erfolg. »Mist!« Sie wischt sich den Zucker mit dem Ärmel ab. »Meine Zunge muss geschrumpft sein.«
    »Warum hat Tyreese sie so runtergemacht?«, frage ich nach kurzem Schweigen. Das hat mich die ganze Zeit gestört. Wenn er ihr Freund ist, wieso lässt er seine Freunde dann so mit ihr reden?
    »Das ist wie ein Vorspiel, denke ich«, sagt Priti. »Davon werden sie beide heiß und feucht!«
    »Vorspiel?«
    Priti guckt mich an, als wäre ich ein bisschen zurückgeblieben. »Du weißt wirklich nicht besonders viel, was?« Sie schüttelt den Kopf. »Zara liest ständig diese schmalzigen Vampirliebesromane. Ich glaube, sie findet, dass Tyreese so ähnlich ist wie einer dieser verklemmten Blutsauger, die es anmacht, wenn Mädchen in Gefahr sind. Wenn du mich fragst, ist das nur ein Haufen misogyner Mist, aber du weißt ja, wie Mädchen im Teenageralter sind.«
    Ich stelle mir vor, wie ich Tyreese mit spitzen Zähnen und einem Kapuzencape zeichne. Blutstropfen laufen ihm am Kinn herunter wie Tinte. Ich erspare es mir, Priti zu fragen, was »misogyn« heißt.
    Wir sind jetzt beinahe wieder an der Sackgasse, und Priti macht ein Tütchen pinkfarbenen Space Dust auf. »Wie auch immer, mein Dad sagt, wir machen nächstes Jahr Urlaub in Pakistan. Und du weißt, was das bedeutet, oder?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Er wird Zara zwangsverheiraten. Und mich vielleicht auch. Na los, frag mich schon, was eine Zwangsheirat ist. Ich weiß, dass du das wissen willst.« Sie streut sich Space Dust auf die Zunge und lässt sie rausgestreckt, damit sie sehen kann, wie die grellpinken Körner zerplatzen.
    Ich ziehe eine Grimasse. »Was ist eine Zwangsheirat?«
    »Er wird irgendeinen hässlichen alten Kerl finden und uns zwingen, ihn zu heiraten. Willst du?«, fragt sie und bietet mir von dem Space Dust an.
    »Bist du sicher? Euch beide?«
    »Natürlich nicht mit dem gleichen Kerl.«
    »Natürlich.«
    »Deshalb ist Zara auch so hinter Tyreese her. Er ist ihre letzte Chance auf ein Beziehungschaos.«
    »Warum darf sie sich nicht aussuchen, wen sie heiratet?«
    »Weil das eben so ist. Tja. Dein Dad sucht den Mann für dich aus.«
    »Warum nicht deine Mum?«
    »Patriarchale Unterdrückung!«, ruft Priti ernst und leert noch mehr Brausepulver in ihren Mund, dann kichert sie, als es
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