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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
Autoren: Catherine Bruton
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Tyreese eine SMS, und er trifft sich da mit ihr. Wir müssen aufpassen, dass keiner kommt.«
    Zara bleibt stehen, dreht sich um und sieht mich an. »Ist das okay für dich?«, fragt sie sarkastisch.
    Ich erwidere den Blick und spüre, wie ich erröte, während ich nicke. Priti kichert. Zara schnaubt verächtlich, kehrt uns wieder den Rücken zu und geht weiter.
    Als wir in den Park kommen, erklärt Priti mir, dass wir uns oben auf das Klettergerüst oder die Rutsche setzen müssen. Vom Klettergerüst aus hat man die beste Sicht, und wir habendort beide Platz – wenn wir irgendjemanden kommen sehen, müssen wir loslaufen und Zara warnen.
    »Du musst die ganze Zeit da oben sitzen?«, frage ich.
    »Ja. Es ist todlangweilig. Deshalb dachte ich, ich frage dich, ob du mitkommst.«
    »Klar«, sage ich.
    Ich hole mein Skizzenbuch raus, während sie sich vom Klettergerüst herunterhängen lässt.
    »Übrigens«, sagt sie, der Schwerkraft trotzend, »mein Dad meint, dass es stimmt, was du über deinen Dad und die ganze Nine-Eleven-Geschichte erzählt hast.«
    »Sag ich doch«, gebe ich zurück.
    »Ja, sicher. Jedenfalls war ich echt beeindruckt. Wie im Film. Glaubst du, die Typen, die das gemacht haben, hatten die Idee aus dem Kino?«
    »Nein«, antworte ich. Ich fange an, ein kleines Papierflugzeug zu zeichnen.
    »Mein Dad wurde richtig wütend, als ich sagte, dass es eine coole Art zu sterben ist«, fährt Priti fort. Ihre langen Haarbüschel berühren fast den Boden. »Er sagte, die Leute, die das getan haben, haben Muslimen wie uns nur Schande bereitet.«
    Ich gebe keine Antwort, aber Priti scheint es gar nicht zu bemerken. »Mik – das ist mein Bruder, der coole; er heißt eigentlich Mikaeel, aber jeder nennt ihn Mik. Jedenfalls, er hat gesagt, die Terroristen hätten die Welt auf jeden Fall aufhorchen lassen, und da wurde mein Dad richtig sauer auf ihn. Er sagte: ›Wenn ich noch einmal höre, wie eines meiner Kinder in diesem Haus so redet, verstoße ich es!‹ Das war ganz schön cool!« Sie schwingt sich plötzlich in eine aufrechte Haltung. Ihr Gesicht ist knallrot von dem Blut, das hineingelaufen ist, und sie grinst.
    »Was hat Mik geantwortet?«, frage ich und zeichne noch ein Flugzeug, diesmal eine Boeing 767. Kleine Fenster mit lauter Gesichtern darin.
    »Mik meinte, dass es noch eine Menge anderer Muslime gibt, die genauso denken wie er, und mein Dad sagte: ›Schande über sie und Schande über dich, wenn du auf Leute hörst, die solche Reden führen!‹«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Ich dachte, jetzt geht es rund, aber da fing Shakeel, das ist mein ältester Bruder, von irgendwelchen langweiligen Ehesachen an – er heiratet nämlich bald –, deshalb kam es nicht mehr zur großen Prügelei.«
    Priti lehnt sich zurück, sodass sie waagerecht liegt. Sie hebt die Beine und dreht die Füße, sodass ich ihre Schuhe aus allen Winkeln bewundern kann. Ich überkritzele meine Flugzeugbilder.
    »Mein Opa sagt, Leute wie ihr hätten meinen Dad umgebracht«, sage ich, nachdem ich eine Weile geschwiegen habe.
    »Warum sagt er denn so was?«
    »Weiß ich nicht. Das hat er eben gesagt.«
    »Na, das stimmt aber nicht«, sagt sie und hebt den Kopf. »Von meiner Familie wohnt keiner in Amerika.«
    »Tja, mein Dad hat da auch nicht gewohnt«, sage ich. »Er hatte nur an dem Tag in New York eine Besprechung.«
    »Und keiner aus meiner Familie kann ein Flugzeug steuern!«
    »Wenn du es sagst.« Ich blicke auf meine Schuhe – abgelaufene alte Chucks, völlig ausgeblichen, überhaupt nicht mit Pritis knallbunter Fußbekleidung zu vergleichen.
    »Also glaubst du, die Leute, die es getan haben, sind tot?«, fragt sie und schwingt sich plötzlich in eine aufrechte Haltung.
    »Ja, sicher!«, entgegne ich.
    »Vielleicht sind sie ja mit dem Fallschirm abgesprungen, kurz bevor die Flugzeuge einschlugen. Oder sie hatten Schleudersitze, die sie aus dem Cockpit katapultiert haben«, sagt sie. »He! Wenn sie entkommen sind, dann sind sie vielleicht immer noch irgendwo auf der Flucht. Wäre es nicht supercool, wenn wir sie fangen und der Polizei übergeben?«
    Einmal habe ich ein Daumenkino von Flugzeugen gezeichnet, die in die Twin Towers fliegen. Ihr wisst schon, die Dinger, wo man in der Ecke jeder Seite ein kleines Bild hat, und wenn man die Seiten am Daumen entlangstreichen lässt, dann sieht es aus wie ein Film. Aber ich habe mein Daumenkino rückwärts gezeichnet – wie einen Manga –, und ich sah, wie die einstürzenden
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