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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
Autoren: Catherine Bruton
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Vater zu haben? (Ich sage immer ja, aber ich kann mich gar nicht erinnern, wie es ist, einen zu haben, deshalb vermisse ich es eigentlich nicht.)
Was machen meine Mum und ich jedes Jahr am 11. September? (Ich bekomme den Tag schulfrei, und wir tun so, als würden wir nichts Besonderes tun, als wäre es einfach ein Tag wie jeder andere. In Wirklichkeit gehen wir Brombeeren pflücken und bauen Vulkane aus Pappmaschee – was wir sonst niemals tun. Dann versucht Mum darüber zu reden und regt sich auf. Ich wechsle das Thema, und wir machen noch irgendwelchen normalen Kram. Das ist so ziemlich alles.)

14. Juli
    Nachmittags schlafen alte Leute ein. Das habe ich dadurch entdeckt, dass ich bei Oma und Opa lebe. Heute nach dem Mittagessen mache ich den Abwasch, damit sie die Beine hochlegen können, und dann setze ich mich an den Tisch und zeichne: Oma hinter dem Steuer eines altmodischen Flugzeugs; sie trägt eine Lederkappe und eine Schutzbrille, und ihr Schal flattert im Flugwind. Dann Opa mit einem Cape und einem Raketentornister auf dem Rücken; er brüllt: »Bis zur Unendlichkeit – und noch viel weiter!« Dann Mum. Sie liegt auf einem Bett, und ringsherum wachsen Dornen.
    An der Tür klingelt es, und ich überkritzele schnell das Bild von meiner Mum, ehe ich hinuntergehe. Man darf alte Menschen nicht aus dem Schlaf reißen – am Ende bekommen sie noch einen Herzanfall oder so was –, und ich kann es mir nicht leisten, noch mehr Angehörige zu verlieren.
    Als ich die Tür aufmache, sehe ich Priti vor mir. Neben ihr steht ein älteres Mädchen in abgeschnittenen Jeans, einer weißen Bluse und kleinen schwarzen Ballerinas an den schlanken braunen Füßen. Sie ist vielleicht fünfzehn oder sechzehn, und sie kleidet sich so völlig anders als Priti, dass man genau hinschauen muss, um zu merken, dass sie sich eigentlich sehr ähnlich sehen.
    Das muss die Schwester sein, die Opfer des Ehrenmordes wird.
    »Zara sagt, sie nimmt uns mit in den Park, wenn du mitkommen willst«, sagt Priti. Sie trägt eine rosa Velourstrainingsjackeüber einem hochgerollten Rock, der offenbar zu ihrer Schuluniform gehört, und darunter gemusterte Leggings. Sie hat wieder die Heelys an. Diesmal sind sie mit orange- und pinkfarbenen Leuchtschnürsenkeln gebunden.
    »Da muss ich meinen Opa fragen«, sage ich.
    »Na, dann beeil dich!«, sagt Zara Kaugummi kauend, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    Ich lasse sie vor der Tür stehen und stecke den Kopf ins Wohnzimmer. Beide Großeltern schlafen fest und sehen aus wie große runzlige Babys.
    »Opa«, flüstere ich und rüttle ihn sanft an der Schulter. Opa schnaubt leise und starrt mich erschrocken an.
    »Pritis Schwester sagt, sie nimmt uns mit in den Park. Darf ich mitgehen?«
    Ich rechne damit, dass er fragt, wie alt sie ist oder wann ich wieder zurück bin, oder nach irgendetwas anderem, das Mum normalerweise wissen will, aber er fragt mich nur: »Bist du sicher, dass du dich mit denen abgeben willst?«
    Oma bewegt sich im Schlaf und murmelt etwas. Opa blickt sie an.
    »Sie sind nett«, sage ich.
    »Pfff !«, erwidert Opa. »So welche haben deinen Dad umgebracht!«
    »Barry!«, sagt Oma. Plötzlich ist sie hellwach.
    »Das wird man ja wohl noch sagen dürfen«, entgegnet Opa.
    »Es bringt uns nicht weiter«, sagt Oma. »Hör ihm einfach nicht zu, Ben.«
    Ich sehe sie nacheinander an und frage mich, ob es ihnen etwas ausmacht, mich den ganzen Sommer lang am Hals zu haben. Natürlich würden sie es niemals sagen, wenn es so wäre.
    »Darf ich also gehen?«, frage ich.
    »Aber sicher«, sagt Oma.
    Ich sehe Opa an.
    »Ja, ja. Geh schon.«
    »Danke«, sage ich. »Bis später.«
    Mein Opa brummt, dass ich die Tür zumachen soll, also tue ich es auch. Ich habe das Gefühl, dass sie sich über mich unterhalten werden, sobald ich weg bin.
    »Gut, dann los. Ich bin spät dran«, sagt Zara. Sie ist schon die Auffahrt hinuntermarschiert, ehe ich mir die Schuhe angezogen habe. Priti schließt sich ihr an, und ich bleibe zurück und folge halb rennend, halb hopsend den beiden Schwestern, die schon die Straße überqueren und auf den gepflasterten Weg einbiegen, der neben dem Haus, in dem Priti wohnt, zum Park führt.
    Als ich sie einhole, flüstert Priti mir zu: »Zara trifft ihren Freund. Wir sind ihr Vorwand.«
    Zara wirft uns über die Schulter böse Blicke zu.
    »Wie meinst du das?«, frage ich.
    »Zara sagt Mum, dass sie mich in den Park mitnimmt, damit ich ihr aus den Füßen bin, dann schickt sie
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