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Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)

Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)

Titel: Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)
Autoren: Peter Maffay
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geltend gemacht. Er hat auf die Demonstranten eingewirkt und als Pfarrer immer wieder sehr geschickt die richtige Botschaft gestreut. Vor allem aber ist Joachim Gauck am Boden geblieben. Ich bin froh, dass wir heute einen Bundespräsidenten haben, der auf eine solch bewegte Biografie zurückblicken kann, und ich bin froh, dass wir ein Staatsoberhaupt haben, das so gut bei Stimme ist. Ich habe ihm nach seinem spontanen Auftritt geschrieben, dass, wann immer er eine Karriere als Backgroundsänger beginnen möchte, er bei uns herzlich willkommen ist. Das Angebot steht, Herr Präsident!
    Im Schloss Bellevue war ich häufiger zu Gast. Ich hatte das Glück, mehrere Bundespräsidenten zu treffen, die mich allesamt auf ihre Art beeindruckt haben. Johannes Rau war in der Tat ein Menschenfischer, der wie kein Zweiter sein Gegenüber für sich gewinnen konnte. Rau wollte versöhnen, wollte Menschen miteinander vernetzen. Das hat mir sehr gefallen. Aber auch die direkte, offene und teilweise sehr unkonventionelle Art, die Roman Herzog und Horst Köhler an den Tag gelegt haben, fand meine Bewunderung.
    Aus den Händen von Horst Köhler habe ich das Bundesverdienstkreuz erhalten. Wir trafen uns kurze Zeit danach zu einem Gedankenaustausch im Schloss Bellevue. Ich konnte ihm die Aktivitäten unserer Stiftung vorstellen. Seine Detailfragen haben mich überrascht, er hatte sich hervorragend auf unser Gespräch vorbereitet. Ich finde, dass Horst Köhler und seine Gattin Deutschland auf hervorragende Weise repräsentiert haben, und mich hat die Entschlossenheit beeindruckt, mit der er nach der ungerechtfertigten Kritik an seinen Äußerungen zu Afghanistan konsequent seinen Rücktritt vollzogen hat. Es ging ihm nicht – so verstehe ich es zumindest – um sich selbst oder sein eigenes Ansehen, es ging ihm vielmehr darum, Schaden vom Amt des Bundespräsidenten abzuwenden. Ich traf ihn einige Monate nach seinem Rücktritt in seinem neuen Berliner Büro und er wirkte in sich ruhend und mit sich im Reinen. Er hat noch immer eine Reihe von Schwerpunkten, denen er sich widmet, zum Beispiel sein Engagement für Afrika, und ich persönlich halte ihn für eine der wenigen internationalen Persönlichkeiten, die Deutschland hervorgebracht hat. Horst Köhler ist und bleibt ein Weltbürger, davon haben wir ja leider nicht allzu viele.
    Von Bellevue zum Broadway: Für unser Projekt »Begegnungen – eine Allianz für Kinder« konnte ich 2006 einen ganz besonderen Mann gewinnen: den Pop-Art Künstler James Rizzi. Ein im positiven Sinne etwas verrückter Typ, freundlich und im Gegensatz zu vielen Amerikanern nicht so unverbindlich. Er trug Chucks zum dunklen Anzug und natürlich kannte ich seine Werke. Sie haben mich vor allem durch ihre kräftigen Farben und die Liebe zum Detail beeindruckt. Rizzi hatte eine ganz spezielle Methode entwickelt: Seine berühmte 3D-Grafik-Technik wirkt auf den ersten Blick sehr hektisch, doch hat sie immer auch einen tieferen Hintergrund. Immer steht seine Heimatstadt New York im Fokus seiner Kunst. Lange Zeit hat er die Anschläge vom 11. September künstlerisch verarbeitet. Zum Beispiel haben viele seiner Bilder, die nach den grausamen Terroranschlägen entstanden sind, ein World Trade Center mit Engelsflügeln. Nun konnte ich endlich den Mann treffen, der hinter dieser Kunst stand. Wir unterhielten uns an diesem Abend über unser neues Projekt »Begegnungen – Eine Allianz für Kinder« und ich erzählte Rizzi von einem Indianerstamm in South Dakota. Den Lakota wurde das Recht auf ihre eigene Kultur verweigert – ihre Sprache durften sie bis in die 70er-Jahre hinein nicht in der Öffentlichkeit sprechen. Wo immer auch eine Sprache ausstirbt, stirbt eine Kultur, stirbt die Identität eines ganzen Volkes. Wir wollten uns einbringen, und schnell war klar, dass wir Leonard Little Finger, dem Initiator einer Sprachschule, unter die Arme greifen wollten. Auf die Situation der Lakota sind wir durch Christina Voormann aufmerksam geworden. Sie ist nicht nur Aktivistin, sondern auch die Ehefrau des legendären Musikers Klaus Voormann. Er gilt als sogenannter »Fünfter Beatle«, ist zweifacher Grammy-Preisträger und wohnt in meiner Nähe am Starnberger See. Christina erzählte mir eines Abends von ihrem Engagement in den Indianergebieten und konnte, als ich ihr meinerseits von unserem Projekt berichtete, gleich den Kontakt zum Stammesoberhaupt Leonard Little Finger herstellen. Leonard ist der Ururenkel des legendären
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