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Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)

Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)

Titel: Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)
Autoren: Peter Maffay
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dann weiß man auch, was man alles machen kann. Sich gemeinsam Ziele zu setzen und daran zu arbeiten, ist einfacher, als es allein zu tun. Hans Georg Näder hat im letzten Jahr ein Begegnungen-Haus in Duderstadt erbaut. Dieses Haus betreiben wir gemeinsam mit seiner Stiftung und so haben nun auch traumatisierte Kinder im Eichsfeld eine Anlaufstelle. Das Haus liegt direkt in der Innenstadt zwischen Kirche und Rathaus. Es hat einen Platz inmitten der Duderstädter Gemeinschaft. Für Hans Georg war es besonders wichtig, hier dieses Zeichen zu setzen: Kinder gehören ins Zentrum der Gesellschaft! Hans Georg ist ein großzügiger Mensch, der immer wieder betont, dass es für ihn ein großes Privileg ist, dies alles erleben zu dürfen. Er ist ein Schöngeist, interessiert sich für Kunst und Kultur und hat immer ein offenes Ohr für seine mehrere Tausend Angestellten. Es hat ihn sichtlich gerührt, als Jugendliche aus fünf Nationen anlässlich unseres Symposiums zur Eröffnung des Tabalugahauses in Duderstadt anwesend waren, Jugendliche, die in ihren Heimatländern oft schwierigen sozialen Umständen ausgesetzt sind. Die Gespräche mit den Teenagern waren ihm wichtiger als die mit den hohen politischen Repräsentanten, die wir ebenfalls an diesem Tag begrüßen durften. Das sind die wahren Helden: Menschen, die sich ihrer Verpflichtung bewusst sind und Verantwortung übernehmen.

Bild 10.: Begegnungen

Auf Mallorca treffe ich mich gelegentlich mit Frank Elstner. Frank ist ein »uralter« Freund und ein wertvoller Ratgeber. Er kennt sich in der Show- und Unterhaltungsszene blendend aus, ist ein Netzwerker und hat ein feines Gespür für Trends. Ich habe ihm viel zu verdanken und ich schätze ihn sehr. Er ist ein Leuchtturm in unserem Business. Trotz aller Entwicklungen in der Medienbranche ist Frank Elstner immer jemand geblieben, der seinen eigenen Stil bewahrt hat. Er ist trotz aller Erfolge auf dem Boden geblieben. Er pflegt seine Freundschaften, es ist ihm wichtig, in Kontakt zu bleiben. Wie oft höre ich in unserer Branche die Aussage: »Wir bleiben in Kontakt« – und man hört nie wieder etwas voneinander.
    Joachim Gauck ist ein Mensch, der mich beeindruckt. Ich glaube, er ist der geborene Bundespräsident. Seine versöhnende Art wirkt beruhigend. Sein Vorvorgänger Horst Köhler hatte uns eingeladen, beim Sommerfest des Bundespräsidenten zu spielen. Gern sagten wir zu, vor allem weil der Bundespräsident jeweils diese Veranstaltungen nutzt, um vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern »danke« zu sagen. Die politischen Ereignisse haben sich dann anders entwickelt, Horst Köhler musste zurücktreten und Christian Wulff wurde zum Bundespräsidenten gewählt. Joachim Gauck, noch nicht ahnend, dass er wenige Monate später Staatsoberhaupt sein würde, kam mit dem neu gewählten Bundespräsidenten zum Sommerfest. Allein diese Geste fand ich großartig: dass der unterlegene Kandidat den neu Gewählten begleitete. Gauck saß in der ersten Reihe, und als wir »Über sieben Brücken« sangen, hielt es ihn nicht mehr auf seinem Platz. Er kam auf die Bühne und sang mit. Das Lied hat für ihn eine besondere Bedeutung, das höre ich immer wieder. »Über sieben Brücken« war gerade für die Menschen hinter dem »Eisernen Vorhang« ein Stück Hoffnung. Karat gehörte zu den beliebtesten Bands der damaligen DDR und hat es verstanden, in ihren Songs immer auch Botschaften zu transportieren. Herbert Dreilich, der Frontmann der Band, hat früh erkannt, welche Kraft die Musik haben kann. Musik kann kein Regime stürzen, aber Musik kann Menschen berühren, sie kann Teil einer Gesamtbewegung und -kraft sein. Dieser Song war eine der Hymnen einer Bewegung. Ich bin früh, erstmals 1986, in der DDR aufgetreten und natürlich erinnere ich mich immer noch an den Rattenschwanz von Geheimpolizisten, den wir auf Schritt und Tritt hinter uns herzogen. Viele Künstler aus Westdeutschland lehnten Konzerte jenseits der Mauer ab. Ich habe immer gedacht, dass dies der falsche Weg ist. Man muss miteinander reden, statt übereinander. Die Menschen in der DDR sehnten sich nach Normalität, vor allem aber wollten sie nicht länger in den Strukturen einer Ideologie leben, die sich längst überholt hatte. Die historischen Ereignisse 1989 grenzen an ein Wunder – eine friedvolle Revolution, die wir auch den klugen Entscheidungen von Menschen wie Joachim Gauck zu verdanken haben. Er hat die Stimmung sehr feinfühlig analysiert und seinen Einfluss
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