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Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)

Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)

Titel: Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)
Autoren: Peter Maffay
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unserer Seite zu wissen. Wenn er sich für ein solches Projekt aussprach, konnten wir in Südafrika damit werben. Die Menschen vertrauen Desmond Tutu und wir hatten die Hoffnung, das Thema Verhütung und Aids weiter ins Bewusstsein zu rücken. Ich war nervös vor unserer Begegnung, aber Tutu nahm mir diese Nervosität sofort. Ich habe ihn danach noch einige Male wiedergetroffen und war jedes Mal überrascht von seinem Optimismus. Er hatte schließlich so viel erlebt und hatte all die Gräuel, die seinem Volk angetan wurden, aus nächster Nähe mitansehen müssen.
    Bei einer unserer letzten Begegnungen berichtete er mir von seiner Arbeit für die Wahrheitsfindungskommission, einer Institution, die sich um die Aufarbeitung der Verbrechen während der Apartheid kümmert. Ich fragte ihn: »Sie sind ein Mann des Glaubens. Bei all den Verbrechen, über die Sie jetzt mit Tätern und Opfern diskutieren: Wo war Gott in dieser schwierigen Zeit?« Der Erzbischof dachte einen Augenblick nach und antwortete mir: »Peter, Gott war immer da. Wir haben ihn nur nicht hören und sehen wollen. Man muss Gott in seine Mitte lassen.« Die Begegnung mit Desmond Tutu gehört zu den schönsten Augenblicken meines beruflichen Lebens.
    Eine Drehscheibe für Begegnungen ist auch unser regelmäßig stattfindendes Symposium »Schutzräume für Kinder« geworden. Im Jahre 2008 haben wir erstmals prominente Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens eingeladen, um über Kinderrechte zu diskutieren. Zur ersten Konferenz kamen beispielsweise der damalige Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, sowie die Bundesminister Frank-Walter Steinmeier und Ursula von der Leyen. Es war das erste Mal für unsere kleine Stiftung, dass wir Gastgeber eines solchen Events waren und die Rotunde der Evangelischen Akademie in Tutzing war bis auf den letzten Platz gefüllt. Freunde und Weggefährten und viele engagierte Mitstreiter für die Rechte der Schwächsten saßen dort beisammen. Einen Tag lang diskutierten wir über mehr Engagement für Kinder. Einen Tag lang versuchten wir, dieses Thema in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen.
    Das Symposium ist in der Zwischenzeit für uns ein wichtiger Impulsgeber geworden. Nach der Auftaktveranstaltung in Tutzing tagten wir 2010 unter der Schirmherrschaft von Klaus Wowereit im Roten Rathaus in Berlin und im September 2012 im Duderstädter Rathaus. Hier hatten wir erstmals auch Kindergruppen aus Spanien, Rumänien, Deutschland, Israel und Palästina zu Gast. Wir wollten Duderstadt für einen Tag zur »Kinderhauptstadt Deutschlands« machen. Drei Tage lebten die Kinder und Jugendlichen in einem Zeltlager auf dem Gelände der Sielmann Stiftung. Es hat mich fasziniert, dass Kinder wieder einmal keine Vorurteile kennen und binnen weniger Minuten zueinander einen Draht finden. Das war gelebte Gemeinschaft. Das Symposium kann keine Wunder vollbringen und dieser Illusion darf man sich auch nicht hingeben. Aber das Symposium schafft Vernetzung und Bewusstseinsbildung. Wir können allesamt als Multiplikatoren unser Anliegen nach draußen tragen. Es ist ermutigend zu sehen, dass es eine breite Allianz von Menschen gibt, denen solche Themen am Herzen liegen. Immer mehr Menschen entdecken, dass über Grenzen hinweg Synergien entstehen können, mit denen Veränderungen und Perspektiven möglich sind.

Bild 9.: Prominenter Unterstützer: der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu

Co-Gastgeber unseres Symposiums in Duderstadt war Professor Hans Georg Näder, ein Unternehmer aus dem Eichsfeld, in der Region verwurzelt und in der Welt zu Hause. Hans Georg Näder ist geschäftsführender Gesellschafter der Otto Bock Firmengruppe, des Weltmarktführers im Bereich der technischen Orthopädie. Sein Unternehmen gehört zu den Hauptsponsoren der Paralympischen Spiele. Kennengelernt habe ich ihn über Sigmar Gabriel, der mich schon seit seiner Zeit als Lokalpolitiker in Goslar freundschaftlich begleitet. Vor allem aber ist Hans Georg Näder ein Mensch, der die Ärmel hochkrempelt, der anpackt und auf dessen Aussagen man sich verlassen kann. Solche Partnerschaften sind wichtig. Ich kenne eigentlich keine rein geschäftlichen Partnerschaften. Oftmals ist der ökonomische Hintergrund nur eine Folgeerscheinung. In erster Linie arbeite ich mit Freunden zusammen und es ist wichtig, dass dies die Basis ist, auf der wir aufbauen. Wenn man weiß, wie belastbar eine Freundschaft ist,
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