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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao
Autoren: Jack Vance
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Fenster.
    »Verdammt«, knurrte er. »Beran und der Dominie sind verschwunden. Zweifellos sind sie nach Eiljanre geflüchtet. Ich kann mich auf etwas gefaßt machen.«
    Er drehte sich um. »Du bist Andrade, nicht wahr?«
    »Hessen Andrade, Sir.«
    »Gut. Du wirst Mornunes Stelle als Hauptmann der Wache einnehmen. Wir werden umgehend nach Eiljanre zurückkehren. Bereite alles vor.«
    Zurück auf der Terrasse, ließ er sich müde in einen Sessel fallen und ein Glas Branntwein bringen. Palafox beabsichtigte zweifellos dafür zu sorgen, daß Beran seine rechtmäßige Stellung einnahm. Die Paonesen hielten viel von einem jungen Panarchen und verlangten die direkte Erbfolge ohne innen- und außenpolitische Veränderungen. Beran brauchte sich lediglich in Eiljanre zu zeigen, und sofort würde man ihn im Triumphzug zum Palast tragen und in das Tiefschwarz des Herrschers hüllen.
    Bustamonte nahm einen ausgiebigen Schluck. Sein Plan war also ins Wasser gefallen. Aiello war tot. Bustamonte konnte nie beweisen, daß Beran den tödlichen Stich geführt hatte. Schon gar nicht, da drei Merkantilhändler dafür mit dem Tod bezahlt hatten.
    Was konnte er noch tun? Nach Eiljanre fahren und hoffen, wenigstens als Ayudor-Senior anerkannt zu werden? Wenn Palafox den Jungen nicht zu sehr beeinflußte, wäre es durchaus möglich, daß Beran seine kurze Gefangenschaft vergaß. Nun, gegen Palafox ließ sich jedenfalls etwas unternehmen.
    Also, auf nach Eiljanre, um wieder zweite Geige zu spielen.
    In den folgenden Stunden und Tagen erlebte Bustamonte drei Überraschungen von zunehmender Tragweite.
    Die erste war die Entdeckung, daß weder Beran noch Palafox in Eiljanre angekommen waren und sich auch sonst nirgendwo auf Pao gemeldet hatten. Nach anfänglichem Argwohn begann Bustamonte freier zu atmen. War den beiden vielleicht etwas Unerwartetes zugestoßen? Oder hatte Palafox den Medaillon aus anderen Gründen entführt?
    Die Ungewißheit zehrte an ihm. Ehe er Berans Tod nicht sicher sein konnte, würde er keine Freude an seiner so unerwartet neugewonnenen Macht haben. Außerdem nagte der Zweifel auch an der Milliardenbevölkerung von Pao. Die passive Auflehnung verstärkte sich von Tag zu Tag. Seine Informanten berichteten, daß man ihn nun allgemein Bustamonte Bereglo nannte. »Bereglo« bedeutete soviel wie unfähiger Schlächtergeselle oder eine Kreatur, die ihrem Opfer das Fleisch bei lebendigem Leib von den Knochen nagt.
    Bustamonte kochte innerlich. Er tröstete sich jedoch mit der Hoffnung, daß die Bevölkerung ihn schließlich doch als Panarchen anerkennen, oder daß Beran auftauchen und die Gerüchte Lügen strafen würde und er ihn dann auf subtilere Weise aus dem Weg schaffen konnte.
    Dann folgte die zweite entnervende Überraschung.
    Der Merkantilbotschafter überreichte Bustamonte eine Note, die die Hinrichtung der drei Handelsattachés verurteilte und in der die Beziehungen zwischen den beiden Planeten so lange als abgebrochen zu betrachten seien, bis eine Wiedergutmachung bezahlt war. Sie nannte auch die Höhe dieser Wiedergutmachung – eine unvorstellbare Summe für einen Panarchen, der im Lauf eines Amtstages Tausende von Personen zum Tode verurteilte.
    Bustamonte hatte gehofft, einen neuen Waffenlieferungsvertrag mit Merkantil abschließen zu können. Wie er es zuvor Aiello geraten hatte, gedachte er, eine Gratifikation für die Alleinrechte auf die fortschrittlichsten Waffen zu bieten. Die Note zerstörte jegliche Hoffnung auf einen solchen Pakt.
    Die dritte Überraschung war die schlimmste und ließ die beiden ersteren fast unbedeutend scheinen.
    Der Brumbo-Clan von Batmarsch beabsichtigte seine schwererrungene Vormachtstellung durch einen großen Coup zu festigen. Eban Buzbek, der Hetman der Brumbos, bemannte hundert Schiffe mit Elitetruppen und machte sich auf den Weg nach Pao.
    Vielleicht hatte er nur einen kurzen Überfall geplant gehabt – ein eiliges Einsammeln von Beute und einen schnellen Rückzug. Aber er änderte seine Absicht, als er am äußeren Monitorenring nur auf geringen Widerstand stieß und nach seiner Landung auf Vidamand, dem unzufriedensten Kontinent, auf überhaupt keinen. Das war ein Erfolg, wie er ihn sich selbst in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt hätte.
    Eban Buzbek nahm mit seinen zehntausend Kriegern Pao in sechs Tagen, ohne daß ihn jemand aufhielt. Die Bevölkerung beobachtete ihn und seine von Ruhm berauschte Armee mit düsterer Miene, doch keiner hob auch nur die Hand,
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