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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr
Autoren: Stefan Papp
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Dreifarbenblond zumindest »nicht nicht gefielen« – all seines Gemeckers zum Trotz. Doch wer wusste schon, ob damit nicht ein Stein ins Rollen gebracht würde, der so manch mühsam aufgezogenes und gehegtes Blümchen der Freundschaft einfach plattwalzen würde, wenn man bloß einmal so anfinge. Pandoras Büchse öffnete man in der Stadt eines Sigmund Freud besser nicht.
    Er nahm einen Schluck aus seiner 2-Liter-Cola-Flasche. Was blieb, war ein typisch österreichisches Resümee: Schön wär’s gewesen, aber da kann man halt nichts machen. Es war nun einmal doch alles recht kompliziert. Wo kämen wir hin, wenn jeder so offen über irgendwelche Gefühlsduseleien sprechen würde? Sie wäre ihm ohnehin zu modern gewesen, zu stressig und natürlich auch zu feministisch. Aber dafür, dass sie Fönwelle bei der Weihnachtsfeier nach seinen Machosprüchen derart hatte abblitzen lassen, hätte sie sich – Sigmund Freud hin oder her – zumindest ein kleines ›Busserl‹ auf die Wange verdient.
    »Wie lange willst du eigentlich noch Comics sammeln?«, fragte Hanni ihn grinsend und setzte damit eine immer wiederkehrende Diskussion fort. Seine Comics bargen Erinnerungen an einige der wenigen Freuden seiner Kindheit. Und seine Kindheit ging niemanden etwas an.
    »Andere quälen sich auf einen Berg rauf und kriegen dort einen Herzkasper. Oder diese Idioten setzen sich auf ihr Motorrad, fahren gegen einen Baum und sind hin. Und wer zahlt den ganzen Spaß? Bergung, Rettung, Krankenhausaufenthalt, und wenn’s gut geht auch noch den Leichentransport! Wir, die Steuerzahler! Bei meinem Hobby gibt es keine Toten oder Verletzten.«
    »Geh mal vom Gas! Ich will doch nur wissen, was erwachsene Mannsbilder, weiß Gott wie alt, auf einem Stammtisch für Comicsammler machen? Für mich haben Männerrunden etwas mit Fußballmatches oder Kartenspielen zu tun. Erwachsene Herren bei Donald Duck oder Mickey Mouse? Da tu’ ich mich ein bisserl schwer.«
    »Ich mach dir auch keinen Vorwurf, dass du in Simmering aufgewachsen bist! In drei Wochen gibt es ein großes Treffen. Sammler aus der ganzen Welt kommen nach Wien. Die perfekte Gelegenheit, Raritäten zu ergattern. So etwas gibt es in Wien vielleicht einmal in zehn Jahren …! Bestimmt reden sie heute am Stammtisch darüber. Und wenn ich heute nicht zum Stammtisch kann, verpasse ich vielleicht etwas Wichtiges. Und wenn ich etwas verpasse, bin ich sauer auf Bulli und … HANNI! Tacho! Ein Golf ist kein Rennauto!«
    Endlich war der Gurt eingerastet, aber sicher fühlte er sich trotzdem nicht. Hanni fuhr wie eine Wilde. Mit Argusaugen fixierte er den Geschwindigkeitszähler. Sie würde es wieder darauf anlegen, die gesetzlich vorgegebene Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten.
    »Weiß der Präsident eigentlich, dass du ihn Bulli nennst?«, fragte Hanni und nahm einen Schluck Yogi-Tee.
    »Hab‘ ihn schon in der Polizeischule so genannt. Wieso soll ich ihn jetzt wie einen großen Zampano anreden? Lass‘ uns besser von unserem Fall reden! Hast du den Linzern meine Anweisungen weitergeben?«
    »Natürlich, aber dieses Mal bist du eindeutig zu weit gegangen!«
    »Wieso? Nur weil ich darauf bestehe, dass sie nichts anfassen? Ich kenn das doch, die bringen alles nur durcheinander!«
    »Die Leiche gehört sofort in die Gerichtsmedizin, Remmel. Das weißt du doch. Reichen dir keine Fotos?«
    »Mein Fall, meine Regeln! Der Tatort muss exakt so bleiben, wie er ist, bis ich komme. Die Details am Tatort verraten Mörder. Also, was machen die Linzer gerade?«
    »Sie befragen die Zeugen. Schaut nicht gut aus. Keiner hat etwas gesehen oder gehört.«
    »Warte, bis das Fernsehen dort ist! Dann hat auf einmal jeder den Mörder auf frischer Tat ertappt. Gibt es schon Informationen zur Tatwaffe?«
    »Noch nicht gefunden. Sie schicken uns aber einen Zwischenbericht, sobald die Kollegen alles untersucht haben. Da sind dann auch die ersten Fotos dabei.«
    »Das bringt viel, wenn wir jetzt im Auto sitzen.«
    Hanni lächelte und griff in ihre Handtasche. Remmel ahnte bereits, was sie hervorholen würde, während er sie fachkundig darauf hinwies, dass sich laut StVO beide Hände stets auf dem Lenkrad zu befinden hatten.
    »Lass mich mit dem Ding in Ruhe!«
    »Hättest du einen Führerschein, gäbe es kein Problem. Dann würdest du fahren und ich recherchieren.«
    Hanni wusste, dass sie mit der Gesundheit ihres Tablets spielte, aber da musste ihr Kollege durch. Stillschweigend hatte sie hingenommen, dass Remmels
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