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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod
Autoren: Charlaine Harris
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versicherte, die schon oft versucht hatte, sie zu öffnen. Im Keller war nichts, was auch nur annähernd nach Säge ausgesehen hätte. Margaret und Luke hatten sämtliches Werkzeug aus diesem Raum entfernt. Zurückgelassen hatten sie nur stapelweise Dosen und Einmachgläser, Koffer, Taschen und das eine oder andere Brett.
    Irgendwann würde einer der beiden uns sicher etwas zu essen bringen. Nach einigen Stunden brachte Luke uns auch etwas, aber auf der Treppe über ihm stand Margaret mit der Flinte in der Hand.
    „Wie geht es Hayden?“, fragte Regina, die wieder zu weinen begann.
    „Unserem Kind geht es gut“, entgegnete Luke kurz und knapp.
    „Bitte, Regina!“, flehte ich stumm. „Frage jetzt nur nicht, was sie mit uns vorhaben!“
    „Was habt ihr mit mir vor?“, fragte Regina prompt. Zumindest die Hälfte meines Gebetes war erhört worden.
    Luke beantwortete ihre Frage nicht, was wohl auch besser war. Schweigend stellte er das Tablett auf Reginas improvisiertem Tisch ab und ging. Margaret passte die ganze Zeit auf wie ein Schießhund. Ich gab mein Bestes, die Todkranke zu spielen, was mir absolut nicht schwerfiel.
    Auf dem Tablett stand eine Flasche Excedrin. Regina öffnete sie für mich, und obwohl ich Angst hatte, mir würde wieder schlecht werden, nahm ich gleich vier Tabletten auf einmal. Gewagt, nicht? Ich wurde langsam zur echten Rebellin. Danach stützte ich mich auf den Ellbogen, um ein paar Löffel Suppe (Campbell ’ s Hühnersuppe) zu mir zu nehmen. Ich aß noch ein paar Cracker, trank etwas Wasser und legte mich total fertig wieder hin.
    Nach einer halben Stunde stellte ich fest, dass es mir besser ging.
    „Hilf mir auf“, bat ich Regina.
    „Wieder für kleine Mädchen?“
    „Nein, ich muss mich etwas bewegen.“
    Regina hatte das Tablett nach oben getragen und auf der letzten Stufe abgestellt. So handhabten sie das hier schon ein paar Tage, hatte sie mir berichtet. Margaret öffnete die Tür, bückte sich und nahm das Tablett an sich. Mir schien, als sei Luke nicht bei ihr.
    Gehen konnte ich allein, nachdem Regina mir aufgeholfen hatte. Wobei „gehen“ in diesem Fall als sehr weit gefasster Begriff zu verstehen war ... ich „ging“ hinüber zu der Sturmklappe des Kellers, da ich nachsehen wollte, wie fest sie verschlossen war. Ich drückte dagegen, aber die Klappe gab nur Millimeter nach. Sie hatte auch an der Innenseite einen Riegel, aber den hatte Regina bei ihren Versuchen bereits zurückgeschoben und auch so belassen.
    „Die Stange, die draußen über der Klappe liegt, woraus ist die?“, fragte ich.
    „Metall“, entgegnete Regina düster, die wohl doch mehr herumexperimentiert hatte, als sie anfangs zugeben wollte. „Ich hatte daran gedacht, eins von den Gläsern da kaputtzuschlagen, einen großen Splitter durch die Spalte zu schieben und die Stange durchzusägen. Ging aber nicht, weil sie nicht aus Holz ist.“
    „Vorhin hast du geklungen, als wärst du ganz zufrieden damit, hier zu sitzen und zu warten.“
    „Ich habe versucht, mir einzureden, alles sei gut.“ Das verstand ich. „Außerdem, schätze ich, dachte ich wohl, sie würden mich eher wieder raus lassen, wenn sie sehen, dass ich davon ausgehe, dass sie mich schon wieder raus lassen.“ Sie zuckte die Achseln. „Habe gedacht, schaden kann es nicht.“ Ihr Kopf ruckte in die Höhe. „Hör mal! Da ist wer.“
    Wenig später hörte ich, wie oben die Haustür zuschlug. Dann erklangen Schritte über unseren Köpfen, und die Kellertür öffnete sich einen Spalt.
    „Wenn ihr auch nur einen Mucks von euch gebt, bringe ich das Kind um“, sagte Margaret. „Ich warne euch. Kein Schrei, kein Wort!“
    Nachdem sie die Tür wieder verschlossen hatten, standen Regina und ich da und sahen einander an.
    „Sie würde Hayden nichts tun“, sagte ich. „Man muss sich nur ansehen, was sie schon für ihn getan hat.“
    „Ich weiß ...“, sagte Regina. „Aber ...“
    Ich hatte meine Entscheidung im Bruchteil von Sekunden getroffen, robbte bis zur Treppe, packte das hölzerne Geländer und begann, mich die Treppenstufen hochzuziehen. Da griff eine Hand nach meinem Hosenbein.
    „Vielleicht meint sie es ernst“, sagte Regina.
    „Martin könnte schon tot sein“, beschwor ich sie. „Ich muss hier raus, Hilfe holen.“
    „Tut mir leid, Tante Roe. Nicht, wenn mein Kind in Gefahr ist.“
    Regina, größer und stärker als ich, legte mir die Hand auf den Mund, klammerte sich an mir fest und ließ nicht mehr los. Ich war kaum in
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