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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod
Autoren: Charlaine Harris
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Schulter.
    Ich zog mich hoch, bis ich mich auf dem Küchentisch abstützen konnte. Wo mochten Lukes Autoschlüssel sein? Dann sah ich das Telefon an der Wand. Ich taumelte hin, nahm den Hörer ab. Ich war sicher, dass ich kein Freizeichen hören würde – als doch eines ertönte, war das fast ein schmerzhafter Schreck.
    Margaret hatte die Liste mit allen Notrufnummern fein säuberlich neben das Telefon gehängt. Ich wählte die des Sheriffbüros.
    „Kommen Sie mich holen“, sagte ich zu dem Mann, der das Telefongespräch entgegennahm. „Ich bin verletzt und zu schwach, um zu fahren, und ich muss ins Krankenhaus.“
    „Wo sind Sie, Ma ’ am?“
    Ich hatte keine Ahnung.
    „Ich bin auf dem Hof der Granberrys“, sagte ich.
    „An welcher Straße liegt das?“
    Das wusste ich. „Route acht. Gleich neben dem alten Bartell-Anwesen.“
    „Alles klar, südlich der Stadt.“
    „Beeilen Sie sich.“
    „Um was für einen Notfall handelt es sich?“
    „Ach, verdammt! Kommen Sie einfach! Hier liegen auch noch ein paar Leichen.“ Ich hängte auf. Was für ein Trottel. Das mit den Leichen würde dafür sorgen, dass die Polizei auftauchte. Obwohl möglicherweise nicht beide Granberrys tot waren. Aber schwer verletzt reichte auch.
    „Hier ist Hayden“, meldete sich Regina, die vor Glück fast zu gurren schien.
    Ich sah ihn kaum an. Was erwartete sie von mir? Aber wenn ich mich irgendwie abfällig äußerte, schoss sie vielleicht noch auf mich. All meine Energie war nur noch darauf gerichtet durchzuhalten, aufrecht zu bleiben, bis ich Martin gesehen hatte. „Es scheint ihm gut zu gehen“, sagte ich, meine Stimme war kaum noch ein Flüstern. Langsam kehrte meine alte Persönlichkeit zurück, ich wurde wieder zur Bibliothekarin Aurora Teagarden. Regina jedoch schien sich dauerhaft in Iron Woman verwandelt zu haben.
    Möglicherweise würde aber auch ich nie wieder zu meinem alten Ich zurückfinden, dachte ich dann doch wenig später. Lukes Stöhnen machte mir jedenfalls nichts aus, ich konnte es perfekt ausblenden.
    Ich zog in Betracht, mir die Schlüssel zu holen und mit Margarets Dodge oder Lukes Bronco in die Stadt zu fahren, um Zeit zu sparen, musste mir aber eingestehen, dass ich höchstwahrscheinlich unterwegs das Bewusstsein verloren hätte. Stattdessen sank ich auf einen Stuhl und barg den Kopf in den Armen. Regina setzte sich mit ihrem Sohn auf dem Arm neben mich, und so warteten wir gemeinsam aufs Näherkommen der Sirenen.

    Sie durchsuchten sogar Hayden, wohl um sicherzustellen, dass er in seiner Windel keine schweren Geschütze versteckte.
    „Bringen Sie mich zu meinem Mann“, sagte ich zu jedem Beamten, der durch die Tür trat.
    Zum Glück glaubte man uns ziemlich bald, nachdem die Beamten im Keller gewesen waren und die Spuren unserer Gefangenschaft besichtigt hatten. Aber glauben bedeutete nicht freilassen, daher dauerte es unerträglich lange, bis der Sheriff sich bereit erklärte, mich ins Krankenhaus zu fahren.
    „Sie wollen Mr. Bartell nach Pittsburgh verlegen, sobald er stabil genug ist“, teilte er mir unterwegs mit.
    „Er hatte einen Herzinfarkt, nicht?“, fragte ich.
    „Ja.“ Das breite Gesicht des Mannes drückte solche Anteilnahme aus, dass mir ganz schwer ums Herz wurde.
    Ich zwang mich, auch nach Karl zu fragen.
    „Sein Zustand ist kritisch, aber er hat durchgehalten“, sagte Sheriff Brod. „Karl ist ein unverwüstlicher alter Hund. Er konnte uns nicht sagen, was passiert ist. Erzählen Sie es mir?“
    „Martin und Karl standen zusammen mit Rory, einem Freund meiner Nichte, in der Küche.“ Ich sah aus dem Fenster hinaus auf die ausgedehnten, gefrorenen Felder. Wie fremd mir diese Landschaft war. Im gleißend kalten Sonnenlicht erinnerte sie an das schneeweiße Linoleum in der Küche der Granberrys. Wieder sah ich das Blut auf diesem Boden und hörte Luke stöhnen wie ein verletztes Tier.
    Dennoch: Ich schaffte es, erneut über die Ereignisse zu berichten.
    Brod hatte Probleme, sich vorzustellen, dass ich Margaret zum ersten Schwung für den Treppensturz verholfen hatte, das war ihm anzusehen. Ich war eine kleine Bibliothekarin, Herrgottnochmal! Vorsichtig betastete ich die furchtbare Beule auf meiner Stirn, die ich mir im Badezimmerspiegel der Granberrys genauer hatte ansehen können. Selbst wenn ich die Stelle nur leicht berührte, schmerzte mein Kopf höllisch.
    „Sie müssen sich in der Klinik durchchecken lassen“, mahnte Brod, ein großer, schwerer Mann mit breitem
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