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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod
Autoren: Charlaine Harris
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Ohren, die beiden hätten geheiratet. Das Heiraten fiel Regina wohl leicht, vielleicht sah sie darin keinen großen Unterschied zum Leben als Single.

    Natürlich geschah das Monate, nachdem ich Martin nach Lawrenceton überführt hatte, um ihn dort zu beerdigen. Cindy hatte angedeutet, im Grab von Martins Eltern sei noch Platz für ihn, und Barby hatte dies auch mehr als nur angedeutet. Aber ich konnte sehr schwerhörig sein, wenn ich wollte. Cindy ging es nichts an, wo Martin begraben wurde: Ex war und blieb Ex. Barby war überdies noch nie meine Lieblingsfreundin gewesen.
    Arme Mutter. Sie freute sich so darüber, dass ihr Ehemann sich vollständig von seinem Herzinfarkt erholt hatte, und versuchte, sich diese Freude mir gegenüber nicht anmerken lassen. John war zwanzig Jahre älter gewesen als Martin ... ich sah, welche Mühe sie sich gab, und sie tat mir etwas leid.
    Der arme John tat sein Bestes, um am Grab nicht allzu schuldbewusst zu wirken. Er hatte sich für mich als Fels in der Brandung erwiesen, genau wie seine Kinder. Eigentlich hatte ich Johns Nachkommen nie besonders gemocht, was daran lag, dass ich bis zu Mutters Wiederverheiratung Einzelkind gewesen war. Aber Johns Söhne und deren Ehefrauen verhielten sich mir gegenüber so lieb und taktvoll, dass all meine kleinlichen Vorbehalte schwanden.
    Als der Brief kam, befand ich mich noch in diesem halb betäubten Zustand. Ich leerte bei der Rückkehr von der Arbeit den Briefkasten und blätterte die angekommene Post durch. Rechnungen, Kataloge, Reklame – und ein persönlicher, handschriftlich adressierter Brief ohne Absender.
    Ich riss ihn auf, sobald ich im Haus war.
    Ich warf einen Blick auf die Unterschrift; er war von Luke.
    Ich ließ ihn fallen, als sei er eine Giftspinne. Aber wenige Augenblicke später hob ich ihn wieder auf.
    Liebe Mrs. Bartell,
    ich weiß, Sie werden mir nie verzeihen, was ich Ihnen angetan habe. Aber ich möchte, dass Sie zumindest wissen, wie es dazu kam.
    Margaret und ich zogen nach Corinth, da ich herausgefunden hatte, dass meine leibliche Mutter eine Zeitlang dort gelebt hatte.
    Ich glaube, Margaret hatte Ihnen erzählt, dass ich adoptiert bin. Ich hatte das Glück, von wunderbaren Menschen adoptiert zu werden. Sie haben mich nicht nur geliebt, sie waren auch noch begütert. Mein Vater hatte mit Autoreifen eine Menge Geld verdient.
    Wie die meisten Adoptivkinder fragte ich mich trotzdem immer, wer meine richtigen Eltern waren. Mom und Dad wollte ich damit nicht behelligen, es hätte sie zu sehr verletzt. Aber ich hatte immer das Gefühl, sie würden den Namen meiner leiblichen Mutter kennen und hätten sie in diesem Heim für unverheiratete Mütter kennengelernt. Mein Vater hatte mal so eine Bemerkung fallenlassen. Margaret war nach unserer Hochzeit ebenso entschlossen wie ich, dies herauszufinden, und sie war viel geschickter als ich, wenn es darum ging, für die Suche Mittel und Wege zu finden. Nach dem Tod meiner Mutter ging Margaret Moms Papiere durch und hat dort tatsächlich den Bericht eines Privatdetektivs über eine Barbara Bartell Lampton gefunden. Meine Mom hatte meine leibliche Mutter im Auge behalten. Warum, kann ich nicht sagen. Vielleicht wollte sie einfach nur herausfinden, was letztlich aus Barbara geworden war. Als Margaret die alte Geschichte über Barby las, die wegen einer unehelichen Schwangerschaft aus der Kirche ihres Stiefvaters geworfen wurde, wussten sie, dass meine leibliche Mutter gefunden war.
    Dem Bericht entnahmen wir auch, dass Barbara zwar nicht mehr in Corinth lebte, dafür aber meine Schwester Regina. Also kauften wir den Hof neben dem, auf dem meine Schwester lebte, und freundeten uns mit Regina an. Wir hatten schon immer ein Baby haben wollen, und als wir sahen, wie Regina mit ihrer Schwangerschaft umging, hatten wir das Gefühl, uns einmischen zu müssen. Das schien uns korrekt und angemessen, hatten wir doch schon lange versucht, selbst ein Kind zu bekommen. Wenn wir schon kein eigenes haben konnten, so war ein Kind, das sogar teilweise blutsverwandt mit uns war, das Nächstbeste. Margaret kam nie über die Geschichte mit der Frau hinweg, die uns ihr Kind gab, weil sie dachte, wir hätten es gern. Sie sagte, sie hätte Ihnen die Geschichte erzählt: die Frau aus unserem Haus, die einfach ihr Kind vor unsere Tür legte.
    Wir taten alles für Regina, ohne ihr zu sagen, dass ich ihr Bruder bin. Wir sorgten dafür, dass sie zu allen Vorsorgeuntersuchungen ging. Wir bezahlten einen Teil
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