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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod
Autoren: Charlaine Harris
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und hinten nicht. Aber ich musste nicht kotzen oder so, mir ging es prima, also habe ich beschlossen, einfach zu warten und zu sehen, wie ich mich fühle. Vielleicht ist so ein Kind ja auch einfach toll, oder? Kinder lieben einen, oder?“
    Eine Träne rollte die andere Wange hinunter.
    „Na ja, egal, nach einer Weile hat man’s mir angesehen. Craig und Rory fanden, das wäre einfach irre. Zu fühlen, wie sich das Kind bewegt. Aber ich habe immer noch daran gedacht, es loszuwerden. Dann sind eines Abends die Granberrys aufgetaucht und haben gesagt, sie hätten nachgedacht.“
    „Ach?“
    „Nun, sie sagten, sie hätten wirklich gern ein Baby und könnten keins bekommen, und sie hatten bemerkt, dass ich eins erwarte, und sie fragten sich, ob wir, da wir doch so knapp bei Kasse wären, ob wir uns vorstellen könnten, dass sie das Baby adoptieren. Das schien eine prima Idee, je länger wir darüber nachdachten, Rory und Craig und ich, also habe ich gesagt: Klar doch, sicher könnt ihr das, das Baby adoptieren. Sie haben dafür bezahlt, dass ich zur Hebamme gehe, zu einer im nächsten Bezirk, ich sollte nicht in die Stadt gehen, damit niemand in Corinth mich sieht, weil sie nicht wollten, dass irgendwer dem Baby sagt, wo es herkommt, bis sie es ihm sagen würden. Das schien mir auch richtig, also hing ich einfach nur auf dem Hof rum. Das war öde, das kann ich dir sagen.“
    „Aber sicher doch“, murmelte ich. Inzwischen war mein Haar zu beiden Seiten des Gesichts feucht geworden, weil die Tränen ununterbrochen flossen. Die Kellerwände waren mit Regalen bestückt, auf denen sich allerlei türmte. In einer Ecke hatte sich Regina ein kleines Nest eingerichtet; ein uralter Lehnstuhl, eine Lampe und neben dem Stuhl ein über zwei Zementsteine gelegtes Brett, das als Tisch diente. Darauf stapelten sich Illustrierte. Eine Matratze, auf der ein Schlafsack lag, war gegen die Wand geschoben. In einer Ecke des Raums, dicht bei der Treppe, befand sich eine kleine Kabine, die wohl eine Toilette und möglicherweise eine Dusche enthielt.
    „Hast du schon versucht zu fliehen?“, unterbrach ich Regina, die gerade bei den Wehen angekommen war, was bei ihr klang, als sei sie die einzige Frau auf Erden, die je ein Kind geboren hatte.
    Regina starrte mich mit offenem Mund an. „Bist du irre?“, fragte sie ungläubig. „Sobald Craig und Rory mit dem Kind hier auftauchen, lässt Margaret mich laufen. Ich bin so eine ... eine Art Geisel. Wenn ich versuche zu fliehen, tun sie mir vielleicht was an.“
    Oh. Sie wusste es noch nicht. Wenn es mir noch schlechter hätte gehen können, wäre es mir jetzt schlechter gegangen. „Was ist deiner Meinung nach in Lawrenceton passiert?“, fragte ich.
    „Ich habe dann das Kind gekriegt“, entgegnete Regina. Ich seufzte. Sie war also nicht gewillt, ihre Geschichte abzukürzen. „Als ich den Kleinen sah, dachte ich nur: Ich kann ihn nicht hergeben. Craig saß gerade im Gefängnis, er konnte mich also nicht zwingen. Ich habe Margaret und Luke gesagt, ich müsse das Kind ein paar Tage lang stillen, das hätte die Hebamme gesagt. Dabei hatte sie mir eine Spritze gegeben, um meine Titten auszutrocknen. Das habe ich nur gesagt, damit ich Hayden mit heimnehmen konnte. Aber ich wusste, die Granberrys würden mir keinen Augenblick Ruhe lassen, sie waren ganz versessen darauf, ihn zu bekommen. Jetzt, wo er geboren war.“
    „Also bist du davongelaufen.“
    „Ja. Einfach weg. Ich dachte nicht, dass Craig und Rory draufkommen, wo ich hin bin. Außerdem hätte ich nie geglaubt, dass sie so schnell zu euch fahren. Ich meine, die beiden haben mir gefehlt, besonders Craig. Aber ich konnte mich nicht entscheiden. Anfangs hatte ich ja auch gedacht, Margaret und Luke wären die perfekten Eltern für das Kind, aber mit der Zeit fand ich Margaret ein bisschen seltsam, und sie kann Luke dazu bringen, so ungefähr alles zu tun. Vielleicht, dachte ich, ist sie doch keine gute Mutter. Dann ...“ Reginas Stimme verlor einiges an Lebhaftigkeit. „Ich habe das Kind wirklich lieb. Ich wollte ihn behalten, auch wenn wir das Geld wirklich brauchten. Also bin ich weg. An einem Tag, von dem ich wusste, dass Margaret und Luke nicht da waren, weil sie zu so einer Kunstsache wollten.“
    „Die Granberrys hatten euch schon etwas gezahlt?“
    „Oh ja, eine Hälfte des Geldes gab es nach der Geburt. Die andere sollten wir bei der Übergabe kriegen. Ich habe das Geld versteckt. Bis auf ein bisschen – das brauchte ich für
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