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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
Autoren: Pseudonymous Bosch
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Beispiel an der einen Schnur zog, kam ein Fallschirm heraus. Wenn man an der anderen Schnur zog, bliesen sich die Schulterriemen auf und der Rucksack verwandelte sich in eine Schwimmweste. Wenn man ihn umstülpte und den äußeren Reißverschluss aufzog, verwandelte er sich in ein geräumiges Zelt.
    Kass wusste, ihre Mutter würde nicht gerade begeistert sein, wenn sie schon wieder mit einem Rucksack herumlief (erst kürzlich hatte sie Kass zu überreden versucht, eine Umhängetasche zu tragen), aber Kass hatte ganz deutlich das Gefühl, dass dies ein Rucksack war, den sie nie wieder abnehmen wollte.
    Auch Max-Ernest fand sein Päckchen anfangs enttäuschend. Es enthielt ein Ding, das aussah wie ein gewisses tragbares Gerät – eins, das man tagtäglich sieht, und zwar nicht einmal ein besonders tolles. Aber Max-Ernest brauchte nur ein paar Sekunden, bis er herausfand, dass das Gerät nicht das war, wofür man es zunächst hielt – ganz im Gegenteil. Man konnte nämlich gar keine Spielmodule hineinstecken. (Hoppla, jetzt hätte ich beinahe verraten, wie das Ding getarnt war.)
    Es hatte eine Tarnvorderseite, die sich öffnete, wenn man auf einen versteckten Knopf drückte. Unter dem Deckel kam ein kleiner PC mit Scanner zum Vorschein, der eigens zum Knacken von Geheimcodes entwickelt worden war – es war der ULTRA-Decoder II. Wie Max-Ernest nach einigem Probieren herausfand, kannte der Decoder sämtliche Chiffresysteme, mit denen man alle bekannten Codes knacken konnte, und er verfügte über Hilfsmittel, mit denen man notfalls auch unbekannte entziffern konnte. Außerdem enthielt er Wörterbücher und Texterkennungssoftware für mehr als tausend Sprachen, darunter Aramäisch, Sanskrit und Navajo. Sogar ägyptische Hieroglyphen konnte er lesen.
    Aber etwas machte der Decoder nicht: Er erzählte keine Witze.
    Max-Ernest war trotzdem hingerissen.
    »Geht’s euch da oben gut?«, rief Großvater Larry herauf.
    »Bestens«, rief Kass zurück.
    Sie überlegten, wie sie ihre Päckchen blitzschnell verschwinden lassen konnten, falls Larry nach oben kam. Aber wie es aussah, waren die Großväter noch ganz in ihre Nachforschungen über das neue Geschirr vertieft.
    Einen Augenblick später war Max-Ernest schon damit beschäftigt, das Wort Furz in alle Sprachen zu übersetzen, die ihm einfielen (irgendjemand hatte ihm mal erzählt, dass Witze über Fürze lustig wären). In der Zwischenzeit nahm Kass ihre neue Taschenlampe genauer unter die Lupe. Sie war, wie sich herausstellte, nicht nur eine simple Taschenlampe, sondern eine Warnsirene, ein Suchgerät und ein Walkie-Talkie.
    Von dem heftigen Regen, der draußen fiel, und dem Dampf, der von den Teetassen aufstieg, war das Küchenfenster innen und außen so beschlagen, dass man nicht mehr hindurchsehen konnte. Immer wenn das Licht der Taschenlampe über die Scheibe huschte, blitzten Tausende kleiner Tröpfchen auf und verschwanden sofort wieder. Das war bestimmt schon ein halbes Dutzend Mal so gewesen, als Max-Ernest schließlich von seinem Decoder aufblickte und es entdeckte...
    »Hey, siehst du das?«, rief er, aber da war der Lichtschein schon wieder verschwunden.
    Es war nicht leicht, Kass die genaue Stelle zu zeigen, auf die sie ihre Lampe richten sollte, aber dann klappte es doch.
    Jetzt sah Kass es auch.
    Jemand hatte eine Botschaft auf das Glas geschrieben – wie wenn man im Autobus an einem beschlagenen Fenster sitzt und die Scheibe verziert. Aber diese Botschaft war nicht mit dem Finger hingeschmiert. Sie sah vielmehr so aus, als hätte jemand ein Schreibgerät dazu benutzt. Und die Botschaft war auch nicht »Joe war hier« oder »Terry + Samantha = Liebe«. Eigentlich war es nicht einmal eine richtige Sprache.
    Nein, es war vielmehr eine Geheimschrift.
    Sie waren noch dabei, die Botschaft zu entziffern, als die beschlagene Scheibe trocknete und damit auch die Zeichen verschwanden.
    Max-Ernest nahm einen Notizblock und einen Stift vom Küchentisch. Er schrieb wie im Fieberwahn. Er war in einem Zustand, der sich nur dann einstellt, wenn man zu viele Halloween-Süßigkeiten gegessen hat oder wenn man versucht, eine Geheimbotschaft aufzuschreiben, bevor sie für alle Zeiten verschwindet.
    Sobald er die Botschaft abgeschrieben hatte, hielt Max-Ernest den Zettel in die Höhe.
    Und das ist die erste Zeile, genau so, wie sie auf dem Fenster stand:
    JDGIG JMSSMNHRM UNH LMX-GRNGST
    Minutenlang knobelten die Kinder über dem Buchstabensalat und wurden immer
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