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Der Nachtschwärmer

Der Nachtschwärmer

Titel: Der Nachtschwärmer
Autoren: Jason Dark
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beide Räume miteinander verband. Sie war ebenfalls nicht abgeschlossen, und ich wollte schon einen Schritt über die Schwelle setzen, da fiel mir etwas auf.
    Es war der Geruch!
    Verdammt, den kannte ich. Wir hatten ihn in den letzten Stunden erlebt. Der Gestank aus dem Moor, der auch in unseren Klamotten hing, wehte auch durch diesen Raum, und er stammte nicht von uns.
    War er doch da?
    Bill drängte nach, aber ich schob ihn zurück. Er schaltete seine Lampe aus. Beide schauten wir jetzt in den dunklen Raum hinein, in dem der Heimleiter privat lebte.
    »Ist da jemand?«
    Plötzlich stand die Frage im Raum. Sie überraschte uns alle, denn gesprochen hatte Paul Erskine...
    ***
    »Er ist doch da«, hauchte mir Bill ins Ohr. »Verdammt, damit hätte ich nicht gerechnet.«
    Er hatte sicherlich vorgehabt, seine Lampe einzuschalten, aber da kam ihm jemand zuvor, nämlich Paul Erskine selbst. Er lag im Bett, hatte sich gedreht und wir schauten in das Licht der Nachttischleuchte, deren Schein auch über sein Bett fiel.
    Verwundert blickte er uns an. Sein Haar war durcheinander. Die Haut wirkte irgendwie grau, und wir sahen alles andere als ein Monster vor uns. Er versuchte, einen verschlafenen Eindruck zu vermitteln, rieb sogar seine Augen und setzte sich schließlich mit einem Ruck auf.
    Zusammen mit Bill stand ich in Erskine’s privatem Zimmer. Es war ein Wohn- und ein Schlafraum. Er selbst lag auf einer Couch, und ich merkte beim Herangehen, wie sich in ihm der Widerstand aufbaute und er nach den richtigen Worten suchte.
    »Wissen Sie, was das ist, was Sie hier getan haben?«
    »Was denn?«
    Er lachte mir ins Gesicht. »Das sollten Sie als Polizist doch wissen. Das ist Hausfriedensbruch, verstehen Sie? Und auch als Yard-Beamter können Sie sich das nicht leisten.«
    Ich lächelte kalt. »Wir haben unsere Gründe, Mr. Erskine.«
    »Die möchte ich gerne hören!«
    »Es gibt drei tote Frauen!«
    »Tut mir Leid um sie.«
    »Die Sie auf dem Gewissen haben!«
    Er begann zu lachen. So laut, dass sein Gelächter bis in den Nebenraum schallte. »Das glauben Sie doch selbst nicht. Ich soll drei Frauen getötet haben? Ich als Leiter einer sozialen Einrichtung? Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Sie ticken ja nicht richtig.«
    Ich sah, dass Bill an meiner rechten Seite vorbeiging und stehen blieb wie ein Leibwächter. Er übernahm auch das Wort. »Sie haben die drei Frauen, die Ihre Bräute waren, nicht als Mensch getötet, sondern als Monster, Mr. Erskine. Sie sind der Nachtschwärmer, vor dem sich so viele Menschen fürchten.«
    » Wer soll ich sein?«
    »Das wissen Sie genau!«
    »Nein, tut mir Leid. Und jetzt möchte ich, dass Sie meine Wohnung auf der Stelle verlassen. Was Sie hier tun, ist ungeheuerlich. Suchen Sie Ihre Nachteule oder wen auch immer woanders, aber nicht bei mir.«
    Er würde noch ein harter Brocken werden, das stand fest. Aber auch ich hatte meine Methode und nickte ihm zu, als ich auf sein Bett zuschritt.
    »Es tut mir Leid, wenn wir Sie belästigt haben sollten, Mr. Erskine, aber die Verbrechen, die hier passiert sind, nehmen uns alle stark mit. Deshalb entschuldigen Sie.«
    Erskine war durcheinander. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er saß in seinem Bett, schaute mich an, schüttelte auch den Kopf, aber die richtigen Worte fand er nicht.
    Ich zwang ihn zu einer Reaktion und streckte ihm die rechte Hand entgegen.
    »Nochmals meine persönliche Entschuldigung, Mr. Erskine.«
    Ich zwang ihn, nach meiner Hand zu greifen. Was er nicht sah, war das Kreuz in der Innenfläche.
    Er griff zu.
    Und er berührte das Kreuz, das ich ihm blitzschnell in die Faust drückte.
    In diesem Augenblick fiel seine Maske ab!
    ***
    Ich hatte meinen Talisman nicht erst aktivieren müssen. Seine Kraft reichte auch so aus, um diesem Wesen, diesem Zwitter zwischen Mensch und Monster, die Maske abzureißen.
    Er hielt das Kreuz wie im Krampf fest, während er zugleich seinen Oberkörper nach hinten schleuderte und ihn wieder in die Kissen drückte. Er schlug mit den Armen um sich, er trampelte mit den Beinen und strampelte sich dabei frei.
    Im Licht der Lampe verwandelte er sich in seine Zweitgestalt. Er wurde zum Nachtschwärmer, denn das Kreuz gab ihm keine Chance zu einer Rückkehr.
    Im Bett tobte er herum. Er brüllte, er drehte sich auf den Bauch, sein Körper zuckte hoch und zurück, und dann schleuderte er plötzlich das Kreuz zur Seite. Durch Zufall landete es vor meinen Füßen. Ich bückte mich schnell
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