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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition)
Autoren: Markus Tillmanns
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darüber informieren müssen: Immerhin war dies ein klares Indiz dafür, dass die Geheimhaltung der Adamant-Stufe bereits keine zwei Kalebassen mehr wert war. Die Risiken, die sich daraus ergaben, waren unkalkulierbar.
    Möglicherweise war es noch nicht zu spät. Heidugun war sicher nicht der Flinkste.
    Sie griff mit der Linken die Mappe und hielt auf den Hinterausgang zu. Einige neue Gäste standen unschlüssig herum und versperrten ihr den Weg. Mit einer hingeworfenen Entschuldigung drückte sie sich an ihnen vorbei. Jetzt rasch durch die Tür.
    Draußen dämmerte es bereits. Der dunkler werdende Himmel spiegelte sich in einer Pferdetränke wider. Der Geruch der Pferde und Kamele, die hier angebunden waren, war allgegenwärtig. Die große Sänfte dort, das musste seine sein. Dadalore hielt auf die vier kräftigen Sklaven zu, die das Kunstwerk aus blauer Seide schulterten. »Verzeiht, Eure Heilige Luminität?«
    Eine goldberingte Hand zog den Schleier zurück. Heidugun thronte im Inneren der Sänfte auf der Seite liegend. »Eure Capitalobservatorin? Ich dachte gerade noch über unsere kleine Unterhaltung nach, da führt uns der Götter Wille erneut zusammen.« Der Zauberpriester lachte, als sei ihm im Leben nichts Schöneres untergekommen. »Heidugun, sagte ich mir, lässt du der jungen Dame wirklich die Unterstützung zukommen, derer sie bedarf? Da fielen mir noch zwei Dinge ein, die Euch von Nutzen sein werden. Zunächst einmal solltet Ihr wissen, dass Ihr bei einem Fall der Adamant-Klasse unbegrenzten Zugriff auf die magischen Ressourcen Ihrer Majestät habt.«
    Dadalore stand da wie vom Donner gerührt. Nur langsam sickerten die Worte des Priesters in ihr Bewusstsein durch. Unbegrenzten Zugriff auf ...
    »Unerlässlich für Eure tägliche Arbeit ist der Gebrauch von arkanen Lakaien. Diesen solltet Ihr zum Beispiel unbedingt versuchen.« Der Schamane streckte Ihr aus dem Inneren der Sänfte eine Tonkugel von Faustgröße entgegen. Dunkel zeichnete sich darauf das Schattenbild eines Löwen ab. »Ihr kennt das Prozedere?«
    Dadalore war viel zu überrascht, um etwas zu antworten. Fahrig nickte sie.
    »Gut. Zögert nicht, einen Boten zu schicken, wenn Ihr weitere Lakaien benötigt. Ach und überdies werde ich mich ein wenig umsehen, ob ich nicht einen Gehilfen für Euch finden kann. Schließlich bedeutet das weise Los Tyrtallas nicht, dass Ihr Euch dieser Herausforderung alleine stellen müsst.«
    Unbegrenzte magische Ressourcen und einen Gehilfen? Vielleicht wendeten sich die Dinge doch noch zum Guten. Die Capitalobservatorin stotterte einen Dank hervor. Heidugun lächelte sie noch einmal an und zog den Schleier zu. Dann setzten die vier Lastsklaven sich in Bewegung und mit leichtem Schaukeln entfernte sich die Sänfte.
    Dadalore sah sie schon bald nicht mehr.
    Der Himmel verdunkelte sich rasch.
     
     
    Der Capitaloberobservator
     
     
    Die Zauberkugel lag verheißungsvoll in ihrer Rechten.
    Die Capitalobservatorin stand noch immer hinter dem Dritten Höcker und regte sich nicht. Sie sah hinab auf die Tränke. Die Wasseroberfläche kräuselte sich gelegentlich wie von Geisterhand. Schwer zu entscheiden, ob der heutige Abend nun ein gutes oder ein schlechtes Schicksal begründet hatte.
    Dadalore fingerte sich eine Strähne aus dem Blickfeld.
    Da fiel ihr wieder ein, dass sie den Zauberer eigentlich warnen wollte.
    Nun war es zu spät.
    Heidugun um eine Audienz zu ersuchen, mochte eine zeitraubende Angelegenheit sein. Auf die heutige Unterredung hatte sie eine Woche warten müssen und es drängte sich ihr der Verdacht auf, dass das Gespräch nur so zügig stattgefunden hatte, weil der Zauberpriester ihr die Mordsache zuschob. Dadalore war verstimmt wegen der Missachtung ihres ursprünglichen Anliegens und zugleich beschämt wegen der Großzügigkeit Heiduguns. Andererseits: Was hatte sie eigentlich erwartet? Dass der oberste Diener des Himmlischen Paares den göttlichen Ratschluss Tyrtallas infrage stellte? Und wenn sie das heilige Los noch so sehr anzweifelte, ein Priester konnte diesem Gedanken unmöglich folgen. Sie stand seit Monaten so unter Druck, dass sie viel zu sehr um ihre eigenen Sorgen kreiste. Wenn man es recht bedachte, konnte die Antwort gar nicht anders ausfallen, als sie ausgefallen war. Sie musste noch von Glück reden, dass der Schamane nicht erzürnt war, sondern ihr sogar Unterstützung zuteil werden ließ.
    Die Aktenmappe wog einiges. Behutsam legte Dadalore die Tonkugel auf dem Boden ab und
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