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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar
Autoren: Minette Walters
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wenn er wirklich Alzheimer hätte, dann hätt er doch nicht dran gedacht, sie in den Lift zu schleppen und ein ‘Außer Betrieb’-Schild anzubringen. Ist doch logisch, oder?«
    Sie kamen am Coop vorüber, wo ebenfalls alles neu gemacht und frisch gestrichen war. In der neuen kleinen Fußgängerzone davor waren junge Bäume gepflanzt worden, und es hatten – dank staatlichen Zuschüssen – mehrere neue Geschäfte aufgemacht, die einen frischen Wind mitbrachten, der hier vorher nicht geweht hatte. Eileen sagte, wie hübsch es hier jetzt aussehe und neigte dann plötzlich den Kopf zur Seite, um dem fernen Donnern von Planierraupen zu lauschen. »Haben sie mit der Humbert Street schon angefangen?«
    »Ja. Das erste Haus hat gestern dran glauben müssen.«
    »Es wird wirklich alles abgerissen?«
    »Bis auf den letzten Ziegelstein. In der Bassett Road auch. Sie räumen das ganze Gebiet zwischen Bassindale und Forest und fangen noch mal ganz von vorn an.«
    »Wurde auch langsam Zeit«, sagte sie. »Besser spät als nie. Und Sie fühlen sich wohl in Ihrem neuen Haus, Jimmy?«
    »Absolut. Verglichen mit dem alten ist es ein Palast. Wir haben diesmal einen richtigen Garten und können, wenn wir wollen, auch in eins von den neuen Häusern einziehen, sobald die fertig sind. Wir warten erst mal ab. Mal sehen, wie sie werden.«
    Sie drehte sich nach ihm um. »Gehen wir da jetzt hin?«
    »Es wird nichts verraten.«
    »Sind da Leute? Haben Sie mir deshalb die Decke übergelegt und einen Hut aufgesetzt? Schämen Sie sich mit mir, Jimmy?«
    Er drückte ihre Schulter. »Ich bin stolz auf Sie. Wie alle hier. Sie sind die berühmteste Person in der Acid Row. Alle wissen, dass Sie mehr Leben gerettet haben, als jeder andere, weil Sie es geschafft haben, Ihre Freunde und Verwandten dazu zu kriegen, ihre Türen aufzumachen.«
    »Trotzdem war es nicht genug«, sagte sie bekümmert. »Ich muss immer noch an den armen Arthur Miller und den kleinen Colin denken. Schrecklich. Ob Gaynor darüber je hinwegkommt, was meinen Sie, Jimmy?«
    »Nein«, antwortete er, »aber sie hat nicht mehr so viel Zeit an ihn zu denken, seit Sie sie zur ‘Hallo Freundschaft’-Betreuerin gemacht haben. Sie nimmt Johnny, Ben und Rosie auf alle Besuche mit, und die alten Leute sind glücklich. Die meisten sind so verwirrt, dass sie die Kleinen für ihre eigenen Enkel halten – aber wenigstens fühlen sie sich wieder zugehörig.«
    »Und Sie, Jimmy? Werden Sie je darüber hinwegkommen?«
    »Ich denke, ja«, antwortete er grimmig. »Wenn ich nicht mehr das Bedürfnis hab, Wesley Barber und diese blöde Kuh vom Sozialdienst abzumurksen. Die behauptet doch immer noch, sie hätte Mel gesagt, dass Milosz nicht gefährlich ist. Es wäre nicht ihre Schuld, wenn Mel zu dumm ist, richtig hinzuhören.«
    Eileen drehte wieder den Kopf. »Kein Mensch glaubt ihr, mein Junge. Die Menschen werden an ihren Taten gemessen, und Miss Baldwin war ihr Leben lang voller Hass. Sie ist eine dumme Person. Man erntet immer, was man sät, und sie erntet jetzt eine Menge Feindseligkeit. Wendy Hanson hat mir erzählt, dass ihre Exkollegen die Nase voll haben von ihren Entschuldigungen und dass sie vorhaben, sie wegen Volksverhetzung anzuzeigen.«
    »Damit kommen sie doch nie durch«, entgegnete Jimmy.
    »Wahrscheinlich nicht, aber dann wird ihr vielleicht endlich mal klar, was sie angerichtet hat. Es gibt zu viele Scharfmacher auf der Welt und nicht genug Friedensstifter.« Sie hob ihre verkrüppelte alte Hand über ihre Schulter, um ihm die Hand zu tätscheln. »Sie mögen alle möglichen Fehler haben, Jimmy, aber Sie sind ein Friedensstifter. Das ist etwas Seltenes und Wertvolles. Lassen Sie sich nie vom Zorn verleiten, das zu bezweifeln.«
    Er drückte einen Kuss auf die knorrigen Finger. »Was für Fehler? Ich bin Big Jim, vergessen Sie das nicht. Der Held des blutigen Tages. Und ich mach zum ersten Mal im Leben keine krummen Geschäfte.«
    Sie lachte wieder. »Und wie läuft das?«
    »Was erwarten Sie, wenn einer Peanuts dafür bezahlt kriegt, dass er ein runtergewirtschaftetes Jugendzentrum leitet. Ich bin eigentlich die meiste Zeit damit beschäftigt, meine Cetshawayo-Zulu-Show abzuziehen, um zu verhindern, dass diverse Banden sich gegenseitig umbringen. Aber es gibt ein paar echt gute Musiker drunter.«
    »Ach, dahin ist die ganze Studioausrüstung gewandert?«
    »Was für eine Studioausrüstung?«
    »Die Sachen sind auf mysteriöse Weise aus Nummer dreiundzwanzig verschwunden.«
    Er
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