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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder
Autoren: Ellery Queen
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Namen und Umstände durch Pseudonyme und leichte Veränderungen unkenntlich macht.
    Bevor das tatsächlich für den Preis von 7.500 Dollar auserwählte Werk gekrönt und in Fortsetzungen veröffentlicht werden konnte, machte der Verlag Bankrott, und der neue Inhaber verlieh den Preis einem Roman, der für die in Mehrheit weibliche Leserschaft seiner Zeitschrift geeigneter schien. »Der mysteriöse Zylinder« (»The Roman Hat Mystery«) erschien statt dessen 1929 als Buch, und sein Held und ›Autor‹ Ellery Queen trat seinen Siegeszug an.
    Im Unterschied zu seinem ruppigen Kollegen Sam Spade von der Westküste ist der New Yorker Ellery Queen eindeutig nach Europa hin orientiert; nicht nur seine Tweedanzüge bezieht er aus der Bond Street. Während Dashiell Hammett, aus der Tradition der populären ›Pulp Magazines‹ kommend, die typisch amerikanische Sonderentwicklung des Kriminalromans begründet, ist Ellery Queen unverkennbar beste britische Schule. Sein Landsmann S. S. van Dine ist ihm darin vorangegangen, und sein Landsmann John Dickson Carr wird ihm darin folgen; tatsächlich sind es drei Amerikaner, die zusammen mit den beiden britischen Damen Agatha Christie und Dorothy L. Sayers die populärsten Autoren der sogenannten englischen Schule sind und Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre das ›Golden Age‹ des klassischen Detektivromans begründeten, dessen die Liebhaber der Gattung mit immerwährender Nostalgie gedenken.
    Gemeinsames Ziel all dieser Autoren war es, die seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts wild wuchernde Literatur um Verbrechen und ihre Aufklärung zu einer Literatur sui generis zu machen und die Alltagskost der einfachen Leute zu einer Spezialitätenküche für den verwöhnten Gourmet zu veredeln. Es ist zugleich eine sehr alte literarische Tradition, an die dabei bewußt angeknüpft wird und die weit hinter den Gefühlskult der Empfindsamkeit zurückreicht: Rezeptionsorgan ist, wie von der Antike bis zur Aufklärung selbstverständlich, der Kopf, nicht das Herz; Literatur wird als intellektuelles Vergnügen empfunden, das der Kenner dem Kenner bereitet, als Spiel, dessen Regeln man beherrschen muß, um es genießen zu können. Es entwickelt sich die neue Spezies des Poeta doctus des Detektivromans: Nur der kann von Kollegen noch ernstgenommen werden, der erst die Feder in die Hand nimmt, wenn er selbst seinerseits nahezu alle ernstzunehmenden Vorgänger und Mitstreiter zur Kenntnis genommen hat. Willard Huntington Wrights Kenntnis von mehr als 2000 Werken des Genres ist bezeugt; von ihm (»The World’s Great Detective Stories«, 1927) sowie von Dorothy L. Sayers (»The Omnibus of Crime«, 1929) und Ellery Queen (»101 Years of Entertainment, The Great Detective Stories, 1841-1941«, 1941) stammen die drei besten und monumentalsten Sammlungen von Detektiverzählungen.
    Gerade beim letzteren ist dies ja von vornherein in der Fiktion angelegt: Er ist ja nicht nur Detektiv, sondern auch Schriftsteller im Feld des eigenen Hobbys sowie Bücherliebhaber und -sammler mit einer der vollständigsten Bibliotheken zur literarischen Gewaltdarstellung. Vetter Dannay hat hier offensichtlich seine eigene Leidenschaft auf seinen literarischen Halbsohn übertragen; trug er doch selbst im Laufe seines Lebens der Welt größte Sammlung von Detektivkurzgeschichten zusammen. Sie ist heute im Besitz der University of Texas, die Dannay aufgrund seiner Kennerschaft 1958/59 als Gastprofessor einlud – was sein Geschöpf Ellery bereits in den dreißiger Jahren an einer New Yorker Universität war. Auch John Dickson Carr liebte es, seine Romane mit Anspielungen auf literarische Vorgänger zu würzen und legendäre Heroen des Genres wie Edgar Allan Poe oder Wilkie Collins als Detektive oder ›Clue‹-Geber einzusetzen, und auch sein Detektiv Dr. Fell ist Kenner der Verbrechensgeschichte im Doppelsinn: Seine Vorlesung über »Mörder aus meiner Bekanntschaft« führt ihn an viele Universitäten, und seine berühmte »Locked Room-Lecture« im 17. Kapitel von »The Hollow Man« von 1935 ist bis heute das letzte Wort zu diesem zentralen Thema des klassischen Detektivromans. Selbst Agatha Christie, die als einzige der fünf Beherrscher des ›Golden Age‹ nicht als direkte Historikerin des eigenen Genres hervorgetreten ist, läßt Hercule Poirot Detektivromane lesen und preisen (»The Clocks«, 1963, 14. Kapitel) und hat vor allem mit der Technik des gezielten Regelverstoßes, der bewußten Lesertäuschung
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