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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder
Autoren: Ellery Queen
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mit der Handschriftenkunde geschlossen hatte, daß wir vielleicht Barrys Originaldokumente finden würden – und so war es auch.
Michaels’ Fall ist hochinteressant. Daß die Anklage gegen ihn damals nur auf Diebstahl lautete, verdankte er ausschließlich Fields cleveren Schachzügen vor Gericht. Aber Field besaß Material über Michaels, und er bewahrte die schriftlichen Beweise seiner wirklichen Schuld in seinem Lieblingsversteck auf – für den Fall, daß er sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal benutzen wollte. Eine wirklich sehr vorausschauende Natur, dieser Field … Als Michaels aus dem Gefängnis entlassen wurde, setzte Field ihn ohne Skrupel für seine schmutzigen Geschäfte ein, indem er ihn ständig mit diesen Beweisen seiner Schuld unter Druck setzte.
Michaels hatte nun schon seit langem danach Ausschau gehalten. Wie ihr euch vorstellen könnt, wollte er die Papiere unbedingt haben. Bei jeder Gelegenheit durchsuchte er die Wohnung danach. Und als das jedesmal wieder erfolglos blieb, wurde er immer verzweifelter. Ohne Zweifel hat sich Field in seiner teuflisch zynischen Art köstlich darüber amüsiert, daß Michaels Tag für Tag die Zimmer durchwühlte … Am Montag abend machte Michaels das, was er uns auch gesagt hatte – er ging nach Hause und legte sich schlafen. Aber als er Dienstag früh aus der Zeitung erfuhr, daß Field ermordet worden war, begriff er, daß das Spiel nun aus war. Er mußte noch ein letztes Mal nach den Papieren suchen; fand er sie nicht, so würde die Polizei es vielleicht tun, und er wäre in ziemlichen Schwierigkeiten. Deshalb ging er also das Risiko ein, der Polizei in die Arme zu laufen, als er am Dienstag morgen noch einmal in Fields Wohnung zurückkehrte. Die Geschichte mit dem Scheck war natürlich Unsinn.
Aber ich will jetzt auf Barry zu sprechen kommen. Die Originaldokumente, die wir in dem Hut mit der Aufschrift ›Diverses‹ gefunden haben, erzählen eine schmutzige Geschichte. Um es kurz zu machen: Stephen Barry hat einen Schuß schwarzes Blut in seinen Adern. Er kam aus einer armen Familie im Süden, und es gab einwandfreies Beweismaterial – Briefe, Geburtsregister und so etwas –, daß seine Abstammung einen schwarzen Schönheitsfleck besaß. Wie ihr wißt, war es Fields Geschäft, solche Dinge aufzustöbern. Irgendwie kam er an die Dokumente heran; wie lange das schon her ist, wissen wir nicht, sicherlich aber schon vor einiger Zeit. Als er sich Barrys Vermögenslage zu diesem Zeitpunkt anschaute, sah er, daß er nur ein Schauspieler war, der sich mühsam nach oben kämpfte, öfters abgebrannt als bei Kasse. Er beschloß, den Burschen zunächst einmal in Ruhe zu lassen. Wenn Barry irgendwann einmal zu Geld oder Ruhm kommen sollte, wäre immer noch Zeit genug, ihn zu erpressen … Aber selbst in seinen kühnsten Träumen konnte Field nicht Barrys Verlobung mit Frances IvesPope, der Tochter eines Multimillionärs, einer blaublütigen Dame der feinen Gesellschaft, vorausgesehen haben. Ich brauche wohl nicht zu erklären, was es für Barry bedeutet hätte, wenn die IvesPopes von seiner Abstammung erfahren hätten. Außerdem – und das ist auch nicht ohne Bedeutung – litt Barry wegen seiner Spielleidenschaft an permanentem Geldmangel. Alles, was er verdiente, landete in den Taschen der Buchmacher auf der Rennbahn; außerdem hatte er Riesenschulden gemacht, die er niemals hätte begleichen können, wenn die Heirat mit Frances nicht zustande gekommen wäre. Tatsächlich brauchte er so dringend Geld, daß er selbst es war, der unterschwellig auf eine schnelle Heirat drängte. Ich habe mich gefragt, welche Gefühle er wohl Frances entgegenbrachte, um fair zu sein – ich glaube nicht, daß er sie nur wegen des Geldes heiraten wollte. Wahrscheinlich liebt er sie wirklich; aber wer würde das nicht?«
Der alte Mann lächelte, in Gedanken verloren, und fuhr dann fort. »Field machte sich vor einiger Zeit mit den Dokumenten an Barry heran. Barry zahlte, soviel er konnte, aber das war jämmerlich wenig und stellte natürlich diesen unersättlichen Erpresser nicht zufrieden. Verzweifelt hielt er sich Field mit Vertröstungen vom Leib. Aber Field war selbst in Schwierigkeiten geraten und trieb nun nach und nach seine ›Außenstände‹ ein. Barry, der mit dem Rücken zur Wand stand, wurde klar, daß alles verloren war, wenn Field nicht zum Schweigen gebracht wurde. So plante er den Mord. Denn soviel war ihm klar: Selbst wenn es ihm gelingen sollte, die 50.000
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