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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann
Autoren: Helmut Wolkenwand
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Devisengeschäft erzählt habe, entspricht der Wahrheit. In diesem
Container dort sind fünfundsiebzig Millionen in gebrauchten Euroscheinen. Echte
Scheine, Heinrich. Nicht rückverfolgbar. Eine Million davon ist für dich. Sieh
es als eine Art Entschuldigung an.«
    Ich sah ihn sprachlos an.
    »Meinst du das ernst?«, fragte ich ihn.
    »Ja«, sagte er und legte den Kopf schräg. »Hast du das Mädchen
retten können? Ich wusste nicht, ob dir der Hinweis ausreichen würde, aber du
warst schon immer gut.«
    Ich zögerte, und er lachte.
    »Ich kenne dich, Heinrich. Du vergisst das immer wieder. Also ja.
Sag mir eines, habt ihr Hu und Horvath auch erwischt?« Er schüttelte lächelnd
den Kopf. »Ach komm, Heinrich, du glaubst doch nicht, dass ich nicht wüsste,
dass du mit dieser Kommissarin unter einer Decke gelandet bist. Landvogt hat
mir alles gesagt, was er wusste. Schade, dass du die Bilder gelöscht hast.«
    »Nein«, sagte ich, »das haben wir nicht. Hu und Horvath laufen noch
frei herum«
    »Zu schade«, meinte er und zuckte mit den Schultern. »Also kommen
sie bald her. Also gut, ich brauche jetzt doch deine Waffe. Vertrau mir. Nein,
Heinrich«, fuhr er mit kühler Stimme fort. »Ich meine es ernst. Ich schulde dir
was, aber ich lasse mich deswegen nicht von dir umlegen. Deine Waffe … aber vorsichtig.
Oder ich muss Plan B verwenden. Und der sieht nicht so rosig für dich aus.«
    Wenn er es so formulierte …
    Schweigend gab ich ihm meine Glock. Er überprüfte sie kurz und
nickte dann.
    »Stell dich dort hin«, sagte er und wies mit dem Lauf seiner eigenen
Pistole zu einem der Spinde. »Halt dir den Kopf, als wärest du angeschlagen, am
besten lehnst du dich noch so hin, als ob du kaum mehr stehen könntest. Bitte«,
meinte er lächelnd. »Tue es. Denk an Plan B.«
    Ich hielt mir den Kopf und lehnte mich wie angeschlagen gegen den
Spind.
    »Und was soll das jetzt werden?«, fragte ich ihn.
    »Du brauchst nichts zu tun. Gar nichts«, sagte er leise. »Ich habe
alles schon seit Jahren geplant. Ich muss nur noch die losen Enden verknüpfen.«
Er musterte mich. »Hast du noch immer die Walther, die du in deinem
Wadenholster trägst?«
    »Ja.«
    »Dabei?«
    »Ja.«
    »Gut«, meinte er überraschend. »Wenn es schiefgeht, benutze sie.« Er
legte den Kopf schräg. »Was ist mit den Orlovs?«
    »Sie werden nicht kommen. Tut mir leid.«
    »Nun, Hu wird etwas enttäuscht sein.« Er lachte leise. »Du verstehst
es noch immer nicht, nicht wahr?«
    »Du könntest es mir erklären«, schlug ich ihm vor.
    »Es ist ganz einfach. Ich habe dich um Hilfe gebeten, und du hast
mir geholfen, den größten Devisenraub der Geschichte aufzuklären. Zudem hast du
den Mörder erwischt, der in den letzten Tagen sein Unwesen hier getrieben hat.
Du bekommst die Lorbeeren … und ich gehe in den Ruhestand. Damit sind dann
meine Schulden bezahlt, in Ordnung?«
    Er klang so überzeugt. Als ob er glauben würde, was er da sagte.
    Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Hier standen wir in diesem
Lagerhaus, und er tat so, als ob unsere alte Freundschaft noch bestehen würde.
Das kam mir alles derart absurd vor …
    »Warte es einfach ab«, sagte er. »Hast du die Polizei einbezogen?«
    Ich nickte nur.
    »Gut«, sagte er erneut. »Damit habe ich gerechnet. Pscht«, meinte
er, als ich etwas sagen wollte. »Sie kommen.«
    Die Nebentür ging auf, und Hu und Horvath kamen herein. Speziell Hu
schien nicht besonders glücklich. Horvath griff zur Seite und schaltete das
Licht an, und sie blieben beide dort stehen und sahen uns ohne Überraschung und
Neugier an. Gernhardt hielt indessen seine Waffe auf mich gerichtet.
    »Also haben Sie ihn tatsächlich herlocken können«, stellte Horvath
dann fest und schüttelte etwas den Kopf, als er langsam näher kam.
    »So war es doch geplant«, meinte Gernhardt, und zu mir gewandt: »Keine
Bewegung, Heinrich. Ich meine es ernst.« Er sah zu Hu hin. »Und, die Sache mit
dem Mädchen erledigt?«
    Der zuckte mit den Schultern und zog die Tür hinter sich zu. »Ein
anderer Freier hat sie umgebracht. Sie haben ihn gerade verhaftet, als wir dort
ankamen. Schade, die Freude hätte ich gerne selbst gehabt.«
    »Tja«, meinte Gernhardt. »Manchmal läuft nicht alles wie geplant.«
    »So, Heinrich Schmitt«, sagte Horvath leise und kam näher. »Wussten
Sie, dass wir uns kennen? Sie haben meinen Vater ermordet.«
    »Der Scharfschütze, der Anna erschossen hat«, erklärte Gernhardt mir
und warf einen Blick auf seine
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