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Der Morgen der Trunkenheit

Der Morgen der Trunkenheit

Titel: Der Morgen der Trunkenheit
Autoren: Fattaneh Haj Seyed Javadi
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einrannte, in ihren Armen über mich lustig gemacht. In den Tagen und Nächten, in denen ich in Mashhad Gott demütig um Hilfe angefleht hatte, hatte Nimtadj wegen ihrer Schwangerschaft Heißhungergehabt und sich damit bei Mansur eingeschmeichelt. Sie spielten mit mir. Ich kochte vor Wut und sagte, »Herzlichen Glückwunsch.«
    Vor lauter Zorn und Eifersucht war meine Stimme belegt. Mansur bemerkte es nicht oder ließ es sich nicht anmerken. Ich erhob mich, um das Zimmer zu verlassen. Er sagte, »Mahbub, komm und setz dich neben mich.«
    »Ich habe Kopfschmerzen, Mansur. Ich geh schlafen.«
    Er sah mich verliebt an und fragte tadelnd, »Ausgerechnet heute nacht, wo ich da bin?«
    Er spürte, daß ich wütend war, und wußte nur zu gut, weshalb. Ich wunderte mich noch mehr als er über meine Eifersucht. War das nur der Instinkt oder entwickelte ich allmählich Zuneigung zu Mansur? Fing ich an, ihn zu mögen? Ja, ich verliebte mich gerade wieder. Diesmal sanft und zögernd. Der Wein war dabei, seine Blume zu entfalten. Deshalb war ich wieder eifersüchtig geworden.
    Nicht grundlos wartete ich nachts sehnsüchtig auf ihn und erwachte morgens aus Vorfreude auf ihn. Es war nicht Gewohnheit, es war Zuneigung. Eine Zuneigung, die ich mir nicht eingestehen wollte. Ich fürchtete mich. Ich hatte Angst davor mich zu verlieben und wußte nicht, daß ich bereits verliebt war. Noch war mein Körper jung und kämpfte gegen meine erschöpfte Seele an. Ich fürchtete mich auch vor meinem Körper, da ich bemerkte, daß er mich wieder besiegt hatte. Mein Herz war wieder entflammt und drängte mich, die sich danach sehnte, der Welt zu entsagen und sich in einen Winkel zurückzuziehen, wieder mitten in die Freuden des Lebens. Aber diesmal geschah es ganz langsam und bedächtig. Waren meine Gebete zum Teil doch erhört worden?
    Ich wandte mich wieder zur Tür. Mansur flehte, »Wende dich nicht ab von mir, Mahbube.«
    Ich sagte, »Eine Nacht bedeutet doch nicht für immer, Rahim Djan «, und biß mir sofort auf die Lippe.
    Wie vom Blitz getroffen erstarrte er. Er starrte mich an, ich ihn ebenso. Dann feuerte er die Tar zu Boden. Ich sagte mir, sie ist zerbrochen. Er trat vor, packte mich an den Schultern und sagte, »Sieh mich an. Sieh mich gut an. Ich bin Mansur, nicht Rahim. Ich bin nicht der, nach dem du dich sehnst. Ich bin derjenige, mit dem du dich notgedrungen abgeben mußt. Der, vor dem du fliehst.«
    Er ließ meine Schultern los und begann umherzugehen. Dann stützte er sich mit einer Hand an den Türrahmen und griff sich mit der anderen an die Stirn. Er imitierte meine Sprechweise, »Mansur Djan, lösch das Licht. Spiel nicht auf der Tar. Zieh die Vorhänge zu. Tu dies nicht, tu das nicht. Lach nicht. Stirb. Nimtadj wird es hören… Das sind nur Ausflüchte, Mahbube, lauter Ausflüchte. Ich weiß, du begehrst mich nicht. Aber was soll ich tun, damit du mich nur halb so begehrst, wie ich dich? Ich weiß es wirklich nicht. Ich würde alles hergeben, damit du dich in mich verliebst. Vom ersten Mal an, als du mich abgewiesen hast, bis heute habe ich deinen Rahim Djan beneidet. Ich mit all meiner Pracht und Herrlichkeit, wie du es nennst, sehnte mich danach, seinen Platz einzunehmen. Sag, Mahbube, sag, was soll ich tun, damit du mich begehrst? Die Eifersucht frißt mich langsam auf.«
    Er war wütend. Seine Stimme zitterte, aber er brüllte nicht. Er beschimpfte mich nicht und schlug mich nicht. Sogar beim Streiten war er besonnen. Doch ich war auch nicht besonders gelassen. Ich war ebenfalls wütend. Ich war aus der Haut gefahren und war nach dem Leben in Rahims Haus immer noch aufbrausend. Es brauchte seine Zeit, bis ich zur Ruhe kam. Ich sagte, »Ich habe mich geirrt, Mansur. Dieser Name ist mir herausgerutscht. Ich habe sieben Jahre lang mit ihm zusammengelebt. Nicht sehr glücklich. Aber ich nannte ihn jeden Tag bei diesem Namen, gezwungenermaßen. Ich hatte mich daran gewöhnt. Und jetzt ist mir sein Name auch nicht aus Zuneigung, sondern aus Gewohnheit aus dem Mund gerutscht. Du bist eifersüchtig? Ja, was soll ich denn sagen? Bin ich kein Mensch? Habe ich kein Herz? Bin ich denn aus Eisen? Nimmst du etwa Rücksicht auf mich? Deine Frau ist schwanger. Während ich den Ärzten die Türen einrannte, hast du am anderen Ende des Hauses mit ihr geschlafen. Ich darf zusehen und keinen Ton sagen. Nicht, daß ich mich etwa beschweren wollte. Sie ist auch keine schlechte Frau. Es ist nur mein Unglück. Ich kann nichts dafür. Ich
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