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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist
Autoren: Rick Yancey
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Will Henry. Du weißt, dass ich nicht lüge. Das weißt du doch von mir, oder?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich bin nicht die Hebamme deines Gebrechens, so es denn ein Gebrechen ist und sich nicht als Segen erweist. Ich weiß nicht, wie oder wann dein Vater sich diese ansteckende Krankheit zugezogen hat, obschon sie ohne Zweifel ein Nebenprodukt seiner Stellung bei mir war. In diesem Sinne, nehme ich an, war es kein Zufall, was mit ihm geschehen ist und was jetztmit dir geschieht. Du bist sein Sohn, Will Henry: Du trägst seine Last.« Er sah weg. »Wie es alle Söhne tun.«
    Später am selben Nachmittag zog sich der Doktor in sein Studierzimmer zurück, um eine Abhandlung vorzubereiten, die er beim jährlichen Kongress der Gesellschaft zu präsentieren beabsichtigte, und ermahnte mich, dass er nicht gestört werden durfte. In der Woche davor hatte er auf dem Postwege den frühen Entwurf einer Monografie erhalten, die von einem seiner Mitmonstrumologen in der Gesellschaft zum Vortrag gebracht werden sollte – keinem Geringeren als dem Vorstandspräsidenten – und ihm anonym von einem besorgten Kollegen geschickt worden war, der Warthrop dazu drängte, eine öffentliche Erwiderung aufzusetzen.
    Ich verbürge mich dafür, dass es keine Hyperbel ist zu beteuern, dass die gesamte Zukunft unserer Disziplin auf dem Spiel steht , schrieb der Verfasser des beiliegenden Schreibens. Und ich kann mir keinen besseren Mann denken, um die beängstigenden und gefährlichen Abhandlungen unseres geschätzten Präsidenten in Abrede zu stellen.
    Nachdem er den Entwurf des ehrwürdigen Dr. Abram von Helrung sorgfältig durchgelesen hatte, stellte Warthrop fest, dass er in beiden Punkten mit seinem Kollegen völlig übereinstimmte: dass das Papier des Präsidenten gefährlich war und dass es keinen besseren Mann gab, die zu erwartende Katastrophe abzuwenden, als Warthrop selbst. Mit seiner üblichen Zielstrebigkeit nahm er die Aufgabe in Angriff. An diesem speziellen Nachmittag arbeitete er gerade an der zwölften Version seiner Erwiderung an von Helrung.
    Während er sich im Weinberg seiner ansehnlichen Verstandesschärfe abplagte, zog ich mich in meine kleine Dachkammer zurück, um mich für einen kurzen Ausflug in die Stadt umzuziehen. Mein Vorhaben war simpel: ein paar Himbeerteilchen beim Bäcker besorgen, denn ich wusste, dass er nach einem fragen würde, wenn er am folgenden Tag aufwachte und selbst umalles in der Welt nicht in der Lage wäre zu begreifen, wieso der teilchenlose Zustand fortdauerte, obwohl ich Kenntnis von dem Mangel besaß.
    Zuerst fiel es mir in meiner Eile nicht auf (der Bäcker würde in weniger als einer Stunde schließen). Ich hatte mich umgezogen und griff gerade nach meinem kleinen Hut am Haken, als mein Blick zufällig nach unten fiel und ich ihn am Bettpfosten hängen sah: einen brandneuen Hut, sichtlich größer als sein ramponierter, schlammbefleckter Verwandter in meiner zitternden Hand. Was war das? Ich ergriff ihn, drehte ihn um und sah auf dem Innenband mit Goldfaden meine Initialen gestickt: W. J. H.
    Einen Moment lang stand ich wie angenagelt da, und aus irgendeinem Grund trommelte mein Herz, als würde ich einen steilen Hügel hochrennen, während ich in der einen Hand meinen kleinen Hut hielt, der immer noch schwach nach dem Holzrauch eines längst gelöschten Feuer roch, und in der anderen den neuen Hut, der aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien, aber selbstverständlich von irgendwoher – von irgend jemand  – kam.
    Barhäuptig, einen Hut – einer alt, einer neu – in jeder Hand, marschierte ich wieder nach unten. Aus der Bibliothek hörte ich das Geräusch eines schweren Gegenstands, der auf dem Teppich aufschlug, und stürzte in den Raum, um nach dem Rechten zu sehen. Ich war davon ausgegangen, dass Warthrop noch in seinem Studierzimmer war.
    Der Doktor saß auf dem Boden vor dem Kamin und schürte das Feuer. Neben ihm stand der alte Schrankkoffer seines Vaters. Falls er mein Erscheinen bemerkte, so ließ er sich nichts anmerken, als er den Deckel aufklappte und den Inhalt Stück für Stück in die lodernde Lohe warf. Mit jeder Hinzufügung schlugen die Flammen hoch und zischten (der Gestank der Schrumpfkopfhaare war besonders beißend). Ich ging an seine Seite und setzte mich hin. Er nahm kaum Notiz davon.
    Die Hitze auf unseren Gesichtern verstärkte sich. Er warfdie alten Briefe ins Feuer, einen nach dem andern. Falls ihm auffiel, dass einer geöffnet worden war ( Zuzeiten bin
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