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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist
Autoren: Rick Yancey
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Seele zu geben‹, sagte er mir unter vier Augen. ›Barmherzigkeit dem Unbarmherzigen. Menschlichkeit dem Unmenschlichen.‹«
    »Und Sie stimmten ihm zu«, sagte Warthrop.
    »Anfangs nicht. Ich wies das Angebot uneingeschränkt zurück. Ich verspürte nicht den Wunsch, Gott zu spielen.«
    »Aber Sie überlegten es sich anders. Wieso?«
    Starr schwieg sich aus. Seine Brust rasselte kontrapunktisch zu seinem gequälten Atem. Warthrop fügte dem Stapel noch zwei Münzen hinzu.
    »Woher wissen Sie, dass ich es mir anders überlegte?«, krächzte der wunderliche alte Kauz.
    »Sie haben Varner für sie eingesperrt. Das Gericht davon überzeugt, dass er geisteskrank war, und ihn weggeschlossen, damit nicht auf einmal noch irgendjemand seiner Geschichte Glauben schenkte.«
    »Varner war total verrückt.«
    »Und Sie stimmten dem zweiten Teil des Handels zu.«
    Starr befeuchtete sich die ins Purpurne spielenden Lippen. »Es gab keinen anderen Teil«, beharrte er. »Was soll das alles, Warthrop? Was wollen Sie von mir? Ich bin ein alter Mann, ein sterbender alter Mann, möchte ich hinzufügen. Warum kommen Sie her und setzen mir wegen der Vergangenheit zu?«
    Warthrop wirbelte herum, ergriff meinen verletzten Arm und stieß ihn dem erregten Nervenarzt unter die Nase.
    »Weil es nicht die Vergangenheit ist«, knurrte er. Er ließ mich frei und beugte sich dicht an das Gesicht des alten Manns heran. »Sie fragen, was ich will. Ich werde mit der gleichen Frage antworten: Was ist es, was Sie wollen, Jeremiah Starr? Sie haben mein Wort als Ehrenmann, dass ich niemandem erzählen werde, was sich heute zwischen uns ereignet. Sie sollen nicht den Rest Ihres elenden kleinen Lebens im Gefängnis verbringen oder es am Galgen beenden, auch wenn das Blut Ihrer zahllosen Opfer zum Himmel danach schreit! Ich weiß das meiste und glaube, das Übrige zu wissen, aber ich will es hören, und es ist sonst keiner mehr am Leben, der es gestehen könnte, außer Ihnen. Mein Wort haben Sie; was sonst noch?«
    Starr verweigerte ihm eine Antwort, aber seine Gier verriet ihn: Sein triefäugiger Blick huschte für einen Moment zu demMünzstapel neben seinem Ellbogen. Warthrop öffnete seine Börse und kippte den gesamten Inhalt auf den Tisch. Die Münzen klimperten und ergossen sich auf den abgetretenen Teppich. Eine landete mit dem Kopf nach oben auf der Wolldecke des Alten.
    »Da!«, schrie Warthrop. »Alles, was ich bei mir habe! Morgen werde ich Ihnen das Zehnfache davon geben, nur beantworten Sie die Fragen, damit die Angelegenheit ein für alle Mal ad acta gelegt werden kann … Die Kreaturen in der Obhut meines Vaters brauchten zwei Dinge, um überleben zu können während der Dauer dieses Eugenik-›Experiments‹, was immer auch sein wahrer Zweck gewesen sein mag: einen sicheren Zufluchtsort, den ohne Zweifel Mason und Slidell finanzierten, und Nahrung. Ja? Die beiden bauten das unterirdische Gehege, und Sie lieferten die Mahlzeiten. Ja? Sagen Sie ›ja‹, Sie abscheuliches Monstrum!«
    »Ja«, sagte Starr. Er krümmte sich, als ein erneuter Hustenanfall ihn schüttelte, und als er sich wieder zurücklehnte, hatte sein Gesicht die Farbe reifer Erdbeeren. Speichel sprenkelte sein Stoppelkinn. Warthrop wich angewidert zurück.
    »Und als der Krieg zu Ende war …?«
    »Er bot an, es selbst zu finanzieren«, gab Starr zu. »Er konnte es nicht aufgeben.«
    »Es nicht aufgeben?« Der Doktor wirkte entgeistert. » Was nicht aufgeben?«
    »Er hatte sie ziemlich lieb gewonnen, glaube ich. Fast wie seine Kinder oder Haustiere. Nichts für ungut, Warthrop. Er war ganz besessen von ihnen.«
    »Und Ihnen war es egal, wo das Geld herkam.«
    »Warthrop«, entgegnete Starr in einem herablassenden Ton. »Also wirklich! Diese …« Auf der Suche nach dem Wort fuchtelte er mit seiner gefleckten Hand in der Luft herum. »Diese sogenannten Patienten sind der Abschaum der Gesellschaft. Sie kommen hierher, weil sie sonst buchstäblich nirgendwo hinkönnen. Keine Familie oder keine, die sich zu ihnenbekennen würde. Alle sind sie geisteskrank – die meisten auf kriminelle Weise, und diejenigen, die nicht kriminell sind, haben das geistige Fassungsvermögen einer Steckrübe. Es ist menschlicher Abfall, von Menschen ausrangiert, giftig für die breite Masse und für sich selbst, vergessen, ungewollt; grausame, komische Nachäffungen all jener Dinge, die uns zum Menschen machen. Sie konnten hier verfaulen oder einem höheren Wohl geopfert werden.«
    »Mit dem
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