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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Autoren: Martin Hühn
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doch das Gerät hatte nicht nur, wie es in einer fremden Welt zu erwarten war, kein Netz, sondern war vollkommen tot.
    Daraufhin erwachte seine Neugierde. Um überhaupt klar sehen und denken zu können, machte er sich erst mal klar, dass die Welt zumindest nicht unmittelbar bedrohlich für ihn war. Manche Leute sahen ihn erstaunt an, was kein Wunder war, da seine schwere Winterkleidung in jeder Hinsicht alles andere als ortstypisch und angemessen erschien. Niemand schien bestrebt ihm irgendetwas anzutun.
    Konstantin schälte sich aus einigen Schichten seiner Oberbekleidung. Sein Schwindelgefühl ließ jetzt, als Luft an seinem kahlen Schädel und dem schweißnassen T-Shirt für Kühlung sorgte, langsam nach. Die Lederkleidung, die die Leute tragen, ist überall mit vielen kleinen Schlitzen und Löchern versehen. Daher können sie die schwüle Hitze darin ertragen. Und so einen extrabreiten Schlapphut könnte ich auch gut gebrauchen, sobald ich wieder in die Sonne komme - oder in einen Regenguss. Warum die Mücken wohl alle nur mich stechen? Ob die Leute Autan benutzen? Jedenfalls glaube ich, dass ich jetzt wenigstens weiß, warum die Gesichter der Leute mir ungewöhnlich vorkommen. Irgendwie sind sie kantiger, spitzer. Spitzere Nase, spitzeres Kinn, spitzere Wangenknochen. Die goldbraune Hautfarbe leistet auch ihren Beitrag. Wichtiger ist, dass die Haut das Licht manchmal regelrecht zu spiegeln scheint, während sie aus anderen Perspektiven glanzlos ist. Cool.
    Allmählich zu der ihm sonst eigenen, stoischen Ruhe zurückkehrend, begann er, das bunte Treiben um sich herum zu beobachten, fing an, Muster zu erkennen. Einige Leute transportierten Waren in Tragekörben oder auf hölzernen Schubkarren. Es entging Konstantins Aufmerksamkeit nicht, dass nirgends irgendwelche Kunststoffe zu sehen waren. Metallene Gegenstände waren dagegen verbreitet. Insbesondere fiel auf, dass fast alle Passanten zumindest ein Messer am Gürtel trugen. Bei der Mehrzahl kamen noch eine Machete oder ein Handbeil dazu. All diese Gegenstände sahen wegen ihrer individuellen Verschiedenheit aber auch durch gelegentlich noch erkennbare Schnitz- und Hammerspuren aus, als wären sie handgearbeitet.
    Nachdem er nicht mehr derart überwältigt vom Gesamteindruck war, fielen Konstantin weitere Einzelheiten auf. Offenbar gibt es auch hier ärmere und wohlhabendere Leute. Die Kleidung ist bei manchen schlicht gehalten und bei anderen aufwendig verziert und das Leder ist gefärbt. Die Reichsten tragen Stoffkleidung statt Leder, wahrscheinlich Baumwolle und robust verarbeitet. Luftlöcher fehlen nie. Konstantin musste sich sogleich eingestehen, dass diese Einschätzungen subjektiv waren. In einer fremden Welt konnten seine Beobachtungen durchaus auch anders interpretiert werden. Es wäre zum Beispiel denkbar, dass der Stil überhaupt nichts mit Wohlstand zu tun hat.
     
    Ein Jugendlicher nutzte die Gelegenheit und begann mit einem Messerchen die Geldbörse von einem dieser wohlhabend aussehenden Herren abzusäbeln, der direkt neben Konstantin stehengeblieben war. Das war offenbar kein reiner Zufall. Dem deutlich älteren Mann war an der spitzen Nase anzusehen, dass er überlegte ob er diesen seltsamen Zeitgenossen, Konstantin, wohl ignorieren könnte oder ob es notwendig wäre, wegen seiner Anwesenheit etwas zu unternehmen. Daher schien er abgelenkt, was dem Taschendieb nicht entgangen war.
    Ohne viel nachzudenken, ergriff Konstantin das Handgelenk des Jungen. Da registrierte der vornehme Herr, wie ihm mitgespielt wurde. Er fuchtelte aufgebracht mit den Armen und begann den Beutelschneider in dieser seltsamen Sprache anzuschreien: „K´Xadhod! Im beraky! Im y merak Celvisty! ….“ Erschrocken ließ Konstantin die Hand los, und sein zweiter Diebesfang dieses Tages ergriff nach erfolglosem Fischzug die Flucht.
    Spontan begann Konstantin, auf das verhinderte Opfer einzureden: „Entschuldigen Sie, ich habe mich leider verirrt. Ich weiß nicht, wo ich hier bin, wie ich hergekommen bin oder wie ich zurechtkommen soll, bis ich Näheres herausgefunden habe. Bitte helfen Sie mir!“
    Der Mann hörte sich die für ihn fremdartigen Worte eine Weile an, dann legte er die flache Hand auf seinen Mund und Konstantin begriff, dass man ihn zum Schweigen aufgefordert hatte. Anschließend klopfte er sich mit allen Fingerspitzen der rechten Hand auf die eigene Brust und sagte: „Celljin“. Danach klopfte er Konstantin auf die gleiche Art vor die Brust, lächelte und
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