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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Autoren: Martin Hühn
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unter die Jacke zu stopfen.
    Konstantin hatte sich in den letzten Minuten lediglich verträumt an seinen dunklen, dichten Koteletten gezupft. Diese Tätigkeit hatte ihn voll in Anspruch genommen. Doch nun trat er leise hinter den Übeltäter und sagte mit ruhiger Stimme: „So, und jetzt packst du das mal alles schön wieder aus, du kleiner Sack.“
     
    Konstantins große Leidenschaft waren Kriminalromane und alles, was mit Verbrechensbekämpfung zu tun hatte. Er hatte sich sogar ein originales Spurensicherungsset besorgt. Bei seinem tristen Bürojob half ihm diese Ausrüstung kaum weiter und auch sonst war dieses Hobby kaum gefragt. Wenn es in Familie oder Bekanntenkreis zu etwas Ungewöhnlichem kam, konnte man sicher sein, dass er allen mit seinen ´Ermittlungen´ auf den Wecker gehen würde. Das ging allerdings nie so weit, dass man ihm die Sache krummnahm. Trotz seiner Versponnenheit hatte er nämlich etwas an sich, von dem er selbst nichts ahnte: Charisma. Wer dermaßen viel ursprüngliche Gelassenheit und Autorität ausstrahlte, dem wurde sein Hobby nicht so leicht als Herumschnüffelei übel genommen. Die Kriminalitätsrate in Konstantins Bekanntenkreis tendierte sowieso gegen null. Einem Übeltäter, selbst durch Zufall, auf die Schliche zu kommen, war eine höchst beglückende Erfahrung für ihn.
     
    Kriminalkommissar Konstantin , dachte er versonnen, während der Junge hastig sein Diebesgut auf den Ladentisch knallte. Später erinnerte sich Konstantin immer wieder mit großer Zufriedenheit aber auch Wehmut an den Moment zurück, in dem er sich diesen Spitznamen gewählt hatte. ´ Schicksalhaft´ sollte er ihn nennen.
    Hier und jetzt konnte er befriedigt feststellen, dass die meisten Kunden aufmerksam seine kleine Heldentat verfolgten. Da nahm er es nicht übel, dass der Junge nun, da er alles wieder herausgerückt hatte, die Beine in die Hand nahm, um den Laden schleunigst zu verlassen. Immerhin war Konstantin ja eigentlich hier, um diesen etwas kitschigen bayrischen Bierhumpen zu kaufen. Natürlich wollte er diese Geschmacklosigkeit nicht für sich selbst, sondern für einen Freund, der so was sammelte, zum Geburtstag. Zerstreut und ein wenig siegestrunken starrte er auf den Humpen in seiner Hand und registrierte am Rande, wie ein anderer Kunde dem Jungen hinterher rief: „Lauf nur, beim nächsten Mal kriegt dich die Polizei ja doch, da solltest du mal drüber nachdenken!“
    Ganz kurz wurde es Konstantin schwindelig. Nur ganz, ganz kurz und auch nur ganz, ganz wenig. Kein Wunder, bei der Hitze, die hier plötzlich herrscht , dachte er.
    Mehr schien nicht geschehen zu sein. Dann sah Konstantin den Ladeninhaber durch einen Perlenschnurvorhang hinter der Theke hereinkommen. Seine Gesichtszüge wirkten auf den ersten Blick ungewöhnlich und weckten Konstantins Neugierde. Er konnte spontan nicht feststellen, was daran ihn eigentlich so irritierte, daher ließ er seinen Blick weiter über die Kleidung des Verkäufers schweifen. Das kurzärmelige Hemd und die gerade geschnittene Hose waren schlicht aber dennoch kunstvoll aus rohem Leder geschneidert worden. „Tshamwel?“ [2]
    Nach kurzem Zögern ließ der seltsame Typ weitere melodisch klingende Sätze, mutmaßlich in derselben, unbekannten Sprache vernehmen. „Es tut mir leid, ich spreche nur Deutsch, Englisch und Spanisch. Ich nehme dann das hier“, antwortete Konstantin achselzuckend, legte das abgezählte Geld auf den Tresen und verließ mit einem Gefühl zunehmender Verwirrung mit seinem Einkauf den Laden.
    Jetzt war ihm wieder schwindelig. Sein Unterbewusstsein hämmerte immer stärker an die Pforten seines Verstandes und schrie: ´ Aufwachen! Alarm! Achtung !´ Damit war ihm im Moment noch kein Erfolg beschieden. Wenn Konstantin vor sich hinträumte, brauchte es schon mehr als einige Unstimmigkeiten in seiner Umgebung, um ihn so rasch wieder zurückzuholen. Ich bin echt etwas bematscht. Es ist geradezu brütend heiß und die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass man zum Baden kaum ins Wasser zu springen braucht.
    Das Wetter gehörte normalerweise nicht zu Konstantins Lieblingsthemen. Dass seine Gedanken jetzt unaufhörlich um dieses Thema kreisten, war wirklich ungewöhnlich. Da muss einem ja ganz komisch werden. Hm. Der Geruch nach ätherischen Ölen ist eher angenehm. Verdammt Herr Oberkriminalrat, hier stimmt doch was nicht!
    Endlich drang diese Nachricht des Unterbewusstseins zu ihm durch. Allerdings erreichte der Schock erst einmal nur seinen
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