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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Autoren: Martin Hühn
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begann, um sie zu werben. Er hielt sich Verena weiter für ´das Grobe´ warm und belog sie schamlos über seine wahren Ambitionen, ohne sich wenigstens die Mühe zu machen, irgendwas zu verbergen. Zu dieser Zeit begann er gezielt, Verena herunterzuputzen und zu erniedrigen, um sich und ihr einzureden, sie hätte einen schlechten Charakter und verdiene die Behandlung. Als seine eigentliche Angebetete ihn dann in ihr Bett ließ war das für ihn das Signal, Verena fallenzulassen. Man muss zu Bernds Ehrenrettung sagen, dass er sich unter dem Einfluss seiner neuen Freundin erst einmal änderte. Heute war ihm sein Verhalten Verena gegenüber peinlich und er hielt sich aus diesem Grund von ihr fern. Für Verena spielte das keine Rolle. Sie begriff im Nachhinein, was Bernd für ein Schwein gewesen war und begann ihn zu verabscheuen. Noch drastischer war der Selbstekel, den sie entwickelte, weil sie immer weniger verstehen konnte, was sie an so einen Typen gebunden hatte. Seine neue Distanziertheit hielt sie für reine Überheblichkeit.
     
    Jetzt war es zu Verenas Missfallen ausgerechnet dieser Bernd, der sich wie selbstverständlich zum Anführer aufschwang: „Also, unsere Situation ist schlecht. Ihr dürftet begriffen haben, dass wir in eins von diesen Phänomenen geraten sind. Wir sind in einen Regenwald gestürzt, höchstwahrscheinlich irgendwo im Amazonasbecken. Wenn wir überleben wollen, müssen wir uns in die Zivilisation durchschlagen. Ich bringe euch schon hier raus. Erst mal will ich von euch hören, was ihr zu unserer Situation sagen könnt. Stellt euch vor, erklärt, was ihr beobachtet habt, ob ihr irgendwas über unsere Position sagen könnt, ob ihr verletzt seid und wenn ihr was über das Überleben in Dschungeln wisst, raus damit. Du zuerst.“
    Bernd deutete auf einen Jungen in Verenas Alter. Verena kannte ihn nur vom Sehen. Sein etwas kantiges Gesicht und die strähnigen Haare, deren Farbe irgendwo zwischen braun und blond lag, machten ihn nicht unbedingt zu einem optischen Leckerbissen, wenn es ihm auch nicht gerecht geworden wäre, ihn hässlich zu nennen. Zumindest Alexanders Smaragdgrüne Augen gefielen Verena.
    „Ich bin Alexander. Siebzehn. Während des Laufens ist mir schlecht geworden, dann bin ich plötzlich abgestürzt. Ich bin durch viele Pflanzen durchgerauscht und konnte meinen Sturz ganz gut bremsen. Irgendwann hat mich ein dickes Moospolster aufgefangen, sonst hätte mir das wahrscheinlich alles nichts genützt. So habe ich erst mal nur Kratzer abbekommen. Da war aber gleich ein Mückenschwarm, wie ich ihn noch nie erlebt habe.“
    Zumindest dieser Punkt war offensichtlich, denn Gesicht, Hände und Füße waren mit dicken Pusteln übersät. Immer wieder zuckte seine Hand zurück, wenn er sich dabei ertappte, daran zu kratzen. Auch das torfige Moospolster wäre nicht schwer zu erraten gewesen, wenn man den Zustand von Alexanders Judoanzug sah. „Ich dachte erst, dass ich auf dem Boden wäre, aber das war nicht so. Nach unten hin war ein total dichtes Pflanzengewirr und den eigentlichen Boden konnte ich nicht sehen. Da unten wird es richtig dunkel. Selbst wenn ich keine Hilferufe gehört hätte, wäre ich nach oben geklettert, um was zu sehen und um den Mücken zu entkommen. Das Klettern war an den meisten Stellen technisch ziemlich einfach. Der Wald hier ist total abgefahren. So cool hatte ich mir den Regenwald nie vorgestellt. Überall gibt es gigantische, querliegende Bäume, die scheinbar an den anderen, senkrechten Stämmen wachsen. Von so was hab ich noch nie gehört. In dieser Hitze zu klettern find´ ich mörderisch. Jedenfalls bin ich an zwei Franzosen vorbeigekommen, die nicht so viel Glück bei dem Sturz hatten wie ich. Beide tot.“ Verena sah, dass ein Schaudern Alexander ergriff. Trotz der Hitze bekam er eine Gänsehaut. Doch seinen Bericht setzte er ohne Unterbrechung fort: „Einer von ihnen war voller fingerdicker Ameisen. Die Biester haben mich auch gleich angegriffen.“
    Alexander zeigte einige hässliche ein bis zwei Millimeter lange und ebenso tiefe Fleischwunden an seinem sehnigen Arm. Niemand wollte sich vorstellen, was für Ameisen so zubeißen konnten, und während Verena schwieg, brachten einige durch Zwischenrufe ihr Erstauen darüber lautstark zum Ausdruck. Alexander ließ sich nicht beirren. „Ich bin also geklettert. Weiter unten war alles voll mit Pilzen an den Baumstämmen, richtig riesige Dinger. Ich bin auch an bestimmt zwanzig Schlangen vorbeigekommen,
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