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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze
Autoren: Carter Brown
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kenne das Stück schon.
Laientheater ödet mich ohnehin an .«
    »Jeder Spruch, den du abläßt , ist ein Spiel mit Wörtern — ein Wortspiel, das
besagt, du blickst durch und ich nicht. Aber du kennst nur die Grenzen deiner
Welt. Und die ist ganz schön mickrig. Du hast kein Monopol, was Wissen angeht .«
    »Monopoly ist das irrste Spiel,
das den Kapitalisten je eingefallen ist«, kicherte Moley .
    »Ja !« stimmten alle zu.
    Sauron lächelte rasiermesserdünn und
wandte den Blick plötzlich zu Calvin, die zum Reden ansetzte.
    »Ich wüßte nicht, weshalb Sie
Geld für mich haben sollten«, sagte sie von oben herab. »Aber meinetwegen
können Sie Ihre Aktentasche nehmen und wieder gehen. Ich will das Geld nicht .«
    Saurons Augen wurden kalt und hart.
Das war verräterisch, denn das Lächeln blieb. Ich konnte die kalte harte
Berechnung in diesen Augen spüren.
    »Ich würde gern allein mit
Ihnen reden«, sagte ich geduldig zu ihr. »Damit ich Ihnen die Umstände erklären
kann. Und wenn Sie im Zweifel sind, was Sie mit dem Geld anfangen sollen, will
ich Ihnen gern helfen .«
    »Das kannst du mir alles hier
erklären, Mr. Rechtsanwalt«, gab sie kühl zurück. »Wir sind eine Familie, und
was du auch zu sagen hast, es geht uns alle an .«
    Ich war erleichtert, daß sie
wenigstens darauf verzichtete, mich mit der kalten Höflichkeit einer
indignierten höheren Tochter abzuspeisen. Die förmliche Anrede hätte hier wie
eine Beleidigung geklungen.
    Sauron lächelte nicht mehr, er
schaute sie nur starr an. Ich nahm an, daß er versuchte, ihr eine Nachricht zu
übermitteln und im Augenblick nicht gerade glücklich über ihre Haltung war.
    Calvin schien das nicht zu
bemerken. Sie schaute mich an, abschätzend und überlegen.
    Da war nichts zu machen. Ich
mußte versuchten, sie später allein zu erwischen und mit ihr zu reden. Im
Augenblick konnte ich sie nur über die Umstände informieren und abwarten, was
sie dazu zu sagen hatte.
    »Dein Großonkel hat dir Geld
hinterlassen. Du bist ihm nie begegnet und warst nur ein Name für ihn, aber er
hat einen Teil seines Vermögens seinen jungen entfernten Verwandten
hinterlassen, um ihnen, wie er es formulierte, >eine glückliche Zukunft zu
bescheren<. Dein Anteil der Erbschaft — zwanzigtausend Dollar — wird zwei
Jahre lang verwahrt, bis du einundzwanzig bist, du kannst aber die Zinsen in
monatlichen Raten abheben. Was sagst du dazu ?«
    »Ich habe schon geantwortet .« Sie betrachtete mich uninteressiert. »Ich will das Geld
nicht. Ich bin auf den Kontakt mit der materialistischen Gesellschaft nicht
mehr angewiesen. Hier habe ich eine höhere Ebene erreicht und alle Brücken zu
dem abgestumpften und korrupten System abgebrochen. Geld würde nur zerstören,
was ich erreicht habe .«
    Ihre Augen waren kühl und
entfernt, aber ich war sicher, sie umstimmen zu können — wenn ich sie nur von
ihren verrückten Freunden loseisen konnte. Am meisten machte mir Sauron Sorgen, der bestimmt auf seine Art versuchen würde,
sie zur Annahme der Erbschaft zu bewegen. Dieser Typ wußte genau, wie teuer es
ist, die Seele zusammenzuhalten. Also sah es so aus, als müßte ich erst einmal
versuchen, ihre Meinung über Sauron zu ändern.
    Während ich so dastand und
angestrengt darüber nachdachte, wie alle möglichen Leute umzustimmen waren, und
mich wunderte, wieso ich eigentlich Anwalt geworden war und nicht Hypnotiseur
oder Demagoge, drehte sich alles um und starrte in Richtung Wald. Denn da kam
ein verrückter, dreckiger, lauter, gelenkiger, langhaariger, bärtiger,
barfüßiger, wild blickender Berggeist zwischen den Bäumen hervorgetobt und
brüllte wie ein besessener Medizinmann: »Die Bullen! Die Bullen! Die Bullen!«

3
     
    Es gab eine Panik, und einige
halbnackte Wilde drängten sich in die Zelte, während andere im Gebüsch
verschwanden.
    »Rennender Hirsch! Moley !« sagte Sauron ruhig wie ein Bergsee, kalt und sicher. »Holt das Zeug. Beide Beutel in den
Bach.«
    »Scheiße, Mann! Was ’ne Kacke !« stöhnte Rennender Hirsch.
    »Muß sein, muß sein«, brummte Moley . »Wir landen alle im Knast, wenn wir das nicht
schmeißen .«
    Und da kamen sie auch schon aus
den Zelten, jeder hatte einen Plastikbeutel in der Hand, und rannten zum Bach. Am Ufer hockten sie sich hin und leerten den Inhalt der Beutel ins
Wasser. Moley jammerte laut und fing an zu kichern.
Rennender Hirsch schaute nur trübselig drein.
    »Komm’ schon«, sagte Moley und stieß ihn an. »Das ist spirituell.
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