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Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)
Autoren: Dane Rahlmeyer
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spritzt, Gebell, das wie Messer in meine Tromme l felle sticht ...
    Wenn ich heute etwas kläffen höre, das größer ist als ein Chihuahua, tritt mir sofort der Schweiß auf die Stirn und meine Herzfrequenz macht Überstunden.              
    Sie können sich also vorstellen, welcher Körperteil mir auf Grundeis ging, als ich nach hundert rechtswi d rigen Schritten durch Elisa Prätorius’ Grundstück keine fünf Meter hinter mir ein animalisches Knurren ve r nahm, so tief, dass ich es bis durch die Schuhsohlen spürte.
    Der Drang zu rennen, war übermächtig – gleichzeitig waren meine Füße wie festgefroren. Der ganze Kai ein menschlicher Eiszapfen. 
    Dann: Schritte im Schnee. Knirsch, knirsch, knirsch. Immer näher und näher. Und plötzlich war die Starre aufgehoben, ich riss den Blick über die Schulter.
    Er stand direkt hinter mir, ein Berg aus Fell, Muskeln und Zähnen. Mit frisch geschärften Krallen stapfte er auf mich zu, den Atem in einer heißen Wolke vor der Schnauze, die Lefzen hochgezogenen. Und plötzlich bin ich wieder sechs Jahre und möchte mich so klein wie mö g lich machen.
    »W-Warte!«, brachte ich hervor, keine Ahnung, wie.
    Noch ein Schritt. Seine Augen leuchteten düster-rot wie Zigarettenglut. Er knurrte, Geifer lief ihm aus dem Maul. Ich konnte seinen Hunger wie ein Ofenfeuer sp ü ren, seine Wut: Hier stand ein mächtig angepisster Wolf, und die schwarzen Nägel an seinen haarigen Pranken würden mich wie Styropor zerreißen, wenn mir nicht schnell was einfiel.
    »I-I-Ich kann das erklären!«
    Noch ein Schritt. Lauf, du Idiot , dachte ich. Lauf, was du kannst! Nur würde ich keine drei Meter geschafft haben, bis er mich eingeholt hatte. Selbst durch meine Panik war dieser Fakt sonnenklar.
    Noch ein Schritt. Der letzte. Sein Schatten fiel auf mich. Er roch nach Aas, ich sah frisches Blut auf seinen schwarzen Lippen, rote Sprenkel auf der pelzigen Brust.
    Mach’s gut, Welt. War nett, dich gekannt zu haben.
    »Du hast hier nix verloren!«
    Ich war fast schockiert, das Ungetüm sprechen zu h ö ren. Seine Stimme war so tief, dass Jabba the Hut dag e gen echte Chancen hatte, bei den Kastelruther Spatzen mitzumischen.
    »Ich weiß!«, sagte ich oder besser: stotterte ich. »Aber ich ermittle in einem Mordfall und ...!«
    Seine ledrigen Nase kräuselte sich. »Alter, du stinkst !«, brüllte er.
    »T-Tut mir leid! Mein Deo versagt manchmal, wenn mein Leben bedroht wird!«
    »Du stinkst nach Blutegeln !« Er krümmte die Krallen. Ich kannte Skalpelle, die weniger scharf aussahen.
    Ich wich langsam zurück. Und er stapfte langsam n ä her. »Ich bin kein Vampir! Ich arbeite nur für einen!«
    Das alles schien seinen Hass nur weiter anzufachen. »Scheißblutegel! Diese miesen, arroga n ten ...!«
    Erst als er mich mit dem Rücken gegen eine kahle E i che getrieben hatte, fiel es mir siedend heiß ein: Jennys Silberdolch! » Platz! «, rief ich, als ich das Ding aus der Manteltasche riss und damit herumfuchtelte. Die Kli n ge reflektierte mein ängstliches Gesicht.              
    Der Wolf wich zurück, doch sein Knurren klang nur noch angepisster, was ich bislang nicht für möglich g e halten hatte.
    Ich japste nach Luft. »Jetzt lass mich endlich ausr e den! Ich suche Elisa Prätorius! Es gibt einige Fragen, die ich ihr stellen muss!«
    »Dürfte ich dann meinerseits erfahren, mit wem wir das Vergnügen haben?«, fragte eine weiteren Monste r stimme zu meiner Linken.
    Ich glaube, ich habe kurz gewimmert.
    Plötzlich stand neben mir ein zweiter Wolf: Stah l graues Fell glänzte im Mondlicht und seine Augen blitzten in giftigem Grün. Seine Stimme klang so fem i nin wie ein abgrundtiefes Grollen nur klingen konnte.
    »Elisa Prätorius ...« krächzte ich.
    Die alte Wölfin entblößte die gelblichen Zähne zu e t was, dass Ähnlichkeit mit einem Lächeln hatte. »Nein, ich glaube, das ist mein Name.«
    »Angenehm«, hauchte ich, den Rücken immer noch gegen die Eiche gedrückt. »Kai Hellmann.«
    Die Wölfin wandte sich an ihren Artgenossen. Wo ihre Schnauze hellgrau war, fast weiß, und ihr Fell matt und struppig, wirkte der Lycanthrop neben ihr blutjung mit seinem glänzendem Pelz. »Jonas«, sagte das Mo n strum namens Elisa Prätorius. »Wo sind deine Mani e ren? En t schuldige dich bei unserem Gast.«
    Verwirrt verengte der andere Wolf die Augen zu roten Schlitzen. »Was ...? Aber – der Kerl is’ hier einfach so ...!«
    »Ich sagte: entschuldige dich!«,
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