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Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)
Autoren: Dane Rahlmeyer
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wiede r kriegen.
    »Scheiße«, flüsterte ich. Hellmann, was hast du getan?
    »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf?« Mein Info r mant stand auf und richtete seine Krawatte. »Leben Sie in der Gegenwart, Herr Hellmann. Das macht die Dinge leichter.« Aber er zog das Papier aus seinem Koffer und reichte es mir.
    Ich starrte auf den Zettel, ohne ihn wirklich zu sehen.
    »Gegen eine weitere, kleine Gegenleistung, kann ich Ihnen sogar verraten, wer Vadim Zagan umgebracht hat. Ich verlange nur die E r innerung an ...«
    »Nein danke«, sagte ich. »Sie haben schon genug von mir.«
    »Geschäft ist Geschäft«, sagte er selbstzufrieden. »Sol l ten Sie meine Dienste je wieder benötigen, wissen Sie ja, wo Sie mich finden können. Ich wünsche einen erfolgre i chen Abend.« Er schloss seinen Koffer, setzte einen Hut auf, der vorher nicht da gewesen war, und lächelte mir ein letztes Mal zu. Dann war er verschwunden, zwischen zwei Lidschlägen ausgelöscht, als wäre er nie da gewesen.
    Auf weichen Knien suchte ich den Weg nach dra u ßen, wobei ich in meiner Erinnerung bohrte, wie die Zungenspitze in einem hohlen Zahn. Aber es war weg; es war alles weg und ich fühlte mich betrogen, beraubt –ärmer, als ich je zuvor gewesen war.
    Ich ließ das Azraels weit hinter mir. Die Stadt schien kälter geworden zu sein. 
    Aber zumindest hatte ich die Adresse der Oberwölfin.
     
     
    5
     
    Eine Minute vor Mitternacht erreichte ich die protzige Gründerzeitvilla abseits der City. Eine noble Gegend, voller nobler Paranoiker: Eine Mauer mit dezentem St a cheldraht umzäunte einen Garten von den Ausmaßen einer kleinen Südseeinsel, so dicht bewaldet, dass mich auch eine Wagenladung Brotkrumen nicht weiterg e bracht hätte.
    Hinter keinem der geschätzten einhundert Fenster der Villa brannte Licht, aber das musste nichts heißen. Wenn Vampire im Dunkeln sehen konnten, warum dann nicht auch Werwölfe?
    Ich versuchte, den Knoten in meinem Eingeweiden zu ignorieren und drückte den Klingelknopf neben der gusseisernen Eingangspforte. Es gab kein Namen s schild.
    Und auch keine Antwort.
    Ich zog den Mantelkragen höher, während der Wi n terwind heulte. Klingelte ein zweites, dann ein drittes Mal.
    Nicht der Hauch einer Reaktion. Entweder war ni e mand zu Hause oder man wollte nicht mit mir reden.
    Großartig. Ich blickte zur stacheligen Gartenmauer. Befand sich die Hausherrin vielleicht dort hinter, auf der Jagd in ihrem eigenen Privatwald? Versuch macht kluch , dachte ich mir, versuchte angestrengt, nicht da r an zu denken, welche Strafe die Oberwölfin gegen Hausfriedensbruch verhängte, nahm ein, zwei Schritte Anlauf – und sprang an der Mauer hoch. Ächzend und keuchend zog ich mich nach oben, meine Finger nur Millimeter vom Stacheldraht entfernt.
    Meine Kletterübung riss mir fast die Hose und edlere Teile auf, aber ich schaffte es in einem Stück auf die a n dere Seite, wo meine Schuhe in einem Schneehaufen versanken. Der Fast-Vollmond war gerade erst aufg e gangen und beleuchtete eine Legion knorriger Baum s kelette. Lustige Häschen hoppelten umher, aber kein Wolf weit und breit. Also marschierte ich tiefer und ti e fer in den Privatwald hinein. 
    »Hallo?«, rief ich. »Mein Name ist Kai Hellmann! Tut mir leid, dass ich hier einfach so eindringe, aber ich s u che eine gewisse Elisa Prätorius!« Ich nehme an, meiner Stimme war mein Herzflattern allzu deutlich anzuh ö ren. Im Gedanken summte ich Beethovens Siebte vor mich hin, wie immer, wenn mir vor Nervosität schlecht wurde. Der Effekt war gleich Null. 
    Ich glaube, es ist an der Zeit, Ihnen ein kleines G e heimnis zu verraten. Auch auf die Gefahr hin, unp o pulär zu werden – aber ich hasse Hunde. Hasse, hasse, hasse die Biester. Was übrigens auf Gegenseitigkeit b e ruht.
    Scheinbar kann ich an keinem Köter vorbeigehen, o h ne dass er die Zähne fletscht und den Sabber fliegen lässt. »Er merkt, dass Sie Angst haben«, hatte mir das Frauchen eines halb tollwütigen Dobermanns mal e r klärt.
    Wie hätte ich bei dem Biest keine Angst haben kö n nen? Erzählen Sie mir nichts von Domestizierung und Männchen machen: Raubtier bleibt Raubtier.
    Natürlich ist ein Kindheitstrauma schuld: Mit zarten sechs Jahren von einem pechschwarzen Hovawart a t tackiert zu werden, während man hilflos im elterlichen Auto festsitzt, kann so seine Spuren hinterlassen. Die Erinnerung ist noch kristallklar: Die Scheibe von seinem heißen Atem vernebelt, weißer Schaum, der gegen das Glas
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