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DER MILLIONÄR AUS MIAMI

DER MILLIONÄR AUS MIAMI

Titel: DER MILLIONÄR AUS MIAMI
Autoren: LEANNE BANKS
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meinen Sie nicht auch?“
    „Doch, schon“, räumte Rafe widerwillig ein.
    „Rein rechtlich gesehen könnten Sie dafür sorgen, dass er Mrs. Livingstone nie wieder zu Gesicht bekommt. Allerdings müssen Sie auch daran denken, was das Beste für Ihren Sohn ist. Wie würde er sich wohl fühlen, wenn er einfach so der Frau entrissen wird, die wie eine Mutter für ihn ist?“
    Bei dem bloßen Gedanken wurde Rafe flau im Magen. Er hatte Ähnliches erlebt. Er war noch ein Kind gewesen, als er seine Eltern und seine Familie verloren hatte. Und es hatte Jahre gedauert, diese tragischen Ereignisse auch nur ansatzweise zu verarbeiten. Obwohl er die Livingstones verachtete, musste er zugeben, dass Nicole Joel eine gute Mutter war.
    Sie schien anders zu sein als Tabitha, doch noch wusste er zu wenig, um sicher sein zu können. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie einen so anderen Weg eingeschlagen hatte als seine Exfreundin und ihr Vater – zumal Nicole keine Sekunde lang darüber nachgedacht zu haben schien, Rafe von Joel zu erzählen.
    Wieder überkam ihn die vertraute Bitterkeit. Jetzt war sein Moment gekommen, um sich ein für alle Mal an den Livingstones zu rächen. Er könnte ihnen Joel wegnehmen, für immer. Aber so verlockend der Gedanke auch war, es wäre egoistisch gewesen. Er hatte jetzt einen Sohn, an den er denken musste. Der bloße Gedanke machte ihn immer noch fassungslos.
    Nicole könnte ihm vielleicht nützlich sein … Sicher, sie war nicht sein Typ, dafür war sie nicht extrovertiert genug. Doch irgendetwas an ihr machte ihn neugierig. So gut sie ihre sinnliche Seite auch verbergen mochte, er war sich sicher, dass unter der zurückhaltenden Oberfläche tiefe Leidenschaft schlummerte. Sie brauchte einfach nur den richtigen Mann, um ihr wahres Ich zu entdecken. Unter anderen Umständen hätte Rafe dieser Neugierde nachgegeben, doch hier ging es um etwas viel Wichtigeres: um seinen Sohn.
    Nicole half ihrem Neffen nach dem Abendessen und einem ausgiebigen Bad, seinen Schlafanzug anzuziehen, und setzte sich dann neben ihn aufs Bett. „Was soll ich dir heute vorlesen?“, fragte sie.
    Als er mit einem hoffnungsvollen Ausdruck auf dem niedlichen Gesicht vier Bücher auf einmal hochhielt, wurde ihr schwer ums Herz. Er mochte nur ihr Neffe sein, aber in ihrem Herzen war er ihr Sohn. Und sie würde für ihn kämpfen.
    „Vier?“ Sie lächelte. „Ich dachte eher an zwei.“
    „Aber ich mag sie alle“, erwiderte Joel ernst und blickte betreten auf die Bücher in seiner Hand. Sich entscheiden zu müssen schien ihn vollkommen zu überfordern.
    Nicole seufzte. „Na gut, aber nur ausnahmsweise.“ Natürlich wusste sie nur zu gut, dass sie am nächsten Abend wieder nachgeben würde. Manchmal hatte sie den Verdacht, dass sie diese friedlichen Abende noch mehr genoss als Joel.
    Er kuschelte sich an sie und schlug das erste Buch auf, das von einer kleinen Maus handelte, die eine riesige Erdbeere fressen wollte.
    Im Stillen fragte Nicole sich immer wieder, ob sie wohl noch einmal von Rafe Medici hören würde. Nachdem er sich weder am vergangenen noch an diesem Tag gemeldet hatte, hatte sie sich ein wenig entspannt. Wie konnte eine einzige Begegnung mit ihm sie nur so sehr verängstigen, dass sie ernsthaft darüber nachdachte, mit Joel das Land zu verlassen?
    Tabitha war gestorben, als Joel erst sechs Monate alt gewesen war, und seitdem betrachtete er Nicole als seine Mutter. Sie war diejenige, die er bei sich haben wollte, wenn er sich das Knie gestoßen hatte oder krank war. Sie war diejenige, nach der er die Arme ausstreckte, wenn er eine Umarmung brauchte.
    Schon am Tag seiner Geburt hatte Nicole ein enges Band zwischen sich und ihrem Neffen gespürt. Die Entbindung war kompliziert gewesen, und Tabitha hatte ihre Schwester an ihrer Seite gebraucht. Noch im Krankenhaus war Tabitha an einer Infektion erkrankt. Die folgenden sechs Monate waren für alle Beteiligten ein fürchterliches Wechselbad der Gefühle gewesen. Nicole hatte schnell entschieden, weniger zu arbeiten, um ganz für ihre Schwester und ihren Neffen da sein zu können.
    Tabitha hatte schon nach kurzer Zeit die Geduld mit sich und ihrer Krankheit verloren und ihre Medikamente nicht mehr regelmäßig genommen. Abends war sie manchmal ausgegangen und hatte sich auf Partys herumgetrieben, während sich Nicole um Joel gekümmert hatte.
    Eines Nachts war sie dann einfach zusammengebrochen und mit Blaulicht zurück ins Krankenhaus gebracht worden.
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