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DER MILLIONÄR AUS MIAMI

DER MILLIONÄR AUS MIAMI

Titel: DER MILLIONÄR AUS MIAMI
Autoren: LEANNE BANKS
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Die Infektion hatte sich in ihrem ganzen Körper ausgebreitet. Eine Woche später war sie gestorben.
    Am Boden zerstört und geschockt, hatte Nicole sich zunächst darum gekümmert, entsprechend Tabithas Wünschen das alleinige Sorgerecht für Joel zu beantragen. Zwar hatte ihr Vater ihr angeboten, dass sie mit seinem Enkel bei ihm leben könne, doch sie hatte abgelehnt. Ein so verletzliches Kind wie Joel ihrem unberechenbaren Vater auszuliefern war ihr einfach nicht richtig erschienen.
    Während sie Joel fester an sich drückte und begann ihm das zweite Buch vorzulesen, spukte Rafe Medicis Drohung noch immer durch ihre Gedanken. Als Nicole bei der vierten Geschichte angelangt war, spürte sie, wie ihr Neffe sich in ihren Armen entspannte und sein Atem ruhig und gleichmäßig wurde.
    Nicole musterte sein schlafendes Gesicht und musste lächeln. Vorsichtig legte sie ihn aufs Bett und beobachtete, wie er sich mit geschlossenen Augen unter die Decke kuschelte. Sanft küsste Nicole ihn auf die Stirn, schaltete die Dinosaurierlampe aus und schlich aus dem Zimmer.
    Im Wohnzimmer legte sich Stille um sie. Nach Tabithas Tod hatte es Augenblicke gegeben, in denen Nicole befürchtet hatte, der Aufgabe, Joel allein großzuziehen, nicht gewachsen zu sein. Dann hatte sie begriffen, dass sie keine andere Wahl hatte, dass sie sich einfach durchbeißen musste.
    Und seit Joel die ersten Zähne bekommen und die Windpocken durchgestanden hatte, stellte sie ihre Kompetenz nicht mehr so häufig infrage. Joel war ein glückliches und gesundes Kind.
    Doch an diesem Abend erinnerte die Stille Nicole schmerzhaft daran, dass sie abgesehen von Joel allein war. Ihre Mutter lebte in Frankreich, ihre Schwester war tot, und ihrem Vater konnte sie nicht über den Weg trauen.
    Um sich abzulenken, hörte sie leise Popmusik. Dann schenkte sie sich ein Glas Wasser ein und konzentrierte sich auf die Arbeitsunterlagen, die sie an diesem Wochenende bearbeiten wollte.
    Aber die Gedanken an ihre Einsamkeit beschlichen sie immer wieder. Zum Glück gab es wenigstens ihre Cousine Julia, die häufig schimpfte, weil Nicole niemals ausging. Ihr fiel es jedoch einfach zu schwer, Joel abends allein zu lassen. Tabitha mit ihren ewigen Partys hätte dieses Problem wohl nicht gehabt.
    Ihre Schwester war ein wahrer Männermagnet gewesen.
    Nicoles letzte Beziehung hatte geendet, als sie so häufig bei Tabitha im Krankenhaus gewesen war – eine Verpflichtung, für die ihr Freund kein sonderlich großes Verständnis aufgebracht hatte. Eines Tages werde ich vielleicht den Richtigen finden, dachte Nicole. Einen ganz normalen Mann, der kein aufgeblasenes Ego hat und sich auch für andere Dinge interessiert als für seinen Erfolg. Eines Tages – aber nicht jetzt.
    Sie zwang sich, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
    Eine halbe Stunde später klopfte es plötzlich an der Tür. Wer um Himmels willen kam unangemeldet um halb neun bei ihr vorbei?
    Als sie aufstand, hatte sie ein ungutes Gefühl. Langsam ging sie zur Eingangstür. Noch während sie einen Blick durch den Spion warf, schien sich eine eiserne Faust um ihr Herz zu schließen. Denn vor der Tür stand ihr fleischgewordener Albtraum.

2. KAPITEL
    Am liebsten hätte Nicole einfach nicht aufgemacht, aber sie fürchtete, dass Rafe Medici dann klingeln würde, was Joel aufgeweckt hätte. Ihr Atem ging schnell und flach. Im Geiste wappnete sie sich kurz für die Auseinandersetzung, die ihr bevorstand, dann öffnete sie langsam die Tür und sah Medici in die Augen.
    „Joel ist mein Sohn“, sagte er ohne Umschweife. Seine Stimme klang eiskalt.
    „Joel gehört zu mir, rechtlich und im Herzen“, antwortete sie ohne Zögern.
    „Tabitha war seine Mutter.“ Er verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. „Mich wundert nicht, dass sie mir nichts von ihm erzählen wollte, schließlich war ich ihr noch nicht einmal gut genug, um mir treu zu sein.“
    „Meine Schwester hat ihre Wünsche bezüglich Joel klar und deutlich in ihrem Testament festgehalten“, erklärte Nicole. „Sie wollte, dass ihr Sohn ein liebevolles und stabiles Zuhause hat.“
    „Meinen Sie nicht, dass er ein Recht darauf hat, seinen Vater zu kennen?“, entgegnete er zornig. „Fast vier Jahre lang haben Sie ihm das vorenthalten!“
    „Ich kann Ihnen versichern, dass Joel nicht darunter gelitten hat. Er ist mein Lebensmittelpunkt, und ich sorge dafür, dass ihm nichts fehlt.“
    „Das ändert doch nichts daran, dass er auch einen Vater braucht!“
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