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Der mieseste Liebhaber der Welt

Der mieseste Liebhaber der Welt

Titel: Der mieseste Liebhaber der Welt
Autoren: dtv
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Strippen herum, mit denen das Bikinioberteil zusammengehalten wurde. Als
     das nicht sofort funktionierte (mit meinem motorischen Feingefühl hätte ich in dieser Situation nichtmal einen Backstein aufheben können), stülpte sie sich das Oberteil kurzerhand über den Kopf.
    »Aber nicht spinxen, Markus!«, informierte sie mich kokett und drehte sich dabei schon wieder zu mir um. (In diesen Minuten
     lernte ich eine Menge über den Begriff »mixed messages«, ohne ihn überhaupt zu kennen).
    Ich hätte schon die Augen schließen müssen, um ihre Brüste zu übersehen. Ich schluckte. Meine Mundhöhle war eine Kolonie der
     Sahelzone. Ich rieb ihr mit dem Öl mechanisch den nackten Rücken ein und drehte dabei fast durch.
    »Sei nicht so sparsam mit dem Öl, Markus, meine Haut
braucht
die Feuchtigkeit!«
    Ich begann noch einmal von vorn und strich langsam an ihrem glatten, braungebrannten Rücken hinunter bis zum Ansatz ihrer
     festen kleinen Hinterbacken. (Ich sehe sie manchmal heute noch vor mir.)
    »Da komm ich selber hin, danke!«, ließ sie mich wissen und bedachte mich mit einem Blick, der zu gleichen Teilen Belustigung
     und Aufforderung spiegelte. DAS hier war reinste Folter.
    »Sag mal, Markus, hast du eigentlich auch schon eine Freundin?«
    Was sollte das denn jetzt?
    »Nein, im Moment nicht.«
    Angelique lachte auf.
    »So, im Moment nicht   …«
     
    Das stimmte. Mein Interesse für Mädchen war eher sprunghaft und noch nicht von allzu gezielten Annäherungsversuchen geprägt.
     Ich begann gerade erst, mich ein wenig konkreter für sie zu interessieren. Klar, ich war scharf auf Brigitte Bardot und Uschi
     Obermaier (jedenfalls auf die Nacktbilder der beiden in der ›Neuen Revue‹ oder der ›Praline‹). Aber meine Kontakte zu Mädchen
     in der richtigen Weltkonnte man an einer Hand abzählen. Auf einer Klassenfete in der 7A hatte ich beim Flaschendrehen mitgemacht und ein paar Mädchen
     geküsst. Das hatte mir zwar ein Gefühl dafür vermittelt, was für ein Aroma Leberwurstbrötchen und Zwiebelfrikadellen in einer
     Mundhöhle hinterlassen. In erotischer Hinsicht hatten diese flüchtigen Berührungen aber kein großes Verlangen ausgelöst. Die
     knapp bekleideten Mädchen in der ›Bravo‹ fand ich durch die Bank anziehender als die knapp bekleideten Mädchen in unserem
     Freibad. (Angelique an unserem Pool spielte da in einer ganz anderen Liga. Sie hätte auch mit dem Raumschiff Enterprise anreisen
     können, so wenig passte sie zu den normalen Bildern in meinem kleinen Leben.) Ich hatte den Eindruck, dass Mädchen meine subtilen
     Botschaften einfach nicht verstanden. Manchmal sehnte ich mich danach, eines von ihnen näher kennenzulernen und mit ihm
befreundet
zu sein. Aber ich wusste nicht so genau, wie ich das anstellen sollte. Und diese Sehnsucht kannte auch noch keinen geeigneten
     Adressaten. Es war ein unbestimmtes Verlangen nach
irgendeinem
Mädchen. Wenn ich tagträumte, stellte ich mir vor, wie ich an einem windigen Herbsttag auf einer Parkbank unter zwei großen
     Bäumen mit goldroten Blättern saß und einsam in einem Buch las, und wie dann plötzlich, wie aus dem Nichts, ein wunderschönes
     Mädchen auftauchen würde und mich in ein Gespräch verwickelte. (Allein der Teil mit dem Gespräch war schon unwahrscheinlich
     genug, denn wenn ich eine Sache gut konnte, dann waren das
wenige
und
kurze
Sätze   …) Hin und wieder lungerte ich tatsächlich auf einsamen Parkbänken herum, aber bevor sich ein wunderschönes Mädchen zu mir
     setzen konnte, wurde mir entweder langweilig oder kalt.
    Ein einziges Mal war ich selbst in die Offensive gegangen. Das war in der vierten Klasse, als ich mit meinem Freund Fredi
     einen Plan ausheckte, um mich bei Marion Wollwebereinzuschleimen. Fredi sollte Marion den Schultornister abnehmen und damit weglaufen. Mein Job bestand darin, von Fredi den
     Ranzen zurückzuerobern und wieder an die hübsche Marion auszuliefern. Markus, der Retter! Leider funktionierte nur der erste
     Teil unseres ausgefuchsten Plans. Marion lief heulend nach Hause, nachdem Fredi ihr den Tornister abgenommen hatte, und ich
     trottete ihr dann mit dem guten Stück hinterher. Statt von Marion wurde ich auf halbem Weg von ihrer Mutter empfangen, und
     zwar nicht mit einem strahlenden Lächeln, sondern einer Ohrfeige und ziemlichem Gebrüll. So viel zu meiner Flirt-Premiere.
     (Dass ich mal der »Date Doctor« werden würde, dürfte Marion Wollweber damals nicht geahnt haben, vom
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