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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Thomas Raab
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Danjela, zwang sich zur Selbstbeherrschung und wagte einen letzten zaghaften Versuch: »Aber weder hab ich etwas eingepackt noch einen einzigen Cent in der Hosentasche«, worauf auf den Koffer gedeutet wurde und die Ernüchterung folgte: »Is alles fix und fertig, von Personalausweis bis Bermudashorts, und, bitte, is nix Flugzeug!«, stolz ist ihr Gesicht: »Und bin ich oscarreif, weil hast du ganze Zeit nix gemerkt, dass ist was faul in Staate Dänemark!«
    »So also fühlt sich Entmündigung an«, ging es dem Metzger durch den Kopf, während er hochkonzentriert den Kampf gegen die Tränen der Verzweiflung führte.
    »Dänemark klingt gut, da wär es nicht so heiß. Also: Urlaub wo und wie lange?«
    Wie erschlagen nahm er die erschütternden Informationen zur Kenntnis, auf den Schaumstoffsitzen Platz und das stets in seiner Hosentasche einsatzbereite, gebügelte Stofftaschentuch zur Hand. Dann gab er seinen Gefühlen, seiner rinnenden Nase und seinen geröteten Augen freien Lauf.
    »Hab ich gewusst, freust du dich!«, zeigte schließlich auch Danjela blind vor Vorfreude ihre Form der Anteilnahme, gab ihrem Willibald einen Kuss auf die Stirn, und der Metzger wusste: Wenn Madame Djurkovic aus diesem Schlafwandel erwacht, sie folglich wieder zu den Sehenden zählt, wenn ihr also die volle Breitseite der Ernüchterung ins Gesicht schlägt, wird sich zeigen, aus welchem Holz diese Beziehung geschnitzt ist – und zumindest mit Holz kennt er sich aus, der Willibald.

    Mit der gerade auf seinen Kopf gerichteten Pistole und den damit verbundenen Aussichten allerdings hat er weniger Erfahrung.

Hochgebirge und Amöben
    »Mensch, det freut mir ja janz besonders, det sind nämlich verdammt jute Aussichten, die jibs sonst nur im Hochjebirge. War ick erst jestern da jewesen.«
    »Was?«
    »Also bei uns heeßt det immer noch: ›Wie bitte‹! Und den Rest hab ick, denk ick, deutlich jenug jesacht!«
    »Du denkst? Also ich hab eher den Eindruck, da hat wer seine letzten paar intakten Gehirnzellen ganz gewaltig in Alkohol eing’legt. Und jetzt zisch ab, sonst reib i da ani auf!«
    »Ick, ick …!«
    »Was, bitte, is da nicht zum Kapieren? Also, auf Hochdeutsch: Verpiss dich, zieh Leine, husch, husch!, sonst knallt’s?«
    »Det jibts ja janich! Willste mir jetzt uff die Schippe nehm, oder wat? Erstens sind wa hier verabredet, zweetens kennste mir doch und weßt jenau, wer ick bin, und drittens, det Erkennungszeichen mit Hochjebirge und jute Aussichten hab ick doch laut und deutlich zum Besten jejeben, wat, bitte, willste noch?«
    »Also treffen soll ich wen, der mich mit ›Gestern war die Aussicht im Hochgebirge hervorragend‹ begrüßen soll – und zwar erst in vier Tagen.«
    »Hab ick doch jesagt!«
    »Ne, haste nicht!«
    »Na und ob ick det hab, ick …«
    »Ick, ick, ick, was soll des heißen, hakelst jetzt auf Teilzeit beim Ikea? Und was das Erkennungszeichen angeht, hat ja jeder Schimpanse ein entwickelteres Sprachzentrum! Glaub mir, mit einem derartigen Vollpfosten, der sich nicht einmal einen ganzen Satz merken kann, will ich im Traum nicht verabredet sein!«
    »Kannste dir aber nich aussuchen. Versteh ick ja überhaupt nich, warum wir jetz plötzlich ’n Erkennungszeichen brauch’n wie in nem lächerlichen Ajentenfilm!«
    »Weil der Chef das so will, Szepansky, kapiert? Wir haben kaum noch Fahrer, fast jedem is was passiert. Komisch is das alles. Heutzutag kann man einfach nicht vorsichtig genug sein. Trotzdem versteh ich nicht, warum mir der Chef den größten Fetzenschädel von allen schickt.«
    »Erstens hab ick mir det allet nich ausjesucht, sondern wurde einjeteilt. Zweetens hat mir der Cheffe extra früher jeschickt, warum, det musste ihn frajen. Und drittens jenieß ick det jetz, wenn ick schon so weit fahren muss, verstehste. Is doch ’n Paradies, det Janze hier. Det Leben kann so jewaltig schnell ne andere Kurve nehmen. Außerdem schwimm ick für meen Leben jern!«
    »Na meinetwegen, dann saufst halt ab.«
    »Übrijens wäre deene Antwort jewesen: ›Die eenen zieht et ins Hochjebirge, ick aber bevorzuge det Kap der Juten Hoffnung!‹«
    »Du Amöbe, des is foisch. Richtig wäre: ›Ich ziehe dem Hochgebirge das Kap der Guten Hoffnung vor.‹ Ist nicht dasselbe, oder?«
    »Janz jenau: Hochjebirge und Kap der Juten Hoffnung is nich detselbe. Und det det klar is, für alle Zukunft: Ick lass mir nich verscheißern!«
    »Mich, du Legastheniker, mich!«

Der Ramsch und der Rolf
    »Hände hoch!«, hat der Ton
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